| # taz.de -- Neues Gesetz zum Rüstungsexport: Mal wieder später als versprochen | |
| > Das Wirtschaftsministerium macht Vorschläge für strenge Gesetze erst nach | |
| > der Wahl. Jetzt gibt es nicht mal den Abschlussbericht der Experten. | |
| Bild: Ex-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hatte Ergebnisse „natürlic… | |
| Berlin taz | Sigmar Gabriel hatte einen klaren Zeitplan. Vor über einem | |
| Jahr kündigte der damalige Wirtschaftsminister in der Berliner | |
| Bundespressekonferenz eine Expertenkommission an: Sachverständige sollten | |
| über das deutsche Rüstungsexportrecht diskutieren und zügig Vorschläge für | |
| ein neues, strengeres Gesetz präsentieren. Die Kommission „soll natürlich | |
| ihre Arbeit in dieser Legislaturperiode abschließen und nicht etwa darüber | |
| hinaus arbeiten“, [1][sagte Gabriel damals]. | |
| Daraus wird nun nichts. Wie das Wirtschaftsministerium der taz mitteilte, | |
| wird der „vertrauliche Beratungsprozess voraussichtlich bis Ende Dezember | |
| 2017“ andauern. Die Beamten sehen „weiteren Prüfungs- und | |
| Erörterungsbedarf“, die Vorbereitungen dafür laufen noch. Woran es genau | |
| hapert, verriet das Ministerium auf Nachfrage nicht. | |
| Es ist nicht die erste Verzögerung: Die Beratungen begannen [2][erst im | |
| vergangenen Oktober] und damit Monate später als ursprünglich angekündigt. | |
| Nach einem halben Jahr, Ende März, stand dann zwar eine | |
| Abschlussveranstaltung auf dem Programm. Schon kurz darauf sprach das | |
| Ministerium aber von einem [3][„weiteren vertieften Erörterungsbedarf“]. | |
| Dass bis zur Bundestagswahl kein neues Gesetz kommt, war damit schon klar. | |
| Dass es bis zur Wahl noch nicht mal einen Abschlussbericht gibt, überrascht | |
| aber. Als Grundlage für den Wahlkampf oder den nächsten Koalitionsvertrag | |
| können die Parteien die Ergebnisse nun nicht mehr verwenden. Entsprechend | |
| verärgert reagiert die Opposition auf die erneute Verzögerung. | |
| „Wenn die Ergebnisse erst nach den nächsten Koalitionsverhandlungen | |
| vorliegen werden, haben sie keinen praktischen Mehrwert und waren so völlig | |
| für die Katz“, sagt die Grünen-Verteidigungspolitikerin Agnieszka Brugger. | |
| „Das ist der nächste traurige Beleg, dass dieser Konsultationsprozess eine | |
| reine Showveranstaltung war.“ Das Wirtschaftsministerium habe die | |
| „eigentlich total wichtige Diskussion von vorn bis hinten sabotiert“ und | |
| sich dadurch selbst blamiert. | |
| Die Verzögerung irritiert sogar die Sachverständigen, die das Ministerium | |
| im Laufe der Beratungen angehört hatte. Der Politikwissenschaftler Max | |
| Mutschler war als Vertreter der kirchlichen Arbeitsgemeinschaft GKKE zu | |
| zwei Terminen ins Ministerium eingeladen, zuletzt Anfang März zur | |
| eigentlichen Abschlussrunde unter Leitung von Staatssekretär Matthias | |
| Machnig. „Ich habe damit gerechnet, dass die Ministerialbeamten die | |
| Diskussion danach zusammenfassen und dass das Ministerium den | |
| Abschlussbericht bis zur Bundestagswahl vorlegt“, sagt Mutschler. | |
| Insgesamt hatte die zuständige Abteilung des Wirtschaftsministeriums elf | |
| Experten aus Wissenschaft, Industrie und Zivilgesellschaft eingeladen. Über | |
| fünf Sitzungen verteilt berieten sie seit vergangenem Herbst ein Gremium | |
| aus Beamten verschiedener Ministerien. Dabei ging es unter anderem um die | |
| Transparenz des Genehmigungsverfahrens und den verfassungsrechtlichen | |
| Spielraum für Gesetzesverschärfungen. | |
| Von einer „grundsätzlich guten Diskussion“ spricht der | |
| Politikwissenschaftler Mutschler. Mit Gabriels ursprünglicher Ankündigung | |
| einer „Expertenkommission“ habe das Verfahren letztendlich aber wenig zu | |
| tun gehabt: „Das war keine Kommission, in der Sachverständige alle Punkte | |
| diskutieren und am Ende einen Bericht ausarbeiten. Es war ein | |
| Konsultationsverfahren, in dem sich die Regierung mal alle Meinungen | |
| anhört.“ | |
| Ganz unverbindlich also. Und fürs Erste ohne Konsequenzen. | |
| 6 Jun 2017 | |
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| Tobias Schulze | |
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