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# taz.de -- Die Wahrheit: Homo-Ehe im Ameisen-Biotop
> Wieso sollte die Blattschneiderameise nicht heiraten dürfen, wollte das
> Söhnchen wissen, und war sofort bereit, das ebenfalls ungerecht zu finden
> …
Bild: Produzentin Bettina Brokemper (l.) und Regisseurin Nicolette Krebitz mit …
Am Freitag entscheidet ja der Bundesrat, ob er sich der Klage der Grünen
beim Bundesverfassungsgericht zur Homo-Ehe anschließt. Und ganz passend
dazu trug das Söhnchen vor ein paar Tagen sein Übungsheft mit „Lernwörtern
für das Diktat“ nach Hause, mit der Bitte, diese Wörter gemeinsam mit ihm
zu üben (die Zeiten des überraschenden „Hefte raus, Klassenarbeit!“ sind
längst vorbei). Es handelte sich dabei um folgende, in schönster
Schreibschrift (Lineatur 3) vermerkte Wörter: „Blattschneiderameise“,
„Blätter“, „Mundwerkzeuge“, „Pilzgarten“, „Bakterien“, „eing…
„Partnerschaft“.
Und obwohl ich bei der Lektüre der ersten fünf Lernwörter meinte, ganz
sicher zu sein, worum es in dem angekündigten Diktat am nächsten Tag gehen
würde, merkte ich bei den letzten beiden Worten neugierig auf. War
vielleicht doch nicht das Leben der Blattschneiderameise mit dem Genuss
leckerer Blätter durch die praktischen Mundwerkzeuge und dem Anlegen von
Pilzgärten mit Hilfe von Bakterien das Thema, sondern die himmelschreiende
Ungerechtigkeit, dass Blattschneiderameisenköniginnen nicht heiraten,
sondern sich nur durch eingetragene Partnerschaften verpartnern dürfen –
und somit große Schwierigkeiten beim Adoptieren der Millionen von
Blattschneiderameiseneiern bekommen?
Wieso sollte die Blattschneiderameise nicht heiraten dürfen, wollte das
Söhnchen wissen, und war sofort bereit, das ebenfalls himmelschreiend
ungerecht zu finden. Schließlich heiraten Tiere alle naselang, vor allem
Vögel, fiederallalla, fiederallalla, und wenn jemand daran zweifelt, dass
es schon sehr stark in Richtung Homo-Ehe geht, wenn eine Amsel eine Drossel
heiratet, dann sollte er noch mal stark überlegen: DIE Amsel war der
Bräutigam, DIE Drossel war die Braute! (Und die Anten, die Anten, die war’n
die Musikanten. Bin mir nicht sicher wo die Anten leben, vielleicht in den
Anden.)
Enorm neugierig wartete ich also Diktat und Rückgabe des korrigierten
Diktathefts ab („kein Fehler, super!“), welches das Söhnchen mir stolz üb…
den Tisch schlitterte. Und stellte fest, dass die Blattschneiderameise sich
anscheinend doch nicht so stark für das Thema Homo-Ehe erwärmte, wie ich
gehofft hatte: Die erwähnte „Partnerschaft“ bezog sich auf die Symbiose
zwischen der Ameise und dem Pilz, und die Ameise beschäftigt sich ansonsten
damit, die in das Nest „eingetragenen Blätter“ später aufzufuttern, oder …
ähnlich. Ppphö. Da ist auf jeden Fall noch ein wenig Aufklärung vonnöten,
um das Tierreich für die Problematik zu sensibilisieren, vor allem
vielleicht die Elefanten, die ja für besonders lange Beziehungen bekannt
sind, und bei denen es laut einer Studie in bis zu 45 Prozent der Fälle
gleichgeschlechtliche Aktivitäten gibt.
Denn auch wenn sich bislang noch keine Ameisenkönigin in eine andere
verliebt hat: Das wird passieren. Und wenn die beiden Queens dann heiraten
und die Eier der jeweils anderen adoptieren wollen, dann sollten sie es
verdammt noch mal auch legal dürfen.
2 Jun 2017
## AUTOREN
Jenni Zylka
## TAGS
Ameisen
Homo-Ehe
Gleichberechtigung
Rätsel
Traum
Mark Zuckerberg
Deutscher Filmpreis
Urlaub
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