# taz.de -- Frankreichs Präsident und Weltwirtschaft: Macrons bester Freund is… | |
> Der Weltgeist meint es gut mit dem neuen Präsidenten. Die ökonomische | |
> Wetterlage ist gut, die Effekte kann er alsbald für sich verbuchen. | |
Bild: Ein kluger Macron wird den ökonomischen Sonnenschein (hier allerdings ü… | |
Berlin taz | Der neue französische Präsident erwischt, zumindest was die | |
Weltwirtschaft angeht, einen guten Start. Über Wohl und Wehe seiner | |
Amtszeit werden auch Faktoren entscheiden, die Emmanuel Macron selbst nur | |
marginal beeinflussen kann: Befindet sich die Wirtschaft gerade generell in | |
einem positiven oder negativen Zyklus, stimuliert die Europäische | |
Zentralbank Wachstum oder bremst sie? | |
All das entscheidet über die Dynamik seiner Präsidentschaft mit. Sollten | |
Arbeitslosigkeit und Haushaltsdefizit in Frankreich im nächsten Jahr | |
sinken, wird das kaum an Macrons Politik liegen; Reformen schlagen sich so | |
schnell nicht nieder. Trotzdem könnte er das tun, was alle guten Populisten | |
tun: Den Erfolg für sich reklamieren. | |
Momentan spricht vieles dafür, dass Macron ein solches Ass zu Beginn seiner | |
Präsidentschaft auf der Hand hat. In der Eurozone ist das | |
Wirtschaftswachstum im ersten Quartal 2017 mit 0,5 Prozent sogar höher | |
ausgefallen als in den USA. Frankreich wächst zwar langsamer als der | |
restliche Euroraum, aber wenn alle rennen, dann traben eben selbst die am | |
Ende des Feldes. | |
Auch die Schocks durch den Brexit und die Wahl Donald Trumps scheinen | |
ökonomisch vorerst verdaut. Die EZB hat klar gemacht, dass sie weiterhin | |
die Zinsen bei null lässt. Das gibt Macron enormen Spielraum – zwar liegt | |
die Staatsverschuldung Frankreichs bei fast 100 Prozent der | |
Wirtschaftsleistung, ein historisch hoher Wert. | |
## Billige Schulden | |
Weil Schuldenmachen aber durch die Geldflut der EZB billig ist, zahlt der | |
französische Staat nur 1,7 Prozent seiner Wirtschaftsleistung an Zinsen – | |
[1][in diesem Bericht] des IWF zu sehen auf Seite 33. Somit zahlt Paris | |
trotz wachsendem Schuldenberg heute effektiv weniger an die Schuldner als | |
vor zehn Jahren. | |
Allein dank dieses Zinseffekts könnte das Haushaltsdefizit in Paris bereits | |
2017 unter die magische Dreiprozenthürde von Maastricht fallen ([2][hier zu | |
sehen] in Tabelle 1.1, ganz unten) – falls der Weltgeist nicht eine | |
unerwartete globale Krise aus dem Hut zaubert und ohne dass Macron eine | |
einzige Reform umsetzt. Auch die Arbeitslosigkeit könnte dank der derzeit | |
positiven Entwicklung der Weltwirtschaft weiter zurückgehen – bereits jetzt | |
ist sie das erste Mal seit Jahren unter 10 Prozent gefallen. | |
Allerdings muss Macron das Haushaltsdefizit wegen des europäischen | |
Fiskalpaktes weiter senken – und will dazu öffentliche Ausgaben kürzen. Das | |
könnte die Wirtschaft abwürgen und politische Unruhe stiften. | |
Die EU-Kommission schreibt, dass die Steuern auf französische Unternehmen | |
und auch die Arbeitskosten zu hoch seien und damit die Produktivität zu | |
niedrig sei. Man kann das auch so lesen: Die Arbeitnehmer sollen auf | |
Lohnsteigerungen verzichten, die Wirtschaft soll weniger Steuern zahlen, | |
das Geld wird dann eben bei den Sozialleistungen gekürzt. | |
9 May 2017 | |
## LINKS | |
[1] https://www.imf.org/~/media/Websites/IMF/imported-full-text-pdf/external/pu… | |
[2] http://eur-lex.europa.eu/legal-content/de/ALL/?uri=CELEX%3A52017SC0075 | |
## AUTOREN | |
Ingo Arzt | |
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