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# taz.de -- Die Wahrheit: Inhalte verzweifelt gesucht
> Als alter Content-Junkie bin ich ständig auf der Jagd nach dem nächsten
> Schuss Inhalt. Ich weiß, wie man an den Stoff rankommt.​
Bild: Facebooks neuer Löschtrupp „Rescue and Fire“ (RAF)
Das große Problem von Martin Schulz sind die fehlenden Inhalte? Da kann ich
nur den Kopf schütteln. Warum fragt er nicht einfach mich? Als alter
Content-Junkie bin ich ständig auf der Jagd nach dem nächsten Schuss
Inhalt. Ich weiß, wie man an den Stoff rankommt.
Üblicherweise funktioniert es so: Wo immer ich mich aufhalte, grase ich
meine Umgebung weiträumig nach Informationsquellen, Meinungsströmen und
Unterhaltungsimpulsen ab. Werden welche gefunden, speichere ich sie in
meinen neuronalen Netzwerken zwischen, bis mir der Kopf quietscht.
Anschließend schieße ich ausgewählte Teile davon, je nach Bedarf, in
Richtung Langzeitgedächtnis, ins aktuelle Problembewusstsein oder zu den
Spaßrezeptoren, bis mir wieder langweilig wird. Das geht in letzter Zeit
immer flotter.
Denn wie das mit der Sucht so ist: Man muss die Dosis unentwegt steigern,
sonst fällt man in ein Loch, schlimmstenfalls in ein Funkloch. Dann ist man
auch mit Smartphone und preiswertem Mobiltarif aufgeschmissen, mit denen
man ansonsten unterwegs immer was zu snacken hat, wenn einen der
Datenhunger packt. Und dann muss man aus lauter Verzweiflung vielleicht
sogar U-Bahn-Fernsehen schauen!
Doch selbst unter günstigen Umständen langweile ich mich schnell. Das
Internet habe ich mittags immer schon ausgelesen, im TV kenne ich sowieso
bereits alles, die Streamingdienste bringen auch nicht genug Nachschub.
Eventuell bin ich einer jener unersättlichen Rezipienten, vor denen der
Medienindustrie inzwischen graut.
Vor einer Weile fand ich allerdings eine Content-Plattform, die selbst mich
mit den Ohren schlackern ließ. Versteckt im Gassengewirr neben der
Einkaufszone entdeckte ich einen Datenspeicher, der bis obenhin
vollgestopft mit den feinsten Inhalten ist, sorgfältig kuratiert,
kinderleicht bedienbar und praktisch ohne Einschränkungen zugänglich.
Der rätselhafte und etwas aus der Zeit gefallene Name des Portals:
„Stadtbücherei“. Er führt ein wenig in die Irre, denn neben tonnenweise
Büchern finden sich dort auch CDs in Hülle und Fülle, massenhaft DVDs sowie
ein Saal voller Zeitungen und Zeitschriften. Ich bräuchte ein weiteres
Leben, um das alles auch nur mal kurz in die Hand zu nehmen, geschweige
denn, es vollständig wegzukonsumieren.
Aber dafür ist die Plattform auch nicht gedacht. Der Clou nämlich: Man
führt sich die Inhalte nur für einen begrenzten Zeitraum zu Gemüte. Das ist
nachhaltig, schont die Ressourcen und entspricht dem Gedanken der
Sharing-Ökonomie. Außerdem kostet es quasi nichts: Für die ganzen aktuellen
TV-Serien, die neuesten Musiken, die heißesten Bestseller und die schönsten
Spielfilme, die andere mühselig aus dem Internet runterladen oder gegen
astronomische Monatsbeiträge streamen müssen, zahlt man gerade einen
Zwanziger im Jahr!
Ich kann das nur jedem ans Herz legen, auch und vor allem dem
Kanzlerkandidaten der SPD, der doch so dringend auf der Suche nach Inhalten
ist.
23 May 2017
## AUTOREN
Mark-Stefan Tietze
## TAGS
Informationen
Bibliothek
Martin Schulz
Schwerpunkt Meta
Kanzlerkandidatur
Kriminalität
Zeitung
Frühling
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