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# taz.de -- Nächtlicher Museumsbesuch: Gucken und Gedenken
> Die Zentrale Hinrichtungsstätte der DDR in Leipzig kann nur zweimal im
> Jahr besichtigt werden. Nächste Gelegenheit: die Museumsnacht.
Bild: Ein schwarzes Kreuz markiert die Stelle, an der 64 Menschen getötet wurd…
LEIPZIG taz | In den Museen von Leipzig und Halle wird am Samstag wieder
die Nacht zum Tag gemacht. Zur jährlichen Museumsnacht können Interessierte
einen Abend lang durch über 80 Museen in beiden Städten streifen: etwa vom
Deutschen Kleingärtnermuseum in Leipzig rüber in das Beatles Museum in
Halle und wieder zurück zum Leipziger Clown-Museum.
Bereits zum neunten Mal findet die Veranstaltung statt. Wer sich nicht
alleine der Fülle an Museen stellen möchte, kann sich Diskussionen und
(Vor-)Führungen anschließen.
Zudem haben auch einige Gedenkstätten geöffnet. In der ehemaligen Zentralen
Hinrichtungsstätte der DDR in der Südvorstadt bekommt das Motto der
Museumsnacht dabei eine besondere Bedeutung: „Zeig dich“ – eine
Aufforderung an die Besucher und Besucherinnen, Neues zu entdecken. Doch
die Gedenkstätte in der Arndtstraße zeigt sich zurzeit selber nur zweimal
im Jahr. Nach dem kommenden Wochenende ist die nächste Besichtigung erst
im September zum Tag des Offenen Denkmals möglich.
Die ehemalige Hinrichtungsstätte liegt mitten in einem Wohngebiet. Obwohl
sie an die ehemalige Strafvollzugsanstalt in der Alfred-Kästner-Straße
angeschlossen war, wussten weder Anwohner noch Mitarbeiter der
Vollzugsanstalt von ihr. Gefangene wurden in einem nichtssagenden
Transporter in den Innenhof des Gebäudes gebracht und erfuhren erst dann
von der bevorstehenden Exekution.
In einem kahlen Raum in der ehemaligen Werkdienstwohnung des Hausmeisters
der Strafvollzugsanstalt fand schließlich die Hinrichtung statt. Ohne
rechtsstaatliche Prozesse und meist mit politisch motiviertem Hintergrund
exekutiert, wurde auf dem Totenschein dann beispielsweise „Herzversagen“
als Todesursache vermerkt.
## Geld fürs Gedenken
Die Gedenkstätte wird heute vom Leipziger Bürgerkomitee e.V. betreut und
steht bereits seit den 90er Jahren unter Denkmalschutz. Von 1960 bis 1981
wurden hier nach aktuellem Wissensstand insgesamt 64 Hinrichtungen
vollstreckt. An diese Opfer politischer Willkür möchte das Leipziger
Bürgerkomitee erinnern, unabhängig von der strafrechtlichen Schuld der
Verurteilten.
Während der Museumsnacht hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder
eine lange Schlange vor dem eisernen Eingangstor gebildet, erzählt Susanne
Beutler vom Bürgerkomitee Leipzig. „Auch die Besucher wünschen sich, dass
die Hinrichtungsstätte bald das ganze Jahr über öffentlich zugänglich ist.�…
Noch ist das nicht möglich, da das Geld für eine Dauerausstellung fehlt
bislang. Bis es so weit ist, bleibt eine Besichtigung der zentralen
Hinrichtungsstätte und die Erinnerung an die Opfer also nur an wenigen
Tagen im Jahr möglich.
5 May 2017
## AUTOREN
Johanna Bastian
## TAGS
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