# taz.de -- Tag des Sieges in der Ukraine: Blumen, Bilder und Gewalt | |
> In Kiew gerieten Nationalisten und Moskautreue aneinander. Es ging um | |
> Gedenkmärsche für die Gefallenen im Zweiten Weltkrieg. | |
Bild: Störversuche gegen das „Moskauer Schauspiel“ am 9. Mai | |
KIEW taz | Über 600.000 Ukrainer haben am 9. Mai der im Zweiten Weltkrieg | |
gefallenen Soldaten gedacht. Mit Blumen und Bildern von getöteten | |
sowjetischen Frontsoldaten zogen sie als Marsch des „Unsterblichen | |
Regiments“ an die zentralen Gedenkstätten ukrainischer Städte. Bereits im | |
Vorfeld hatte die Organisation ukrainischer Nationalisten, OUN, | |
Störversuche angekündigt. Sollte die Polizei dieses „Moskauer Schauspiel“ | |
nicht stoppen, werde man „helfen“ und die moskautreuen Demonstranten | |
auseinandertreiben“, so OUN-Chef Nikolaj Kochanowskij. | |
Doch dazu kam es nicht. Die ukrainische Polizei war auf Konflikte während | |
des ESC-Wettbewerbs vorbereitet. Über 30.000 Polizisten sicherten | |
landesweit die Kundgebungen. Wer am 9. Mai in Kiew die Metro-Station | |
Arsenalnaja verließ, stieß auf Blumenverkäuferinnen, ein Heer von teilweise | |
berittener Polizei, Fernsehkameras auf weit ausgefahrenen Kranarmen, | |
ordensgeschmückte Kriegsveteranen, mehrere Tausend Demonstranten und einige | |
Dutzend Rechtsradikale. | |
Diese hatten mehrfach Marschteilnehmern orange-schwarz gestreifte | |
St.-Georgs-Bändchen entrissen. Dieses aus dem russischen Zarenreich | |
stammende Bändchen, das seit Kriegsende ein Symbol des Sieges gegen den | |
Hitler-Faschismus darstellt, wird auch von den „Volksrepubliken“ in Donezk | |
und Lugansk verwendet. Deswegen ist es bei ukrainischen Patrioten verpönt. | |
Wenig später stürmte die Polizei das auf der Demonstrationsroute liegende | |
Büro der OUN, nachdem die Demonstration von dort mit Rauchbomben attackiert | |
worden war. Dabei, so Nationalistenchef Kochanowski, habe die Polizei | |
Tränengas eingesetzt, mehrere Personen verletzt und zwei Dutzend Personen | |
festgenommen. | |
## Hausarrest für Sozialistin | |
Unterdessen hatten Angehörige des rechtsradikalen Nationalen Corps drei | |
Personen, darunter die Chefin der Progressiven Sozialistischen Partei, | |
Natalia Vitrenko, mit Gewalt am Verlassen ihrer Wohnung gehindert. Sollte | |
sie doch gehen, könnte dies Folgen für ihre Gesundheit haben, hatten die | |
Belagerer Vitrenko wissen lassen. | |
Auch aus anderen Städten wurden gewalttätige Auseinandersetzungen gemeldet. | |
In Saporoschje kam es zu einem Handgemenge, nachdem Angehörige des | |
Nationalen Corps Demonstranten Fahnen und St.-Georgs-Bändchen entrissen | |
hatten, in Nokolajew wurden bei einem Handgemenge zwischen Nationalisten | |
und Afghanistan-Kämpfern mehrere Personen schwer verletzt. | |
10 May 2017 | |
## AUTOREN | |
Bernhard Clasen | |
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