# taz.de -- Re:publica-Debatte über Polit-Hacks: Keine Marionetten | |
> Warum die Panik ausblieb: Auch die Bloggerkonferenz Re:publica diskutiert | |
> die Hintergründe des Hacker-Angriffs auf Emmanuel Macron. | |
Bild: Authentizität überprüfen, die Interessenlage der Hacker hinterfragen, … | |
Sechsunddreißig Stunden vor Öffnung der Wahllokale verbreitete sich im Netz | |
in rasender Geschwindigkeit der Link zu einem neun Gigabyte großen | |
Datenhaufen, angeblich Mails und Dokumente über Emmanuel Macron, den | |
französischen Präsidentschaftskandidaten. Stammen sollten sie aus einem | |
Hack seiner Kampagne. | |
Kurz roch es nach Drama: Wiederholt sich jetzt, was in den USA passiert | |
ist? Dort war die Kampagne der Demokratin Hillary Clinton von immer wieder | |
neuen Informationen zermürbt worden, die Hacker bei ihrer | |
Parteiorganisation, dem Democratic National Committee (DNC), erbeutet | |
hatten. | |
Und in Frankreich – passierte kaum etwas. Das Wahlkampfteam von Macron | |
veröffentlichte ein Statement, in dem es mitteilte, vor einigen Wochen | |
gehackt worden zu sein und dass es sich bei dem Dokumenthaufen um eine | |
Mischung authentischer und gefälschter Dokumente handle – dazu gedacht, | |
„Zweifel und Desinformation“ zu säen. Danach: Stille. | |
Die offensichtlichste Begründung dafür: Der Leak wurde ganz knapp vor dem | |
offiziellen Ende des französischen Wahlkampfes publik – und danach gilt ein | |
gesetzliches Verbot für Parteienwerbung. Doch das ist nicht der einzige | |
Grund, glaubt US-Journalist Joseph Cox, der für Vice Motherboard über Hacks | |
und IT-Sicherheit berichtet. „Die französischen Medien müssen die | |
DNC-Geschichte verfolgt und sich gesagt haben: Wer auch immer das | |
veröffentlicht hat, wir werden uns nicht zu seiner oder ihrer Marionette | |
machen lassen“, sagte er am Montag auf der Bloggerkonferenz Re:publica in | |
Berlin. | |
Johan Hufnagel, Redaktionsleiter der französischen Liberation, lieferte | |
eine zusätzliche Interpretation. „Wir haben kein Fox News in Frankreich“, | |
sagte er der New York Times. „Es gibt keinen Sender mit einer breiten | |
Zuschauerschaft und Persönlichkeiten, die das hochziehen und für ihre | |
eigenen Agenden nutzen wollen.“ | |
## Zu schnelle Schlussfolgerungen | |
Authentizität überprüfen, die Interessenlage der Hacker hinterfragen, Opfer | |
der Hacks schützen – all das spielt auch bei Hacks von Unternehmen eine | |
Rolle. Insbesondere bei politischen Hacks müsse man aber abwägen, ob eine | |
Veröffentlichung im öffentlichen Interesse sei, so Cox. „Was man auslässt, | |
ist genauso wichtig wie das, worüber man berichtet.“ | |
Wer steht hinter dem Macron-Hack? Einige Experten wollten recht schnell | |
Hinweise auf die Angreifergruppe APT 28 gefunden haben. Diese Formation | |
soll schon hinter den Angriffen auf die US-Demokraten und auf den Deutschen | |
Bundestag im Sommer 2015 gestanden haben. In den beiden letztgenannten | |
Fällen hält es eine überwältigende Mehrheit von IT-Sicherheits-Forschern | |
für wahrscheinlich, dass russische Geheimdienste dahinter stehen. | |
Angestoßen von einer Veröffentlichung des US-amerikanischen Digital | |
Forensic Research Lab vom Atlantic Council schälte sich parallel dazu aber | |
auch heraus, dass beim Hashtags #MacronLeaks und den dazugehörigen Links | |
extrem rechte US-Kreise eine bedeutende Rolle gespielt hätten, zurückgehend | |
auf den Rechtsaußen-Journalisten Jack Posobiec. Parallel dazu berichtete | |
die [1][Webseite Daily Beast], die Macron-Kampagne habe ihre Angreifer | |
ausgetrickst – indem sie sie mit richtigen wie falschen Informationen | |
fütterte, nachdem der Hack aufgeflogen sei. Für Letzteres sehen viele | |
Experte allerdings noch recht wenig Belege. | |
So kritisierte Thomas Rid, Professor für Sicherheitsstudien am Londoner | |
King’s College, dazu am Montag auf der [2][Republica]: „Die Leute springen | |
schnell auf Schlussfolgerungen auf, ohne die Beweise zu prüfen.“ | |
9 May 2017 | |
## LINKS | |
[1] http://www.thedailybeast.com/articles/2017/05/06/did-macron-outsmart-campai… | |
[2] https://re-publica.com/de | |
## AUTOREN | |
Meike Laaff | |
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