# taz.de -- Kommentar AfD-Parteitag: Totale Demontage | |
> Wie Frauke Petry in Köln abgestraft wurde, sagt viel über die | |
> selbstzerstörerische Kraft der AfD aus – aber wenig über ihre politische | |
> Ausrichtung. | |
Bild: Inhaltlich nicht so weit auseinander: Frauke Petry und ihr parteiinterner… | |
Die AfD hat ihre Parteichefin demontiert. [1][Frauke Petry konnte sich auf | |
dem Kölner Parteitag mit ihrem zentralen Antrag, der die Partei auf eine | |
realpolitische Strategie festlegen sollte, nicht durchsetzen.] In anderen | |
Parteien würde das schon für einen Rücktritt reichen. Wer eine Partei nicht | |
führen kann, kann nicht an ihrer Spitze bleiben. Die AfD – oder besser: | |
Petrys Kochef Jörg Meuthen – aber setzte noch einen drauf. In seiner Rede | |
nach Petrys Niederlage trat er kräftig nach – und die Partei applaudierte | |
ihm stehend dafür. | |
Nun kann es sein, dass ein Teil der Delegierten schlicht auf die einfachen | |
populistischen Reize, die Meuthen aussandte, reagierte: ein bisschen | |
Merkel- und Schulz-Hass, etwas Islambashing, dazu eine Prise | |
Überfremdungsangst, der Aufruf nach Geschlossenheit in der Partei und die | |
Zuversicht, allein die AfD könne das deutsche Vaterland retten – das | |
funktioniert bei den Rechtspopulisten immer. | |
Vielleicht hat ein Teil der Delegierten auch nicht überblickt, was da | |
gerade mit ihrer Vorsitzenden passiert. Meuthen und die anderen Mitglieder | |
der Parteispitze aber wussten es – und niemand sprang Petry bei. Keiner ist | |
unersetzbar, dieser Spruch war in Anschluss auf den Gängen häufig zu hören. | |
Das Bild von Meuthen, der sich im Applaus sonnt, und der hochschwangeren | |
Petry, die ganz am Rand des Vorstandstisches währenddessen einsam auf ihr | |
Handy starrt, das wird von diesem Parteitag bleiben. Es weckt Erinnerungen | |
an den Parteitag vor zwei Jahren in Essen, wo die AfD unter Petrys Führung | |
ihren damaligen Vorsitzenden Bernd Lucke demütigte. Lucke verließ kurz | |
darauf die Partei. | |
Das sagt eine Menge über die selbstzerstörerische Kraft der AfD aus – | |
politisch aber bedeutet es zunächst nicht viel. Zum einen geht es in dem | |
Konflikt, anders als oft behauptet wird, nicht um eine | |
Richtungsentscheidung. Inhaltlich sind Petry und ihre parteiinternen Gegner | |
nicht weit voneinander entfernt, auch wenn die einen für und die anderen | |
gegen einen Ausschluss von AfD-Rechtsaußen Björn Höcke kämpfen. Andere, die | |
ähnliche Positionen wie Höcke vertreten, bleiben auch vom Petry-Lager | |
unbehelligt. | |
## Es geht um Rhetorik | |
Es geht in dem Konflikt viel mehr um die Frage, wie man manche Positionen | |
rhetorisch vorträgt, damit man das bürgerliche Klientel nicht verschreckt. | |
Nationalismus und Islamfeindlichkeit aber bleiben Nationalismus und | |
Islamfeindlichkeit, auch wenn man sie freundlich verpackt. | |
Sollte Petry ihre Ansage wirklich wahr machen, zwar Parteichefin zu | |
bleiben, aber beim Wahlkampf dennoch zur Seite zu treten und anderen die | |
Verantwortung zu überlassen, würde das bekannteste Gesicht der AfD auf eine | |
Nebenrolle reduziert. Das könnte der Partei bei den anstehenden Wahlen | |
schaden, aber vermutlich nicht stark. Die AfD, das zeigen zahlreiche | |
Untersuchungen, wird nicht wegen ihrer Personen gewählt, sondern weil die | |
WählerInnen entweder wirklich eine radikal andere Politik wollen – oder aus | |
Protest. | |
Die Zustimmung für die AfD hängt also weniger von ihren Spitzenkandidaten | |
ab. Und weit mehr von der Frage, ob durch möglicherweise erneut steigende | |
Flüchtlingszahlen, von Migranten verübte Gewaltverbrechen oder einen | |
erneuten islamistischen Anschlag die Konjunktur der AfD-Themen wieder | |
steigt. | |
23 Apr 2017 | |
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## AUTOREN | |
Sabine am Orde | |
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