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# taz.de -- Toter in polnischer Polizeiwache: Tödliches Verhör mit Elektrosch…
> Ein polnischer TV-Sender deckte auf, dass ein Mann nach Folter in einer
> Dienstelle der Polizei gestorben ist. Doch die Ermittlungen laufen
> bislang ins Leere.
Bild: Marktplatz: Als Breslau 2016 Kulturhauptstadt Europas war, wurde ein Mann…
Breslau taz | Die Bilder sind schockierend: Ein junger Mann in der Toilette
einer Polizeidienststelle im westpolnischen Breslau wird mit
Elektroschockern zu Tode verhört. Er trägt Handschellen, windet sich vor
Schmerzen, zieht in Panik die Hose aus, wie die Polizisten es von ihm
verlangen, sagt wieder und wieder, dass er Igor Stachowiak heiße. Doch die
Polizisten wollen etwas anderes hören und verpassen dem 25-Jährigen einen
weiteren Elektroschock. Kurz darauf ist der junge Mann tot.
Das hat jetzt eine investigative Fernsehreportage des Privatsenders TVN24
ans Licht gebracht. Das brutale Verhör mit Todesfolge liegt ein Jahr
zurück. Bislang war nichts geschehen: Niemand war bestraft worden, die
Polizisten in Wrocław (Breslau) taten weiter ihren Dienst, als sei nichts
gewesen. Die Staatsanwaltschaft ermittelte, ohne in der Lage zu sein, gegen
die Täter Anklage zu erheben.
Der junge Mann, der auf dem Marktplatz in Breslau festgenommen wurde, hatte
das Pech, einem Verdächtigen ähnlich zu sehen, der der Polizei wenige Tage
zuvor entwischt war. Er war vollkommen unschuldig. Die
Vorher-Nachher-Bilder, die in der Fernsehreportage gezeigt wurden, lassen
auf Folter schließen. Anscheinend ist der Mann nicht nur mehrfach mit einem
Elektroschocker malträtiert, sondern auch geprügelt, gewürgt und getreten
worden.
Als dem Vater mitgeteilt wurde, dass sein Sohn auf der Polizeidienststelle
„verstorben“ sei, wollte dieser die Videoaufnahmen vom Verhör sehen. Das
sei kein Problem, wurde ihm versichert. Alle Polizeidienststellen Polens
sind rund um die Uhr videoüberwacht. Doch dann waren ausgerechnet die
Aufnahmen rund um die Verhaftung seines Sohnes „verschwunden“.
Tatsächlich werden in polizeilichen Toilettenräumen keine Videoaufnahmen
gemacht. Allerdings sind die Elektroschocker, die die polnische Polizei
einsetzt, mit einem Audio- und Videosystem ausgestattet, das sich bei jedem
Einsatz automatisch einschaltet. Insgesamt erhielt der 25-Jährige drei
Stromstöße zu jeweils fünf Sekunden: einen während der Verhaftung auf dem
Breslauer Marktplatz. Zwei weitere im Kommissariat.
Die Reportage löste einen Schock aus: Ist das etwa der „gute Wandel“, den
die nationalpopulistische Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS)
ihren Wählern versprochen hatte? Adam Bodnar, der Ombudsmann für
Bürgerrechte, spricht von Folter und Missbrauch polizeilicher
Amtsbefugnisse. Schuldig seien die Polizisten, die die Tat verübten, sowie
deren Vorgesetzte, die Staatsanwälte und Politiker im Innen- und
Justizministerium, die versuchten, den Foltertod von Igor Stachowiak zu
vertuschen.
23 May 2017
## AUTOREN
Gabriele Lesser
## TAGS
Polen
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
Folter
PiS
Lesestück Recherche und Reportage
Homosexuelle
CIA
CIA
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