# taz.de -- Kommentar Neuwahl in Großbritannien: Mays Blankoscheck | |
> Das Parlament gibt grünes Licht für die Neuwahl. Premier May hat damit | |
> ihr Ziel erreicht: Die Opposition ausschalten und durchregieren. | |
Bild: Seine eigene Labour-Partei wird Jeremy Corbyn wohl schon bald die Tür we… | |
Die Briten dürfen wieder mal wählen. Am Mittwochnachmittag [1][stimmte das | |
Unterhaus mit großer Mehrheit] für die von Premier Theresa May angestrebten | |
Neuwahlen. Es sei zu ihrem Besten, will ihnen May weismachen- und macht | |
sich damit völlig unglaubwürdig. Monatelang hatte sie Neuwahlen kategorisch | |
abgelehnt, zuletzt im März. Bei einem Spaziergang in den walisischen Bergen | |
habe sie kürzlich aber eine Eingebung gehabt: Das Land brauche Wahlen. | |
In ihrer Rede, mit der sie dem Volk am Mittwoch ihr Wendemanöver zu | |
erklären versuchte, führte May ihre Argumente sogleich ad absurdum. Es war | |
eine Ich-Rede, es ging nur um sie und ihre Vision für den Brexit. Aber die | |
kennt vermutlich nicht mal sie selbst, weil es bei Verhandlungen ja | |
mindestens zwei Beteiligte gibt. May verlangt nichts anderes als einen | |
Blankoscheck für diese Verhandlungen. Als Begründung gibt sie die Spaltung | |
im Parlament und die widerspenstige Opposition an. | |
Jemand sollte ihr erklären, dass das nun mal so ist in einer Demokratie. In | |
Wahrheit gibt es nicht den geringsten Grund für Wahlen. Die Regierung ist | |
in keiner Krise, es droht kein Krieg, und die Wirtschaft ist nicht am | |
Boden. Es geht May lediglich darum, die Labour Party zu zerstören. Und die | |
ist ihr williger Helfer. | |
Labour-Chef Jeremy Corbyn hätte seiner Partei verordnen können, gegen | |
Neuwahlen zu stimmen und sie dadurch zu verhindern. Er tat es aber nicht. | |
Damit hat er sich sein eigenes Grab geschaufelt, spätestens auf dem | |
Parteitag im Herbst wird ihn seine Partei in die Wüste schicken. Wer so | |
mutlos agiert, hat es nicht anders verdient. | |
Es ist gar nicht so lange her, dass das britische Parlament beschlossen | |
hat, die Länge der Legislaturperioden festzuschreiben, damit sich keine | |
Regierungspartei den für sie günstigsten Moment für Wahlen aussuchen kann. | |
May hat dieses Gesetz unterlaufen. Sie erhofft sich von den Wahlen, dass | |
abweichende Meinungen eliminiert werden. Oppositionelle Stimmen im | |
Parlament sind ihr ein Ärgernis. | |
Schlimmer ist jedoch, dass sie mit ihrer Taktik wohl durchkommen wird. Das | |
ist kein gutes Zeichen für die britische Politik, und schon gar nicht für | |
die Brexit-Verhandlungen. | |
19 Apr 2017 | |
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## AUTOREN | |
Ralf Sotscheck | |
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