# taz.de -- Koalition im Endspurt: Neues Gesetz gegen Scheinväter | |
> Union und SPD wollen verhindern, dass mittellose Männer ausländischen | |
> Frauen und ihren Kindern ein Aufenthaltsrecht verschaffen | |
Bild: Klassiker der Vaterschaftsfrage: Wer soll nun der Daddy sein? | |
FREIBURG taz | Die deutsche Regierungskoalition will noch vor der | |
Bundestagswahl ein Gesetz gegen missbräuchliche Vaterschaftsanerkennungen | |
schaffen. Das beschloss vorige Woche der Koalitionsausschuss. | |
Das Vorhaben zielt auf Männer, die gegen Bezahlung das Kind einer | |
ausländischen Mutter anerkennen, um dieser den Aufenthalt in Deutschland zu | |
sichern. Das Kind bekommt so die deutsche Staatsbürgerschaft und die Mutter | |
ein Aufenthaltsrecht, um das Kind betreuen zu können. Als Akteure kommen | |
dabei nicht nur deutsche Männer in Betracht, sondern auch Ausländer, die | |
bereits acht Jahre rechtmäßig in Deutschland leben. Durch die | |
Vaterschaftsanerkenung werden sie zwar unterhaltspflichtig. Wenn die Männer | |
aber mittellos sind, spielt das praktisch keine Rolle. | |
2008 hatte der Bundestag schon einmal ein Gesetz für solche Fälle | |
beschlossen. Danach sollte die Ausländerbehörde in Verdachtsfällen die | |
Vaterschaft anfechten können. Als Verdachtsfall galt es, wenn der Mann | |
nicht mit der Frau verheiratet war und auch nie länger mit dem Kind in | |
häuslicher Gemeinschaft gelebt hatte. Der Mann musste diesen Verdacht dann | |
widerlegen, etwa durch einen Gentest. Wenn dies nicht gelang, hatte das | |
Kind die eben erhaltene deutsche Staatsbürgerschaft wieder verloren. | |
Sechs Jahre später beanstandete das Bundesverfassungsgericht diese | |
Regelung, da sie unverhältnismäßig in das Recht auf Bewahrung der | |
Staatsbürgerschaft und das Elternrecht eingreife. Es könne für einen Mann | |
schließlich viele, auch legitime, Gründe geben, die Vaterschaft für ein | |
Kind anzuerkennen, das er nicht gezeugt hat. Eine Neuregelung wäre nur | |
zulässig, so Karlsruhe, wenn sie sich auf eindeutige Missbrauchsfälle | |
beschränkt. | |
Drei Jahre lang passierte nichts. Das Problem schien also nicht so relevant | |
gewesen zu sein. Nun aber soll der Bundestag – kurz vor der Bundestagswahl | |
– doch einen neuen Anlauf unternehmen. Der Koalitionsausschuss beauftragte | |
Innen- und Justizministerium, sich „kurzfristig“ auf einen Gesetzentwurf zu | |
verständigen. | |
Das federführende Innenministerium konnte auf Anfrage jedoch keine Zahlen | |
zur praktischen Bedeutung solcher Fälle nennen. Unter Berufung auf die | |
Bundesländer hieß es nur, dass es „in zunehmender Zahl“ zu missbräuchlic… | |
Vaterschaftsanerkennungen komme. | |
3 Apr 2017 | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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