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# taz.de -- Haftbedingungen für Deniz Yücel: 6 Quadratmeter mit Küche und WC
> Die Bedingungen in der Einzelhaft für den in der Türkei inhaftierten
> Journalisten sind bedrückend. Immerhin: Mittlerweile darf Deniz Yücel
> rauchen.
Bild: Über einen Monat ist es her, dass Deniz Yücel in Freiheit war
Berlin taz | Seit über drei Wochen sitzt der Türkeikorrespondent der Welt,
Deniz Yücel, [1][allein] in einer Zelle im Block 9 des
[2][Hochsicherheitsgefängnisses von Silivri]. Im Gespräch mit der taz
berichtet sein Anwalt Veysel Ok von den Konditionen, unter denen sein
Mandant dort lebt.
Demnach ist Yücel in einer etwa 6 Quadratmeter großen Einzelzelle
untergebracht. Dort befinde sich eine Küche und eine Toilette. Durch einen
etwa gleich großen eingemauerten Hof vor der Zelle habe Yücel Zugang zu
frischer Luft. Den Himmel könne er kaum sehen, da über dem Hof ein
engmaschiger Zaun angebracht sei. Außer den Geräuschen, die über den Hof zu
ihm dringen, könne er zwar durch die Wände seiner Zelle andere Insassen
hören, diese aber nicht verstehen.
Dem Gefangenen sei nicht erlaubt, andere Insassen zu sehen oder mit ihnen
zu sprechen. Es gebe keine Gemeinschaftsräume oder Treffpunkte, wo ihm
sozialer Kontakt ermöglicht werde. Wenn er aus der Zelle zu seinen Anwälten
gebracht werde, habe er manchmal Glück und sehe im Vorbeigehen andere
Insassen.
Auch wenn es offiziell nicht verboten ist, erhält Deniz Yücel keine Post.
Ihm wird auch nicht gestattet, Bücher von außen zu empfangen, ausgenommen
Lehrbücher. Ein deutsch-türkisches Wörterbuch habe er erhalten.
Belletristik dürfe er aus der Gefängnisbibliothek ausleihen. Im Moment lese
er „İsyan Günlerinde Aşk“ („Liebe während der Aufstandstage“) des
Schriftstellers Ahmet Altan, das in den letzten Tagen des Osmanischen
Reiches spielt. Altan ist Gründer der 2016 verbotenen Zeitung Taraf und
sitzt zurzeit im selben Block desselben Gefängnisses.
## Schreiben, aber nur für sich
Veysel Ok und Yücels weitere Anwälte, Ferat Çağıl und Refik Türkoğlu,
dürfen ihn zu den vorgeschriebenen Besuchszeiten täglich sehen. „Wir
treffen ihn in einem Raum, sprechen von Angesicht zu Angesicht, ohne
Trennscheibe, ohne Wärter, ohne Kamera. Manchmal eine Stunde, manchmal
drei“, berichtet Ok.
Es werde seinem Mandanten mittlerweile gestattet, zu rauchen und zu
schreiben. Das Geschriebene aber dürfe bislang nicht die Zelle verlassen.
Einmal in der Woche dürfe Yücel eine Lebensmittelbestellung für den
Gefängniskiosk aufgeben. T-Shirts und Hosen dürften ihm nur in bestimmten
Farben und bestimmter Anzahl mitgebracht werden.
Außer den Anwälten ist es nur Yücels Eltern, seiner Schwester und
türkischen Parlamentariern erlaubt, den Inhaftierten zu besuchen. Da seine
Familie in Deutschland lebt, war es bisher einzig der Schwester möglich,
ihren Bruder zu sehen.
Insgesamt, so Ok, sei sein Mandant in sehr guter gesundheitlicher
Verfassung und guter Stimmung. „Er liest und schreibt viel. Das ist gut.“
Allerdings betont er: „Angefangen von Yücels Ingewahrsamnahme über seine
Inhaftierung bis zu den Bedingungen, unter denen er festgehalten wird: die
gesamte Situation ist gesetzwidrig und widerspricht den Urteilen des
Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte.“
22 Mar 2017
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## AUTOREN
Doris Akrap
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