# taz.de -- Obamas Reaktion auf Trumps Vorwürfe: „Schlicht falsch“ | |
> Am Wochenende rastet Trump auf Twitter aus, wirft Obama vor, ihn abgehört | |
> zu haben. Der lässt das nicht auf sich sitzen. | |
Bild: Obama konnte Trump gar nicht abhören – das hätte das FBI anordnen mü… | |
Washington rtr/dpa | Mit seinen [1][massiven Beschuldigungen] gegen | |
Vorgänger Barack Obama hat US-Präsident Donald Trump eine heftige | |
innenpolitische Debatte ausgelöst. Trump warf Obama am Wochenende [2][über | |
Twitter] vor, in der heißen Phase des Wahlkampfes seine Telefone abgehört | |
zu haben. Gleichzeitig zog er eine Parallele zur Watergate-Affäre in den | |
70er Jahren. | |
Die Äußerungen seien „schlicht falsch“, reagierte Obamas Sprecher Kevin | |
Lewis umgehend. Weder Obama noch jemand anderes im Weißen Haus habe jemals | |
die Überwachung eines US-Bürgers angeordnet, so Lewis weiter. „Alle anderen | |
Darstellungen sind schlicht falsch.“ Allerdings erklärte er auch, es sei | |
eine der Kernregeln der Obama-Regierung gewesen, dass niemand aus dem | |
Weißen Haus sich je in eine unabhängige Untersuchung des Justizministeriums | |
eingemischt habe. Dies lässt die Möglichkeit offen, dass von Seiten des | |
Justizministeriums Überwachungsmaßnahmen gegen das Trump-Wahlkampfteam | |
gelaufen sein könnten. | |
Auch in Trumps eigenen Reihen sorgten die Vorwürfe für Verwunderung. Er | |
müsse Belege dafür vorlegen, forderten einflussreiche Republikaner. Medien | |
spekulierten darüber, ob Trump einfach von belastenden Berichten über | |
Russland-Kontakte seiner Berater und Minister ablenken wolle. | |
US-Geheimdienste und das dem Justizministerium unterstellte FBI hatten | |
Russland vorgeworfen, hinter Hackerangriffen auf Demokraten im Wahlkampf zu | |
stehen, um mit den erbeuteten E-Mails das Ergebnis zu beeinflussen. | |
Russland wies dies zurück. Hochrangige US-Vertreter gehen davon aus, dass | |
Russland den späteren Wahlsieger Trump gegen seine Rivalin Hillary Clinton | |
unterstützen wollte. | |
## Trump bezieht sich wohl auf rechte Medien | |
Trump dürfte sich mit seiner Anschuldigung auf Untersuchungen beziehen, die | |
FBI und Geheimdienste 2016 in seinem Umfeld vorgenommen haben sollen. | |
Angeblich sollten mögliche finanzielle Verbindungen nach Russland überprüft | |
werden. | |
Am Donnerstag hatte das rechtsgerichtete Talk Radio von Mark Levin | |
berichtet, Obama stecke hinter Untersuchungen gegen Trump. Am Freitag griff | |
Breitbart News das auf. Es handle sich um eine Art Staatsstreich. Am | |
Samstag twitterte der Präsident. Danach verbreitete sein Umfeld die | |
Breitbart-Darstellung. | |
Dazu erklärte der Sprecher Obamas, Kevin Lewis: „Es war eine Kardinalregel | |
der Regierung Obama, dass kein Mitarbeiter des Weißen Hauses sich jemals in | |
eine unabhängige Untersuchung einmischt, die vom Justizministerium geführt | |
wird.“ | |
Weiter erklärte Lewis: „Dieser Praxis zufolge hat weder Präsident Obama | |
noch sonst jemand aus dem Weißen Haus jemals die Überwachung eines | |
US-Bürgers angeordnet. Alle anderen Unterstellungen sind einfach falsch.“ | |
## FBI hätte Abhörmanöver anordnen müssen | |
Wären Trumps haltlose Anschuldigungen wahr, hätten sie historische | |
Tragweite. Das Weiße Haus reagierte am Wochenende nicht auf die Tweets und | |
entsprechende Fragen. | |
In einer der wenigen Reaktionen von republikanischer Seite schrieb Senator | |
Ben Sasse (Nebraska), angesichts der Schwere der von Trump erhobenen | |
Vorwürfe müsse der Präsident dringend Beweise vorlegen. | |
Berichte über Untersuchungen in Trumps Umfeld sind bekannt. Zuletzt hatte | |
am 19. Januar, dem Vorabend von Trumps Amtseinführung, die New York Times | |
ausführlich berichtet. Es wurde damals nicht klar gesagt, ob es neben | |
Untersuchungen von Bankkonten auch Abhöraktionen gab und wen sie betrafen. | |
Diese Berichte über Untersuchungen bei Trump hatten sich auf polizeiliche | |
und geheimdienstliche Untersuchungen bezogen. Abhöraktionen wie die | |
unterstellte müssten von FBI-Chef James Comey angeordnet werden, nicht vom | |
Weißen Haus. | |
## Trump aufgebracht wie selten | |
Am Wochenende legten Reaktionen nahe, Trump wolle mit seiner Aufsehen | |
erregenden Aktion von größeren Schwierigkeiten ablenken, die sich aus nicht | |
geklärten, möglichen Beziehungen seines Wahlkampfteams und nun seiner | |
Regierung zu Russland ergeben. | |
Washington Post und New York Times erschienen am Wochenende mit | |
Titelgeschichten zu Russland und Trump. Trump versucht immer wieder, Themen | |
selbst zu setzen und Berichterstattung zu lenken. | |
Berichten zufolge soll Trump extrem wütend über den Rückzug von | |
Justizminister Jeff Sessions von möglichen Ermittlungen im Zusammenhang mit | |
Russland und dem Wahlkampf gewesen sein. Gestützt auf Trumps Umfeld hieß | |
es, man habe ihn noch nie so aufgebracht erlebt. | |
Nach seiner Kongressrede am Dienstag hieß es in vielen Berichten, mit ihr | |
präsentiere sich Trump „präsidentiell“ gewandelt. Am Samstag hieß es in | |
vielen Kommentaren zu Trumps zorniger Twitter-Serie, sie beweise einmal | |
mehr, dass es nur einen Donald Trump gebe. Sie belege seine Konzept- und | |
Disziplinlosigkeit. | |
Mit seinem Aufenthalt in Mar-a-Lago verbrachte Trump das vierte Wochenende | |
in Florida, seit er Präsident wurde. | |
5 Mar 2017 | |
## LINKS | |
[1] /!5389271/ | |
[2] https://twitter.com/realDonaldTrump | |
## TAGS | |
Trump tower | |
Breitbart | |
Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
Russland | |
Barack Obama | |
Donald Trump | |
FBI | |
Email-Affäre | |
Donald Trump | |
James Corney | |
Mike Pence | |
China | |
Jeff Sessions | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
US-Anhörung zu Abhör-Vorwürfen: Trump als Lügner bloßgestellt | |
Die Aussagen der Chefs von FBI und NSA im Capitol erklären die Vorwürfe des | |
US-Präsidenten für haltlos. Dessen Beliebtheit sinkt. | |
Auswertung von FBI-Dokumenten: Kein Hinweis auf Bespitzelung Trumps | |
Vertreter des Geheimdienstausschusses im Kongress sehen keine Beweise für | |
ein Abhören des Trump Tower. Wohl aber welche für russische Aktivitäten. | |
Donald Trumps Abhör-Anschuldigungen: FBI-Chef verlangt Richtigstellung | |
James Corney möchte, dass das US-Justizministerium die unbelegten Vorwürfe | |
des Präsidenten zurückweist. Doch ein Parlamentsausschuss wird sie jetzt | |
prüfen. | |
E-Mail-Leaks von US-Vize Mike Pence: Damals als Gouverneur | |
Er war einer der größten Kritiker Clintons, als es um die Nutzung ihres | |
privaten E-Mail-Kontos für dienstliche Zwecke ging. Dass er Ähnliches tat, | |
verteidigt er nun. | |
Vor Volkskongress in China: Blick aufs Meer | |
Die chinesische Regierung erhöht die Armeeausgaben moderater als zunächst | |
angenommen. Doch das Wettrüsten in Ostasien ist nicht vorbei. | |
US-Justizminister Jeff Sessions: Aus Russland-Ermittlungen raushalten | |
US-Justizminister Sessions steht wegen Treffen mit dem russischen | |
Botschafter während des Wahlkampfs in der Kritik. Präsident Trump spricht | |
von einer Hexenjagd. |