# taz.de -- Solidaritätsbekundung für Deniz Yücel: Kein Aufruf ohne Untersch… | |
> Deutsche Zeitungen haben eine ganzseitige Forderung nach Freiheit für | |
> gefangene Journalisten in der Türkei veröffentlicht – die FAZ nicht. | |
Bild: Laut Jürgen Kaube sollen Journalisten schreiben, nicht unterschreiben | |
„Deniz’e Özgürlük! Freiheit für Deniz!“ las man nicht nur in der taz, | |
sondern auch in etlichen anderen deutschen Zeitungen: Mehr als 300 | |
Unterschriften von Autoren und Künstlern zieren den ganzseitigen Aufruf. | |
Sie fordern die Freiheit von Information und Meinung und selbstredend die | |
Freilassung des inhaftierten Welt-Journalisten Deniz Yücel respektive aller | |
Journalisten in türkischen Gefängnissen. Neben der Namensliste prangt | |
Artikel 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der Vereinten | |
Nationen: „Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie | |
Meinungsäußerung“. | |
Von diesem Recht hat auch FAZ-Herausgeber Jürgen Kaube Gebrauch gemacht. In | |
einem Kommentar auf der Titelseite der Mittwochsausgabe erläutert er, warum | |
besagte Anzeige in seinem Blatt nicht erschienen ist: Die Initiatoren | |
hätten keinen einzigen FAZ-Mitarbeiter nach einem Autogramm gefragt. | |
Zwar habe eine Redakteurin der Süddeutschen Zeitung die Anzeigenabteilung | |
telefonisch um einen Abdruck gebeten. Sie habe allerdings behauptet, zu den | |
Unterzeichnern gehöre auch ein Herausgeber der FAZ. Der wusste davon aber | |
nichts. Daraus folgert Kaube, dass jemand, der „ernsthaft gewollt hätte, | |
dass Journalisten dieser Zeitung per Unterschrift das Selbstverständliche | |
bekräftigen“, anders vorgegangen wäre, dies daher „gar nicht gewollt war�… | |
Kaube unterstellt also Absicht. Man habe die FAZ-Schreiber ausgeschlossen. | |
Eine These, die von Kühnheit zeugt. Wer Deniz Yücel befreien wolle, der | |
spiele „keine Spielchen“, schreibt Kaube. Die Gegenseite widerspricht | |
freilich und verweist darauf, dass sich immerhin einige Autoren der | |
Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung eingetragen hätten. Schließlich | |
ließ die FAZ den ungefragt in die Unterzeichnerliste aufgenommenen Namen | |
auch noch entfernen. | |
Die ganze Absurdität in der Zusammenfassung: Man hätte an der | |
Solidaritätsbekundung wohl teilgenommen, wäre man gefragt worden, ob man | |
den eigenen Kaiser Wilhelm darunter setzen möchte, der fälschlicherweise | |
bereits in der Liste stand, aus der man ihn wiederum streichen und den | |
Appell am Ende gar nicht drucken ließ. | |
## „Keine Unterschreiber“ | |
Ob Kaube eingeschnappt ist oder – wegen des Fehlens einer Anzeige – einfach | |
noch überschüssiger Platz für einen Kommentar vorhanden war, sei | |
dahingestellt. Fragwürdig ist indes, dass er sich zu folgender Aussage | |
hinreißen ließ: „Journalisten sind Schreiber, nicht Unterschreiber“ – um | |
seine Ausführungen nicht bloß nach einem gekränkten „Uns hat ja keiner | |
gefragt“ klingen zu lassen. | |
Klar: Wichtiger als signierte Aufrufe sind Berichterstattung und Kritik. | |
Die kann man der FAZ nicht absprechen; auch, wenn ihr das im Fall um Deniz | |
Yücel mal besser gelingt und mal Michael Martens schreibt. Aber warum | |
sollte man deshalb auf eine Unterschriftenaktion verzichten? Besser: | |
Schreiben und unterschreiben. | |
1 Mar 2017 | |
## AUTOREN | |
Cornelius Oettle | |
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