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# taz.de -- Umstrittener Stifter Kurt A. Körber: Der Menschenfreund als Nazi-H…
> Weil der Unternehmer und Stifter Kurt A. Körber KZ-Häftlinge
> beschäftigte, diskutiert der Bezirk Hamburg-Bergedorf, ob eine Straße
> umbenannt werden muss
Bild: Stifter überlebensgroß: Festakt zu Körbers 100. Geburtstag 2009 im Ham…
Hamburg taz | Mit ihren jährlich rund 18 Millionen Euro an Vergabemitteln
gehört die [1][Körber-Stiftung] wohl zu den Schwergewichten der deutschen
Zivilgesellschaft. Doch nun ist ihr Ruf in Gefahr – wegen Diskussionen über
die NS-Vergangenheit ihres Stifters Kurt A. Körber in der
Bezirksversammlung in Hamburg-Bergedorf. Dort hatte man die Straßennamen
des Bezirks untersuchen lassen. Ergebnis: Der Name Körber ist belastet.
[2][Am Donnerstag wollen die Lokalpolitiker darüber beraten], ob die
Kurt-A.-Körber-Chaussee umbenannt werden soll.
Der Vorwurf: Während der Nazizeit war Körber in der Führungsebene des
Unternehmens „Die Universelle“, an das ein KZ-Außenlager angegliedert war.
Laut einer Experten-Kommission, die im Frühjahr 2016 von der Bergedorfer
Bezirksversammlung eingesetzt wurde, lässt sich für ihn daraus „mindestens
eine moralische Mitverantwortung“ ableiten. Die Kommission empfiehlt, die
Straße umzubenennen.
## Körber war „involviert“
„Als Prokurist war Körber Teil der Unternehmensführung und damit auch
involviert in die Angelegenheiten der KZ-Außenstelle“, sagte Alyn Beßmann,
Archivarin der [3][KZ-Gedenkstätte Neuengamme] und Mitglied der Kommission.
Der Großunternehmer Körber war schon zu Lebzeiten bekannt. Im Jahr 1959
gründete er seine Stiftung mit Sitz in Hamburg. 1991, ein Jahr vor seinem
Tod, wurde er Ehrenbürger Hamburgs. 1998 wurde im Osten der Stadt die
Kurt-A.-Körber-Chaussee zu seinen Ehren umbenannt.
Dass Körber ab 1940 NSDAP-Mitglied war, [4][schreibt die Stiftung selbst
auf ihrer Website]. Und ebenso, dass die Dresdner Zigarettenmaschinenfabrik
die Universelle, in der er von 1935 bis 1944 in die Führungsetage aufstieg,
„als kriegswichtiger Betrieb in die Produktion von Rüstungsgütern“ einsti…
und „ca. 3.000 Fremd- und Zwangsarbeiter“ einsetzte.
700 von ihnen lebten im KZ-Außenlager der Fabrik. Wer genau in dem
Unternehmen für sie zuständig war, ist bisher nicht geklärt. Viele
Firmenunterlagen fehlen. Doch Beßmann verweist auf „feste Standards“ für
die Zusammenarbeit zwischen Firmen und der SS: Verantwortlich für die
Unterbringung der KZ-Häftlinge waren die Unternehmen. Das sei auch bei der
Universellen der Fall gewesen.
## Hamburger Datenbank listet Mittäter auf
Begonnen hatte die Diskussion um Körber in Hamburg 2016 mit der
Veröffentlichung der [5][Datenbank der „Dabeigewesenen“] durch die
Landeszentrale für politische Bildung. Das virtuelle Archiv listet
Hamburger Bürger auf, die unterschiedlich stark an NS-Gewaltverbrechen
beteiligt waren. Ein Anlass für den Bezirk Bergedorf, zu prüfen, wie es um
die Namensgeber der eigenen Straßen steht. Körber und neun weitere Namen
tauchten auf, die Expertenkommission sollte nachforschen.
Deren Ergebnisse stoßen bei der Körber-Stiftung auf Kritik: „Da es
keinerlei Belege für eine persönliche Verantwortung beziehungsweise Schuld
von Kurt A. Körber gibt, sehen wir auch keinen Anlass für eine
Umbenennung“, heißt es in einer Stellungnahme. Die Stiftung kritisiert die
Rückschlüsse der Gutachter, dass die Universelle und ihre
Unternehmensführung mit ihrem KZ-Außenlager den Ausbau des KZ-Systems aktiv
vorangetrieben hätten.
Die Stiftung beruft sich auf Berichte von Zeitzeugen, die Körber entlasten
und verweist unter anderem auf einen [6][Artikel des Historikers Josef
Schmid und des Holocaust-Forschers Frank Bajohr]: Darin wird erwähnt, dass
der Kommunist Rudolf Thiersch und der Sozialdemokrat Alfred Krill nach dem
Krieg Körber eine „antifaschistische Betätigung“ bescheinigt hätten. Die
Forscher bewerten deren Aussagen allerdings eher als eine Schutzbehauptung,
„um einem geschätzten Kollegen die Weiterarbeit in der sowjetischen
Besatzungszone sichern zu helfen“.
Schmid sagte der taz, Körber sei eine „ambivalente Person“. Ihm „moralis…
Mitschuld“ zu attestieren, hält er aber für falsch: „Dann gäbe es kein E…
mehr, alle wären Täter.“
15 Mar 2017
## LINKS
[1] http://www.koerber-stiftung.de/
[2] http://sitzungsdienst-bergedorf.hamburg.de/bi/to010.asp?SILFDNR=1000788
[3] http://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/
[4] http://www.koerber-stiftung.de/ueber-uns/kurt-a-koerber.html
[5] http://www.hamburg.de/ns-dabeigewesene/
[6] http://www.koerber-stiftung.de/ueber-uns/kurt-a-koerber.html
## AUTOREN
Antonia Wegener
## TAGS
Stiftung
KZ
Zwangsarbeit
Hamburg
Sozialarbeit
Schwerpunkt Nationalsozialismus
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