# taz.de -- Wiederaufbau der Bauakademie in Berlin: Schinkel soll Schinkel blei… | |
> Uneins in der Frage, wie sie genutzt werden soll – einig in der Frage der | |
> äußeren Form: eine Diskussion mit Bausenatorin zur Gestaltung der | |
> Bauakademie. | |
Bild: Bald soll sie nicht mehr nur aus Gerüsten bestehen: die Bauakademie, hie… | |
Wenn auf Veranstaltungen zu Karl Friedrich Schinkels Bauakademie Fotos, | |
Illustrationen und Zeichnungen von dem 1962 abgerissenen Gebäude gezeigt | |
werden, steigt jedes Mal der Erregungsgrad im Publikum: Der rote profane | |
Backsteinbau von 1836, der ideale Kubus und der schöne Terrakottaschmuck – | |
Schinkels Architektur gilt noch immer als die Ikone der Moderne des 19. | |
Jahrhunderts. | |
Auch am Mittwochabend im Haus der Berliner Stadtbibliothek setzten die | |
Veranstalter – der Verein Berliner Wirtschaftsgespräche sowie der | |
Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin (AIV) – bei einer hochkarätigen | |
Diskussionsrunde zum Thema „Bauakademie – Was und Wie?“ wieder diese Mitt… | |
ein. Sollte doch mit der medialen Erinnerung an „Schinkels revolutionären | |
Bau“, so der Architekturhistoriker Peter Lemburg in seinem einführenden | |
Vortrag, zugleich die Richtung des Wiederaufbaus vorgegeben werden. Denn | |
diese Richtung – modern versus original – ist bis dato offen. | |
Seit der Deutsche Bundestag im November 2016 die Summe von 62 Millionen | |
Euro zum Bau einer neuen Bauakademie in Nachbarschaft des Humboldt-Forums | |
bewilligt hat, „freuen wir uns hier zwar über das wunderbare Geschenk“, wie | |
Katrin Lompscher auf dem Podium sagte. Aber über den „konkreten Inhalt, die | |
Form und die Trägerschaft“ müsse sich Berlin mit dem Bund noch verabreden, | |
so die Bausenatorin. | |
Einfach scheint die Einigung nicht zu werden, ließ Lompscher durchblicken. | |
Der „Geldgeber und Bauherr Bund“ gedenkt noch im Sommer 2017 auf eigene | |
Faust einen „Architektenwettbewerb Bauakademie“ auszuloben. Die | |
Nutzungskonzepte sollen zudem von der Bundesstiftung Baukultur geprüft | |
werden, „von denen wir nicht wissen, was da rauskommt“, wie Hans Kollhoff, | |
Architekt und Vorsitzender der Initiative „Internationale Bauakademie“, | |
anmerkte. | |
Um diesen vielen Unbekannten begegnen zu können, so Kollhoff weiter, müsse | |
Berlin mit einem abgestimmten Nutzungskonzept für die zukünftige | |
Bauakademie sowie mit einer „klaren Haltung zum Wiederaufbau“ auftreten. | |
Doch genau dies scheint schwierig in der Stadt, wie die Uneinigkeit der | |
Debatte zeigte. Es gibt Begehrlichkeiten: Hermann Parzinger, Präsident der | |
Stiftung Preußischer Kulturbesitz, verteidigte am Mittwoch seine | |
Vorstellung eines großen modernen Architekturmuseums. Wichtig für Lompscher | |
war, dass der „Berlin-Bezug“ in den Programmen und Architekturausstellungen | |
zum Tragen komme. Kollhoff hingegen und gleichfalls Wolfgang Schuster, | |
AIV-Vorstand, setzen auf die Internationalität eines Architekturzentrums. | |
Quo vadis Bauakademie? | |
Bei der Frage „Wie viel Schinkel muss in der wiedererrichteten Bauakademie | |
drin sein?“ waren sich die Teilnehmer der Runde dann doch eher einig. Die | |
Bilder zur Erinnerung zeigten Wirkung. Zumal Thomas Köhler, Direktor der | |
Berlinischen Galerie und Fürsprecher einer modernen Variante des | |
Wiederaufbaus, krankheitsbedingt auf dem Podium fehlte. „Etwas Neues kann | |
nicht Gegenstand des Wettbewerbs sein, die Bauakademie kann man nur | |
aufbauen, wo und wie sie war“, konstatierte Kollhoff trotzig-konservativ. | |
Auch Lompscher sprach sich dafür aus, „so viel Schinkel wie möglich“ in | |
eine Rekonstruktion einfließen zu lassen, der „rote Kasten“ bedeutete ein | |
Wahrzeichen der Stadt und ihrer Architekturgeschichte. Dass Parzinger am | |
Ende vorschlug, angesichts eines neuen Nutzungskonzepts „Abstriche im | |
Inneren“ zuzulassen – also einen Kompromiss zwischen alt und neu zu suchen | |
– ging dann unter. Schinkel reloaded blieb die Devise. | |
9 Mar 2017 | |
## AUTOREN | |
Rolf Lautenschläger | |
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