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# taz.de -- Das war die Woche I: Letztlich doch alles Banane
> Mit der Wippe am Humboldt-Forum bekommt Berlin jetzt doch sein Denkmal
> für die Wiedervereinigung – und eines mit einer merkwürdigen Symbolik.
Bild: Am Ende gleicht das Einheitsdenkmal dann doch der wahren Ikone von 1989: …
Nun also doch: Die Bundesrepublik – und damit Berlin – bekommt ihr Denkmal
des Bürgeraufstands in der DDR und der Wiedervereinigung. Lange war es
umstritten, zwischenzeitlich wurde es vom Finanzausschuss des Bundestags
gekippt und der Rekonstruktion wilhelminischer Kolonnaden geopfert. Jetzt
sprachen die Spitzen der Koalitionsfraktionen CDU/CSU und SPD am Dienstag
ein Machtwort. Das Freiheits- und Einheitsdenkmal in Form einer langsam
beweglichen, leicht gewölbten Schale wird vor dem neuen Stadtschloss
errichtet.
Ein Grund zur Freude ist das vor allem deshalb, weil damit der Nachbau des
Säulengangs an ebendieser Stelle, der einst das Reiterstandbild des ersten
deutschen Kaisers Wilhelm I. umgab, vom Tisch ist. Erspart bleibt Berlins
Mitte also ein weiterer Akt rückwärtsgewandter Einfallslosigkeit mit
fragwürdigem Bezug zur Geschichte. Dafür ist das Schloss allein schon gut
genug.
Mit der Einheitswippe bekommt das Land dennoch ein Denkmal, das so recht
niemand will, außer vielleicht Wolfgang Thierse (SPD), der sich in der
Debatte engagiert hat, als hänge sein Lebenswerk davon ab. Ansonsten
überwiegt die Kritik. Man solle doch erst mal für die Angleichung von
Löhnen und Renten in Ost und West sorgen, beschweren sich einige aus dem ja
wohl gemeinten „Volk“, ehe viel Geld in solch ein Denkmal gesteckt werde.
So unzulässig vereinfachend die Verknüpfung beider Sachverhalte ist, zeigt
der Hinweis dennoch gleich doppelt in die richtige Richtung. Die
Wiedervereinigung ist aufgrund ebenjener Unterschiede nicht vollendet und
deshalb auch noch nicht denkmalreif. Zweitens: Die Kostenfrage bleibt
ungeklärt. Statt einst zehn Millionen Euro gehen die Planer inzwischen von
15 Millionen aus, ein weiterer Anstieg nicht ausgeschlossen.
Hinzu kommt: Das Denkmal, das sich bewegen wird, wenn sich mehr als 50
Eventbesucher auf der oberen Schale verlustieren, vermittelt ein schiefes
Bild. Denn auch wenn die Macht der Bürger bewegt – die Wippe wird alsbald
wieder umschwenken. Gesellschaftlicher Fortschritt wird so kaum
verdeutlicht. Vielleicht ergibt sich die Deutung des Denkmals dann doch aus
seiner an etwas anderes erinnernden Form, dem eigentlichen Sinnbild der
Wiedervereinigung: einer Banane.
18 Feb 2017
## AUTOREN
Erik Peter
## TAGS
Einheitsdenkmal
Erinnerungspolitik
Deutsche Einheit
Bananen
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Schinkel
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