| # taz.de -- Anreize für eigenen Solarstrom: Mieter zur Sonne! | |
| > Eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach rentiert sich bisher nur für | |
| > Eigentümer. Nun soll der „Mieterstrom“ gesondert gefördert werden. | |
| Bild: Bisher gibt es Mieterstrom vor allem in Pilotprojekten wie hier in Berlin… | |
| Berlin taz | Die Bundesregierung will mit einem neuen Gesetz dafür sorgen, | |
| dass sich Solaranlagen künftig auch auf Mietshäusern rechnen. Bisher werden | |
| Fotovoltaik-Anlagen vor allem auf Ein- oder Zweifamlienhäusern installiert, | |
| die von den Eigentümern selbst bewohnt werden. Denn mit dem Einspeisen von | |
| Strom aus Dachanalgen ins Netz lässt sich aufgrund der stark gesunkenen | |
| Vergütung praktisch kein Geld mehr verdienen. | |
| Rechnen tun sich Solaranlagen vor allem dadurch, dass ein – möglichst | |
| großer – Teil des Stroms selbst verbraucht wird. Auf den selbst | |
| verbrauchten Strom fallen keine Netzentgelte und keine Stromsteuer an. Je | |
| nach Anlagengröße wird auch die EEG-Umlage ganz oder teilweise erlassen. | |
| Das gilt aber nur, wenn der Eigentümer der Solaranlage den Strom wirklich | |
| selbst verbraucht. Bei einem Verkauf an Mieter des Hauses wird die | |
| EEG-Umlage von derzeit knapp 7 Cent pro Kilowattstunde in vollem Umfang | |
| fällig. | |
| Während die Ersparnis pro Kilowattstunde bei Mietshäusern dadurch geringer | |
| ist, sind die Kosten sogar höher: Denn nicht nur der Vermieter selbst will | |
| eine Rendite für seine Investition bekommen; damit die Mieter den Strom vom | |
| Dach nutzen, muss dieser ihnen günstiger angeboten werden als am Markt. | |
| Zudem muss sich ein Dienstleister um die Abrechnung und Stromlieferung | |
| kümmern. | |
| ## Direkter Zuschuss geplant | |
| Darum will die Regierung den sogenannten Mieterstrom nun gesondert fördern. | |
| Anders als zuvor in Aussicht gestellt, soll aber nicht auf einen Teil der | |
| EEG-Umlage verzichtet werden, um eine Gleichbehandlung mit Eigentümern zu | |
| erreichen. Stattdessen sieht ein Eckpunktepapier, auf das sich die | |
| Bundestagsfraktionen von Union und SPD kürzlich geeinigt haben, einen | |
| direkten Zuschuss vor. | |
| Je nach Größe der Anlage soll dieser bei 2,8 bis 3,8 Cent pro | |
| Kilowattstunde liegen, was 40 bis 55 Prozent der EEG-Umlage entspricht. Dem | |
| Eckpunktepapier zufolge ist dieses Modell zum einen besser mit dem | |
| EU-Beihilferecht vereinbar. Zum anderen lässt sich der Zubau so begrenzen: | |
| Gefördert werden pro Jahr nur Anlagen mit einer Gesamtleistung von 500 | |
| Megawatt. | |
| Ökostromanbieter wie Lichtblick, Naturstrom und Polarstrom, die auch bisher | |
| schon einzelne Mieterstromprojekte realisiert haben, begrüßen die Pläne. | |
| „Das wird auf jeden Fall helfen, viele Projekte über die Schwelle der | |
| Wirtschaftlichkeit zu heben“, sagte Lichtblick-Sprecher Ralph Kampwirth der | |
| taz. Tim Loppe von Naturstrom hofft, dass künftig viele typische | |
| Stadthäuser mit 10 bis 12 Wohnungen Solaranlagen installieren. „Die | |
| differenzierten Zuschüsse sind eine gute Lösung“, sagte er. Polarstrom | |
| hätte hingegen die ursprünglich angekündigte reduzierte EEG-Umlage | |
| vorgezogen. | |
| Kritik kommt hingegen vom Bundesverband Energie- und Wasserwirtschaft, in | |
| dem auch viele konventionelle Energieunternehmen organisiert sind. Durch | |
| die Pläne würde „die Mehrheit der Mieter – die beispielsweise in Gebäuden | |
| ohne Solaranlage leben – mehr bezahlen als vorher“, sagte Geschäftsführer | |
| Steffen Kapferer. Eine andere Sorge hat Grünen-Energieexperte Oliver | |
| Krischer: Er fürchtet, dass das Gesetz „angesichts der knappen Zeit vor | |
| Ende der Wahlperiode kaum eine Chance auf Umsetzung hat“. | |
| 1 Mar 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Malte Kreutzfeldt | |
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| Jochen Flasbarth | |
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