# taz.de -- „T2 Trainspotting“ auf der Berlinale: Touristen der Jugend | |
> Was machen Spud und Co als Vierzigjährige? Danny Boyle hat mit „T2 | |
> Trainspotting“ den Klassiker von 1996 fortgesetzt. | |
Bild: Die Trainspotter: alle einige Jahre gealtert | |
Edinburgh ist lange schon eine der Drogenhauptstädte Europas. „Gegen Ende | |
des neunzehnten Jahrhunderts wurden hier die meisten Opiate weltweit | |
hergestellt“, schreibt der Historiker Michael Fry. In den 1980er Jahren | |
überschwemmte billiges Heroin aus Pakistan den Markt, der das begrüßte, | |
denn die Arbeitslosigkeit war groß. | |
Der Roman „Trainspotting“ (1993) von Irvine Welsh, einem Ex-Junkie, spielt | |
dort und war schnell ein großer Erfolg: vier Freunde in Edinburgh, Heroin, | |
Arbeitslosigkeit, Kriminalität, Mutterwitz. Tragödie, Komödie. | |
1996 wurde das Buch von Danny Boyle verfilmt. Wunderbar fertiger Drogen- | |
und Jugendfilm mal Komödie, mit toller Actionkamera. Legendär die | |
Toilettentaucherszene mit der dreckigsten Toilette Schottlands. Großartiger | |
Soundtrack mit Lou Reeds aus der Fernsehreklame bekanntem „Perfect Day“ und | |
vor allem der Hymne „Born Slippy“ von Underworld. | |
Schnell erreichte der Film Kultstatus und passte ausgezeichnet auch zu | |
Berlin, in dieser Zeit des Verfalls sozusagen, als die Loveparade gerade | |
zum Tiergarten gewechselt war und ein paar hunderttausend Leute auf „E“ zu | |
„Born Slippy“-in-ravten, „shouting lager, lager, lager“. | |
## Keine unpornografische Verfilmung | |
Und irgendwann war die Jugend zu Ende. 2001 erschien Welshs | |
„Trainspotting“-Folgeroman „Porno“, der vor allem in London spielt und | |
ziemlich hart davon erzählt, wie die Helden aus „Trainspotting“ sich daran | |
machen, einen Pornofilm zu drehen. Es hatte Überlegungen gegeben „Porno“ | |
tatsächlich zu verfilmen; wer den Roman kennt, weiß dass „Porno“ sich | |
schlicht nicht unpornografisch verfilmen lässt. | |
„T2 Trainspotting“ ist jedenfalls nur lose an „Porno“ angelehnt und spi… | |
in Edinburgh. Die von den gleichen Schauspielern gespielten Helden sind | |
wieder dabei. Und teils am Rande des Abgrunds. | |
In der Anfangsszene bricht Mark, der seine Freunde am Ende von | |
„Trainspotting“ beklaut hatte, im Sportstudio auf dem Laufband zusammen; | |
der ewig süchtige Spud versucht sich umzubringen; der ewig koksende Simon | |
will ein Bordell aufmachen und erpresst die Kunden seiner Freundin. | |
Die Helden sind Mitte 40 und trauern um die verlorene Zeit. Als Touristen | |
ihrer Jugend schauen sie sich Super-8-Aufnahmen aus der Kindheit an. Dezent | |
nostalgisch wird „Born Slippy“ an wichtigen Stellen angespielt. Mark geht | |
zur Toilette, um sich ein paar Viagra einzupfeifen. Die Handlung geht | |
voran, man freut sich, nicht enttäuscht zu werden, nur irritiert es ein | |
bisschen, dass alle so gute Zähne haben. | |
12 Feb 2017 | |
## AUTOREN | |
Detlef Kuhlbrodt | |
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