| # taz.de -- Neues Album von Cakes Da Killa: Saufen, ficken, Rechnungen zahlen | |
| > Party-Animal am Mikrofon: Der exzentrische US-Rapper balanciert zwischen | |
| > entwaffnender Ehrlichkeit und gekonnter Performance. | |
| Bild: Mit einer extravaganten Frisur und einem lockeren Mittelfinger gegen die … | |
| Wenn Cakes da Killa auf der Bühne steht, nimmt er den ganzen Raum ein. Und | |
| das nicht allein wegen seiner stattlichen Größe, der US-Rapper misst an die | |
| zwei Meter. Es liegt vor allem an seinem exzentrischen Auftreten. Cakes Da | |
| Killa ist einer dieser Künstler, der nicht nur seine Tracklist | |
| runterspielt, sondern das Publikum wie ein Entertainer unterhält. Als zwei | |
| Frauen sich tanzend zu ihm auf das Podest bewegen, blafft er sie ironisch | |
| vorwurfsvoll an: „Hey, was wollt ihr denn hier? Verzieht euch, das ist | |
| meine Bühne.“ | |
| Cakes balanciert zwischen entwaffnender Ehrlichkeit und gekonnter | |
| Performance. Ob in seinen Songs oder im Gespräch, unverblümt redet er über | |
| Sex, Alkohol und Partys. Und lacht dabei immer wieder auf eine Art und | |
| Weise, die wohl am ehesten das Wort „nasty“ beschreiben würde. Schamlos. | |
| Die Reime des schwulen Rappers sind sex-positiv und freizügig, das Wort | |
| „bitch“ taucht in fast allen seiner Texte auf. Auch wenn mit der Aneignung | |
| von Gangsta-Rap-Slang ein emanzipatorisch antisexistischer Impetus | |
| mitschwingt, eigentlich geht es ihm vor allem darum, über seinen Alltag zu | |
| rappen. „Ich rede nicht über Sex, weil ich schwul bin. Ich rede einfach | |
| darüber, was ich so mache: saufen, ficken und Rechnungen zahlen. Aber wer | |
| will schon davon hören, wie ich Rechnungen bezahle?“ | |
| Über seine alltäglichen Erfahrungen und die Verarbeitung seiner ersten | |
| Trennung rappt Rashard Bradshaw auf seinem kürzlich erschienenem Album | |
| „Hedonism“ in einem Tempo, bei dem den Zuhörern die Spucke wegbleibt. In | |
| puncto Schnellsprech stellt er auch Rap-Legenden wie Busta Rhymes locker in | |
| den Schatten. | |
| Cakes Da Killa bereichert das Genre ungemein, denn seine Beats passen nicht | |
| in die Mainstream-HipHop-Schublade. Zu sehr ist er beeinflusst von der New | |
| Yorker Ballroom-Szene, die vor allem aus der schwarzen, queeren | |
| LGBT-Community entstanden ist. Mitgenommen hat Cakes da Killa von diesen | |
| Partys nicht nur den rasanten Sprechgesang, sondern auch den elektronischen | |
| Clubsound, der die klassischen HipHop-Beats begleitet. | |
| ## Hedonismus groß geschrieben | |
| „Hedonism“ funktioniert als Album, Cakes selbst bezeichnet es als | |
| „Retrospektive der besten Elemente meiner bisherigen Mixtapes“. Mit Songs | |
| wie dem housigen „Keep it Goin“ und dem basslastigen „Talking Greezy“ m… | |
| er klar, dass der Titel des Albums absolut zutreffend ist: Lyrics, Beats | |
| und Rap verschmelzen bei einem Tempo um die 120 BPM zu Songs, die sofort | |
| zum Hüftschwingen und Hände-in-Luft-Werfen animieren. „Ohne irgendwelche | |
| Einschränkungen“, wie Cakes sein Ideal einer hedonistischen Lebensweise | |
| charakterisiert. Selbstbewusstsein ist für den 25-Jährigen aus New Jersey | |
| ein fester Bestandteil seiner Identität. Sein Coming-out hatte er schon in | |
| der vierten Klasse. Wenn er in der Schule als „Schwuchtel“ beschimpft | |
| wurde, zwinkerte er seinen Antagonisten nur ein „Na und?!“ entgegen. | |
| „Ich war schon immer groß, übergewichtig und feminin. Aber das war auch | |
| irgendwie mein Vorteil, weil ich kein schwaches Kind war.“ Zum Rappen kam | |
| er vor allem, um den heterosexuellen Kids zu zeigen, dass ein Schwuler so | |
| etwas auch kann. Lange nahm er Musik nicht ernst, bis ihm der Produzent | |
| Stixx 2011 eine Kollaboration anbot. Seitdem feilte Cakes immer weiter an | |
| seinen Reimen und kollaboriert auf seinem neuen Album sogar mit der | |
| Club-Queen [1][Peaches]. Über seine Kollegin sagt er: „Ich schaue zu ihr | |
| auf, weil sie eine Künstlerin ist, die genau das tut, was sie will, und es | |
| trotz Druck schafft, Mainstream zu sein und sie selbst zu bleiben.“ | |
| Dem prominenten Vorbild schließt sich der Cakes Da Killa an. Seine | |
| divenhafte Persönlichkeit erlaubt ihm eine Herangehensweise an seine | |
| Profession, die nicht nur relaxt wirkt, sondern auch eine | |
| Scheißdrauf-Mentalität mit sich bringt. Aber, Cakes da Killa nimmt das, was | |
| er macht sehr ernst. Seine Mischung aus Hingabe und Gleichgültigkeit lässt | |
| Cakes da Killa derart von der Norm abweichen, dass man mehr von ihm will. | |
| Das Gute ist: Cakes fängt gerade erst richtig an. Kürzlich war er mit | |
| [2][Mikky Blanco] auf „Stunt Queen“-Tour, demnächst wird er eine | |
| Deluxe-Version seines Albums herausbringen. Außerdem arbeitet er bereits an | |
| einem neuen Album. Der zu Extravaganz neigende Künstler kündigt schon jetzt | |
| an: „Die neuen Tracks werden noch viel komischer, als alles zuvor.“ | |
| 10 Feb 2017 | |
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| ## AUTOREN | |
| Sarah Ulrich | |
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