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# taz.de -- Prozess um Brandanschlag von Nazis: Verteidiger überbieten sich
> Wer solche Anwälte hat, braucht keine Feinde: Verteidiger überbieten sich
> bei Strafforderung im Prozess um Anschlag in Nauen. Urteil fällt am
> Donnerstag.
Bild: Die Turnhalle in Nauen brannte komplett ab
Potsdam (dpa) | Im Prozess um den Brandanschlag von Nauen haben die beiden
Verteidiger des angeklagten NPD-Politikers Maik Schneider im Landgericht
Potsdam für Aufsehen gesorgt. Während sein Pflichtverteidiger Jens-Michael
Knaak am Montag auf zweieinhalb Jahre Haft wegen fahrlässiger Brandstiftung
plädierte, forderte Schneiders Wahlverteidiger Ulli Boldt eine doppelt so
lange Strafe wegen schwerer politischer Kriminalität.
Knaak sagte, sein Mandant habe lediglich ein „politisches Rauchzeichen“
gegen die Nutzung einer Sporthalle als Notunterkunft für Asylbewerber
setzen wollen. Schneider habe jedoch nicht damit gerechnet, dass die Halle
aus Beton niederbrennen würde. „Er wollte kein Volkseigentum zerstören,
eine Sachbeschädigung plante er schon“, betonte Knaak.
Dem widersprach überraschend Schneiders Wahlverteidiger Ulli Boldt. „Wer
Feuer macht, will Feuer machen“, sagte Boldt. „Wer nur ein Zeichen setzen
will, schmeißt Farbbeutel.“ Mit dem Einsatz von acht Autoreifen, Sprit und
einer Gasflasche habe sein Mandant mit einem großen Feuer rechnen müssen,
betonte der Anwalt. Er bescheinigte Schneider „eine schwere politisch
motivierte Kriminalität.“ Wegen Brandstiftung mit „schwerstem Vorsatz“
solle Schneider zu einer Strafe von fünf Jahren verurteilt werden, forderte
Boldt.
Der Anwalt eines weiteren Angeklagten forderte für seinen Mandanten wegen
Beihilfe zu der Brandstiftung und weiterer Delikte eine Gesamtstrafe von
einem Jahr und zehn Monaten. Der 27-Jährige habe sich zu seinen Taten
bekannt und sich inzwischen offen von der rechtsextremistischen Szene in
Nauen distanziert, sagte der Anwalt.
## Hakenkreuze geschmiert
Die Staatsanwaltschaft hatte für Schneider wegen der Brandstiftung und
einer Sachbeschädigung am Auto eines Polen acht Jahre und neun Monate sowie
für einen Mitangeklagten acht Jahre und drei Monate Haft beantragt.
Schneider soll nach dem Willen der Ankläger zudem wegen der massiven
Störung einer Stadtverordnetenversammlung in Nauen und wegen
Hakenkreuzschmierereien eine weitere Strafe von einem Jahr und neun Monaten
Haft erhalten. Für drei weitere Angeklagte forderte die Staatsanwaltschaft
Bewährungsstrafen zwischen sechs Monaten und zwei Jahren.
Am Donnerstag soll das Urteil fallen, wie der Vorsitzende Richter Theodor
Horstkötter nach den Plädoyers ankündigte. (dpa)
6 Feb 2017
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Nauen
Rechte Szene
Justiz
Nauen
Schwerpunkt Neonazis
Schwerpunkt Flucht
Brandstiftung
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