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# taz.de -- Press-Schlag: Tuchel ist besser als Klopp
> Die Dortmunder Fans vermissen Jürgen Klopp. Mit Thomas Tuchel tun sie
> sich schwer. An die Fakten halten sie sich in ihrer Bewertung nicht.
Bild: Unterschiedlich charismatische Grinsebacken: Klopp (l.) und Tuchel
Keinen anderen Sport wollen Politiker so sehr vereinnahmen wie den Fußball.
Das liegt auch an der sehr speziellen Emotionalität des Ballsports. „Vom
Feeling her habe ich ein gutes Gefühl“, sagte einst Andi Möller und verwies
auf das besondere Potenzial dieser überaus suprematischen Sportart. Das
Gefühlige ist in der Politik als alternativer Fakt, als linker und rechter
Populismus, angekommen. Was schert mich die Empirie, wenn doch nur wahr
ist, was ich fühle.
Dem Zeitgeist folgend hat der Dortmunder Trainer Thomas Tuchel einen Satz
von beißender Aktualität ausgesprochen: Der 1:0-Sieg über die Leipziger
Rasenballer sei eigentlich ein 4:0-Sieg, also gefühlt. Tuchel wollte damit
sagen: Gemessen an den vergebenen Chancen hätte das Ergebnis eigentlich
Viernull lauten müssen. Was der schmale Coach mit den gelben Socken und dem
verbissenen Jubel verschweigt: Hätte der Linienrichter einen schlechten Tag
gehabt, wäre Leipzig mit einem Punkt nach Hause gefahren. Für Leipzig war
es somit ein gefühltes Unentschieden.
Tuchel ist ein Mensch, der es sich bisweilen selbst schwer macht. Das liegt
nicht an seiner unbestrittenen Fachkenntnis, auch nicht an seiner
tadellosen Arbeitsauffassung, sondern daran, dass er den Urteilen der
Öffentlichkeit – oft zu Recht – nicht traut und auf so manche
Ungerechtigkeit und Fehldeutung trotzig reagiert. Zu diesem persönlichen
Handicap kommt, dass es ihm die Umstände bei den Schwarz-Gelben verdammt
schwer machen.
Er musste als Trainertalent einen (gefühlten) Großklub übernehmen und das
auch noch vom messianisch verehrten Jürgen Klopp, der in seinen
leuchtstarken Gefährten so ziemlich jeden Anhalter mit Fußballaffinität
emotional „mitnehmen“ kann. Tuchel donnert an den Bedürfnissen des gemeinen
Fans schon mal dabei, was bei den Verantwortlichen in der Klubführung zu
Phantomschmerzen führt, die nur mit einem Klopp-Video aus der Vergangenheit
kuriert werden können.
## „Uninspirierter Kackfußball“
Die Vorbehalte gegen Tuchel, den großen Bewunderer von Pep Guardiola, sind
aber auch sehr konkreter Natur. Seit Wochen liegt er mit Chefscout Sven
Mislintat im Clinch. Der Klub stärkte die Position von Tuchels
Gegenspieler, indem er Letzteren zum „Leiter Profifußball“ hochlobte.
Geschäftsführer Aki Watzke vernachlässigte hier und da die Rückendeckung
für Tuchel. Und die Fans sinnierten im Forum von „Schwatzgelb“ über
„uninspirierten Kackfußball“. Thomas Tuchel war also vorm Kick gegen RB
Leipzig leidlich angeschlagen. Die Art, wie er Fußball spielen lässt und
diesen nach außen verkauft, stand auf dem Prüfstand.
Die Prüfung hat der Schwabe bestanden, auch wenn er sich die Häme über den
nicht gegebenen Treffer der Leipziger hätte sparen können. Was bei all der
Tuchel-Skepsis und der Klopp-Vergötterung leider immer vergessen wird: Kein
Trainer von Borussia Dortmund hat im Schnitt eine bessere Punktausbeute als
Tuchel (2,17). Auch Klopp (1,9) nicht. 30 Bundesliga-Heimspiele hat
Dortmund überdies ungeschlagen überstanden. Man sollte sich lieber an die
Fakten halten. Nicht nur im Fußball.
5 Feb 2017
## AUTOREN
Markus Völker
## TAGS
Thomas Tuchel
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Jürgen Klopp
Fußball
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