# taz.de -- Konzertempfehlungen für Berlin: Explizit apokalyptisch | |
> Für die schlechten Zeiten empfiehlt Laura Aha Diversität: Moor Mothers | |
> Soundtrack einer ungewissen Zukunft etwa. Oder Empowerment mit Tommy | |
> Genesis. | |
Bild: Soundtrack einer ungewissen Zukunft: Moor Mother | |
Wenn uns die ersten zwei Wochen Trump etwas lehren, dann, dass es jetzt | |
mehr denn je an der Zeit ist, sich zu solidarisieren und für diejenigen | |
einzusetzen, die weniger privilegiert sind als wir selbst. Und, dass wir | |
kulturelle Vielfalt und Diversität in unserer Welt kräftig feiern sollten, | |
solange wir noch können. | |
Zum Beispiel am Donnerstag beim Konzert der amerikanischen Soundaktivistin | |
[1][Moor Mother]. Mit ihrem Mix aus „Witch Rap“, Noise und elektronisch | |
verfremdetem Punk rappt sie für den täglichen Kampf der afroamerikanischen | |
Bevölkerung. Ihr 2016 erschienenes Debüt „[2][Fetish Bones]“ zeichnet der… | |
blutige Geschichte ungeschönt nach und liefert den apokalyptischen | |
Soundtrack einer ungewissen Zukunft. (Berghain, Am Wrienzener Bahnof, 2. | |
2., 22 Uhr, 22 €) | |
Die Apokalypse ist auch eins von [3][Jenny Hvals] Themen. Mit | |
„[4][Apocalypse, Girl]“ dekonstruierte die Norwegerin 2015 sarkastisch das | |
Genre des „Soft Dick Rock“ und rüttelte an normativen | |
Geschlechterzuschreibungen. | |
Ein Jahr später lieferte sie mit „[5][Blood Bitch]“ eines der Alben des | |
Jahres. Ihr Sound changiert zwischen Noise, erotischem Wispern und | |
unheilvollen Drones, thematisieren weibliches Begehren und entmystifizieren | |
die Menstruation. Begleitet von Tuba und analogen Synths spielt sie | |
ebenfalls am Donnerstag im HAU1. (Stresemannstraße 29, Donnerstag, 2. 2., | |
19 Uhr, 22 /17 €) | |
Wer es weniger verkopft mag, kann danach im SchwuZ für den Feminismus das | |
Tanzbein schwingen: Beim [6][Elektronischen Donnerstag] legen DJ Ena Lind | |
und ihre israelische Kollegin Dasco ausgewählte Underground-Grooves auf. | |
Beide entstammen dem Berliner Kollektiv Mint, das sich mit Workshops und | |
monatlichen Clubnächten für die Sichtbarkeit von Frauen auf und um den | |
Dancefloor einsetzt. (Rollbergstraße 26, 2. 2., 23 Uhr, Tickets 6 €) | |
Und weil Netzwerke bekanntermaßen das A und O sind, lädt das CTM Festival | |
am Freitag zum [7][Research Networking Day] zum Thema „Kaleidoscopic | |
Scene“. Einen Nachmittag lang geht es mit Initiativen von und für Frauen, | |
wie Discwoman, Salt+Sass, New Emergences, shesaid.so, Sister und Mint, um | |
Chancen und Herausforderungen einer heterogenen Musikszene. (Mariannenplatz | |
2, 3. 2., ab 12 Uhr, 3 €, 5–7 € Tagesticket) | |
Noch mehr Riot-Grrrl-Rebellion liefert die kanadische Rapperin [8][Tommy | |
Genesis] am Samstagabend im YAAM. Sie kontrastiert ihren unschuldigen | |
Schulmädchen-Look mit explizit sexualisierten Texten und spuckt dem | |
Schubladendenken ins Gesicht. Neben Abra behauptet sie sich als einzige | |
Frau auf dem Kultlabel Awful Records, obwohl sie ihren Erfolg nicht als | |
gewonnen Kampf gegen patriarchale Strukturen ansieht: Ihre Musik ist ihr | |
Empowerment – davon zurzeit bitte gerne mehr! (An der Schllingbrücke, 4. | |
2., 23 Uhr, 22 €). | |
Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg | |
immer Donnerstags in der Printausgabe der taz | |
1 Feb 2017 | |
## LINKS | |
[1] http://berghain.de/event/1892 | |
[2] https://moormothergoddess.bandcamp.com/album/fetish-bones | |
[3] http://www.hebbel-am-ufer.de/programm/spielplan/fake-synthetic-music/3075/ | |
[4] https://jennyhval.bandcamp.com/album/apocalypse-girl | |
[5] https://jennyhval.bandcamp.com/album/blood-bitch | |
[6] https://www.facebook.com/events/376398336045029/ | |
[7] http://www.ctm-festival.de/festival-2017/transfer/research-networking-day/ | |
[8] https://www.facebook.com/events/299226567142241/ | |
## AUTOREN | |
Laura Aha | |
## TAGS | |
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Diversität | |
CTM Festival Berlin | |
Postpunk | |
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