# taz.de -- Selfies am Holocaust-Mahnmal in Berlin: Montiert für die Erinnerung | |
> Fotoshooting am Holocaust-Mahnmal. Der israelische Satiriker Shahak | |
> Shapira legt die Bilder von Touristen vor Fotos von Vernichtungslagern. | |
Bild: Ist es angebracht sich in der Holocaust-Gedenkstätte zu küssen? Immerhi… | |
BERLIN taz Wenn man ein Selfie in der Holocaust-Gedenkstätte schießt, will | |
man damit sagen: „Ich bin in der Hauptstadt“. Die Fotos der Touristen | |
finden sich in allen sozialen Netzwerken. Mal mit Duckface, mal mit | |
Handstand wird im Stelenfeld der Gedenkstätte für die sechs Millionen | |
ermordeten Juden während des Nationalsozialismus herumgeturnt. Sie springen | |
herum, lachen und werfen Luftküsse in die Kamera. Diesen Spaß verdirbt | |
ihnen jetzt der israelische Satiriker Shahak Shapira und widmet sein | |
Projekt [1][„Yolocaust“] Björn Höcke. Der Titel verbindet das Lebensmotto | |
YOLO (You only live once) und den Holocaust. | |
Das Holocaust-Denkmal neben dem Brandenburger Tor als bloße | |
[2][Touristenattraktion] zu nutzen, blendet den Charakter des Ortes als | |
Gedenkstätte an die Ermordung der Juden aus. Shahak Shapira hat sich der | |
Touristen-Fotos angenommen. Aus Facebook, Instagram und verschiedenen | |
Flirt-Apps hat er sich Bilder der Nutzer rausgepickt und bearbeitet. | |
Er ersetzt das „Lifestyle-Foto-Objekt“, wie er es nennt, vor dem sich die | |
Menschen ablichten, durch Archivbilder aus Konzentrationslagern. Und so | |
finden sich zwei junge Männer, die von Stele zu Stele springen und ihr Foto | |
mit den Worten „Jumping over dead jews @ Holocaust Memorial“ kommentierten, | |
plötzlich wirklich mitten im Sprung über tote Juden wieder. Ein Jongleur | |
kniet plötzlich nicht mehr zwischen den großen Steinquadern, sondern in | |
einem Massengrab, das gerade zugeschüttet wird. | |
„Es wäre nicht so schlimm, wenn Leute normale Selfies gemacht hätten,“ | |
[3][sagt Shapira im Interview mit] jetzt.de. Trotzdem stellt er auf | |
[4][yolocaust.de] auch zwei Bilder von jungen Menschen aus, die | |
offensichtlich ganz normale Selfies machen. Auch sie setzt er in eine | |
KZ-Baracke und vor einen Leichenberg und stellt sie so auf eine Stufe mit | |
den unangemessenen Beiträgen, die er eigentlich öffentlich vorführen | |
möchte. | |
Shapira möchte an das Erinnern erinnern. Mit seiner Aktion betont er die | |
Wichtigkeit der Gedenkstätte für das kollektive Gedächtnis an die Schrecken | |
des Holocaust. Wer sich auf seinen Bildern wiederentdeckt und es gerne | |
entfernen möchte, der darf sich bei ihm melden unter: | |
[5][[email protected]]. | |
19 Jan 2017 | |
## LINKS | |
[1] http://yolocaust.de/ | |
[2] /!5009447/ | |
[3] http://www.jetzt.de/shahak-shapira/interview-mit-satiriker-shahak-shapira-u… | |
[4] http://yolocaust.de | |
[5] /[email protected] | |
## AUTOREN | |
Christoph Kürbel | |
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