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# taz.de -- Prozess gegen Auto-Brandstifter in Berlin: „Der Szene eine reindr…
> Der Angeklagte wurde von den Autonomen der Rigaer Straße „verstoßen“.
> Deshalb wollte er seine Tat der Szene in die Schuhe schieben.
Bild: Ja, wo ist er denn?
Berlin taz Es hätte ein großer Schlag gegen Berlins linksradikale Szene
sein können. In der Nacht vom 5. auf den 6. Juli vergangenen Jahres
ertappten Polizisten der Sonderermittlungsgruppe LinX [1][einen
Auto-Brandstifter auf frischer Tat].
Zwei Wochen zuvor war das autonome Hausprojekt Rigaer Straße 94 in
Friedrichshain mit Unterstützung von 300 Beamten [2][teilgeräumt worden].
In der Folge kam es zu einer [3][Serie von Brandanschlägen und
Sachbeschädigungen]. Mithilfe der extra gegründeten Soko wollte der
damalige Innensenator Frank Henkel (CDU) den vermeintlich linken Tätern auf
die Spur kommen.
Am Dienstag begann unter hohen Sicherheitsvorkehrungen vor dem Berliner
Landgericht der Prozess gegen den damals festgenommenen Marcel G. mit einem
Geständnis. Der 27-Jährige schilderte, wie er in der Tasdorfer Straße im
Bezirk Lichtenberg Grillanzünder auf die Reifen dreier Wagen gelegt und sie
mit einem Feuerzeug entzündet habe.
„Ich wollte der linken Szene eine reindrücken“, sagte G. Ihm sei es darum
gegangen, den Linken die Brandstiftung „in die Schuhe zu schieben“, damit
die Polizei dafür sorge, dass in der Rigaer Straße „endgültig Ruhe ist“.
Den Entschluss zu seiner Tat habe er spontan gefasst, als er am Abend im
[4][Friedrichshainer Gefahrengebiet] von einer Gruppe vermummter Autonomer
angegriffen worden sei.
## Von der Szene verstoßen
Für die ist G. tatsächlich kein Unbekannter. Eine Zeit lang trieb sich G.
im linksradikalen Spektrum herum – bis er dort öffentlich als Zuträger der
Behörden geoutet wurde. Immer wieder habe er deswegen Probleme gehabt, er
sei „gejagt“ und „verstoßen“ worden. Über neue Bekanntschaften knüpf…
dann Kontakte zur rechtsextremen Bärgida-Bewegung, bei der er auch als
Redner aufgetreten war.
Warum er denn Kleinwagen angezündet habe und keine Luxuskarossen, wollte
der Richter wissen: „Wie sollte denn so eine Verbindung zu einem linken
politischen Hintergrund entstehen?“ G. lachte – und erklärte dem Richter:
„Linke zünden nicht nur Nobel-Autos an.“
Mehrfach betonte G., dass er seine Tat bereue. Bereits nachdem er die
Grillanzünder deponiert hatte, habe er überlegt, sie wieder zu entfernen,
so G. Doch dann sei er von den Polizisten, denen er zuvor aufgefallen war,
überrascht worden.
## Zuträger der Behörden
Bereits im Juli 2012 war G. nach einer Brandstiftung in Hamburg
festgenommen worden. Wie aus Vernehmungsprotokollen, die auf dem
Internetportal [5][Indymedia veröffentlicht wurden], hervorgeht, habe sich
G. den Beamten damals als „Insider“ der Berliner linken Szene präsentiert,
der aussteigen wolle.
Das Hausprojekt Rigaer94 mitsamt der Kneipe „Kadterschmiede“ beschrieb er
als Treffpunkt militanter Aktionen. Im folgenden [6][Berliner
Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2012 (pdf)] tauchte das Objekt dann
erstmals auf – als „zentrale Institution der gewaltbereiten autonomen Szene
Berlins“.
Inwiefern G. als Behördenzuträger tätig gewesen ist, spielte an diesem
Verhandlungstag keine Rolle. Nur an einer Stelle widersprach der
Angeklagter den öffentlichen Unterstellungen „V-Mann“ gewesen zu sein: „…
habe nicht mit der Polizei zusammengearbeitet.“
Zwei weitere Verhandlungstermine werden folgen, bis das Urteil gesprochen
wird. Schon am Donnerstag kommt es dagegen zum Räumungsprozess gegen die
„Kadterschmiede“. Für brennende Autos muss die Szene dann wieder selber
sorgen. Die Soko LinX ist mittlerweile aufgelöst.
31 Jan 2017
## LINKS
[1] /!5320107/
[2] /!5312427/
[3] /!5313654/
[4] /!5260467/
[5] https://linksunten.indymedia.org/de/node/163244
[6] https://www.berlin.de/sen/inneres/verfassungsschutz/publikationen/verfassun…
## AUTOREN
Erik Peter
## TAGS
Rigaer94
Linke Szene
Bärgida
Polizei Berlin
Rigaer Straße
Polizei Berlin
Rigaer94
Rigaer Straße
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