| # taz.de -- Das war die Woche in Berlin II: Senat muss sein Versprechen halten | |
| > Erneut versucht der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, die Besetzer aus der | |
| > ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Schule herauszuklagen. | |
| Bild: They will stay: Als der Bezirk die Gerhart-Hauptmann-Schule im Juni 2014 … | |
| Der letzte Akt im Drama um die Flüchtlinge vom Oranienplatz hat begonnen. | |
| Seit Mittwoch versucht der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg erneut vor | |
| Gericht, die Besetzer aus der ehemaligen Gerhart-Hauptmann-Schule | |
| herauszuklagen. Die 24 Männer sind der traurige Rest eines einstmals | |
| mächtigen Protests, dem zeitweilig rund 600 Geflüchtete vom Oranienplatz | |
| und der Schule angehörten. | |
| Zur Erinnerung: Die Protestler räumten den Platz vor fast drei Jahren gegen | |
| die Zusage des Senats, ihre Aufenthaltspapiere großzügig zu prüfen – und | |
| wurden bitter getäuscht. Zwar sind die 24 nicht die einzigen | |
| Oranienplatz-Leute, die weiter in der Stadt leben. Etwa 130 werden von | |
| Kirchengemeinden versorgt, um weitere kümmern sich engagierte | |
| Einzelpersonen. Doch noch haben die Besetzer ihren Leidensgenossen etwas | |
| voraus, mit der Schuletage, die sie bewohnen, haben sie ein – wenn auch | |
| kleines – Unterpfand in der Hand: Im Tausch gegen legale | |
| Aufenthaltsmöglichkeiten würden sie die Schule verlassen, sagen sie. | |
| Sollten sie den Prozess gegen den Bezirk verlieren, stehen sie mit leeren | |
| Händen da und sind, wie die übrigen O-Platz-Leute, auf das Wohlwollen von | |
| Politik und Verwaltung angewiesen. Nun scheinen die Zeichen der Zeit gerade | |
| günstig zu stehen: Rot-Rot-Grün hat im Koalitionsvertrag versprochen, alle | |
| gesetzlichen Möglichkeiten im Sinne der Geflüchteten zu nutzen. Und die | |
| Gespräche zwischen Senat und Kirche über die Zukunft der 130 Männer in | |
| Kirchenobhut scheinen, was man so hört, in eine positive Richtung zu | |
| laufen. | |
| Dennoch läuft nicht alles, wie es sollte. Denn wie kann es sein, dass ein | |
| grün regierter Bezirk, der die Forderungen der Flüchtlinge verbal immer | |
| mitgetragen hat, diese vor die Tür zu setzen droht, bevor sie vom neuen | |
| Senat endlich Aufenthaltspapiere bekommen? Kann man da nicht ein paar | |
| Wochen warten? | |
| Und warum, lieber neuer Innensenator, verhandeln Sie gerade nur über die | |
| Zukunft der 130 Kirchenflüchtlinge – nicht aber über all jene, die | |
| seinerzeit zum Protest dazugehörten? Warum sind Sie nicht großzügig und | |
| geben all jenen 570 Männern, die damals Vertrauen in das Abkommen mit dem | |
| Senat gesetzt hatten, kollektiv ein humanitäres Bleiberecht? | |
| Das ist wohl das Mindeste, was die Leute nach all dem Herumgeschubse der | |
| letzten Jahre verdient haben. Und wenn Sie ehrlich sind, liebe | |
| Neuregierende, haben Sie das vor der Wahl auch immer gefordert. | |
| 28 Jan 2017 | |
| ## AUTOREN | |
| Susanne Memarnia | |
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