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# taz.de -- Dekoration für Ampeln: Tiere im Verkehr
> Mainz hat eine Mainzelmännchen-Ampel. Bekommt Stuttgart eine Ampel, die
> die Äffle und Pferdle zeigt? Fans sind sehr dafür – aber sie haben
> Gegenwind.
Bild: Äffle und Pferdle
Der Südwesten hat so seine Eigenheiten. Vor allem sprachlich. Aus Haus wird
Häusle, aus Maus Mäusle, aus Auto Autole (gesprochen: Audole). Nur Spätzle
bleiben Spätzle. Zu regionalem Heldenstatus schafften es ab den 1960er
Jahren ein Affe und ein Pferd, besser bekannt – natürlich – als Äffle und
Pferdle. Sie sind für den SWR, was die Mainzelmännchen für das ZDF sind.
Als Zeichentrickfiguren unterhielten Äffle und Pferdle die Menschen in den
TV-Werbepausen des Süddeutschen Rundfunks, heute tun sie es beim Nachfolger
SWR. Nun will ein Äffle- und Pferdle-Fanclub aus Heidenheim (Ostalbkreis)
die Figuren als Ampelsymbol etablieren – als Touristenattraktion an einer
markanten Stelle. Allerdings nicht in Heidenheim, wo der Fanclub-Gründer
Klaus Winter herkommt, sondern in der Landeshauptstadt Stuttgart.
Winter, 39, favorisiert eine Kreuzung beim SWR-Funkhaus, denn dort, so
argumentiert der Fanclub-Vorsitzende, sei quasi die Arbeitsstätte von Äffle
und Pferdle. Genauso gut würden sich der Höhenpark Killesberg oder der
Hauptbahnhof eignen. Winter, der den 200 Mitglieder starken Fanclub 1993
gründete, findet: „Pferdle und Äffle sind längst nicht mehr nur
SWR-Werbefiguren, sondern Sympathieträger fürs Ländle.“
Die hohen Sympathiewerte bringen aber nichts, wenn sich nicht auch im
Stuttgarter Rathaus die Herzen für das Vorhaben erwärmen lassen. Und da
hört der Spaß bislang auf – was Klaus Winter keinesfalls entmutigt. Er hat
am Dienstagabend eine Petition online gestellt und seinen Wunsch deutlich
formuliert: „Appell an die Stadt Stuttgart: die Äffle- und Pferdle-Ampel
muss her!“
## Mainz hat seins
Die Argumentation geht so: „Wenn in Mainz die Mainzelmännchen erlaubt sind,
müssten in Stuttgart auch Pferdle und Äffle möglich sein.“ In der
Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz leuchtet seit knapp zwei Monaten am
Neubrunnenplatz das Mainzelmännchen auf der Fußgängerampel.
Ganz so einfach ist es aber nicht. Hermann Karpf, persönlicher Referent des
Stuttgarter Ordnungsbürgermeisters Martin Schairer, verweist auf die im
Bundesrecht geregelte Straßenverkehrsordnung. Nach der seien Äffle und
Pferdle als Symbole für den Straßenverkehr ungeeignet. „Wir halten die Idee
für charmant, Verkehrszeichen müssen aber klar, eindeutig und schnell
erkennbar sein.“ Die Haltung im Stuttgarter Rathaus zu Ampeläffle und
Ampelpferlde stehe deshalb fest: „Wir wollen das nicht, egal ob die
Petition fünf Menschen unterschreiben oder 500.000.“
Nur: Warum darf in Stuttgart nicht sein, was in Mainz sein darf? Zu den
Vorgängen in Stuttgart wollen sich die Mainzer nicht äußern, zu ihren
TV-Helden aber schon: „Es besteht kein großer Unterschied zwischen Mensch
und Mainzelmännchen als Symbol“, teilt die Pressestelle der Stadt mit. „Man
muss nur klar erkennen: ‚Geht‘ die abgebildete Person auf der Ampel oder
‚steht‘ sie?“ Als am 23. November die Mainzelmännchen-Anlage eingeweiht
wurde, war der Jubel jedenfalls groß. „Wir wollen ihnen fast so etwas wie
ein Denkmal setzen“, sagte der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling
(SPD).
## Äffle- und Pferdle-Witzle
Klaus Winter wünscht sich, dass Stuttgart genauso ehrenvoll mit des Volkes
Lieblingen umgeht. Er will die Aufmerksamkeit für das Thema „mit einer
fünfstelligen Zahl bei den Unterschriften für die Petition“ erhöhen. Die
Chancen zumindest dafür stehen gut. Allein die Heidenheimer Fanclub-Seite
auf Facebook hat mehr als 35.000 Fans, die offizielle Äffle- und
Pferdle-Seite gar über 170.000. Und als das SWR über eine mögliche Äffle-
und Pferdle-Ampelanlage berichtete, riefen 400.000 Menschen den Beitrag ab.
Äffle und Pferdle, einst erfunden vom Filmemacher Armin Lang, sind halt
Kult, sie halten den schwäbischen Lokalpatriotismus stets pointiert und
selbstironisch hoch. Im Netz finden sich zahllose Dialoge der beiden. Etwa
dieser: Äffle: „Wie oft willsch denn no putza? Du hasch doch erschd
gestern.“ Pferdle: „Also, wenn i Kehrwoch hab, dann darf i au sieba Tag
lang putza.“ Ohnehin legendär ist ihr „Hafer- und Bananenblues“, den auch
einige Politiker im Südwesten gerne hören. Darunter Winfried Hermann, der
als großer Fan von Äffle und Pferdle gilt. Der Grüne ist übrigens das
baden-württembergische Verkehrsministerle…
15 Jan 2017
## AUTOREN
David Joram
## TAGS
rote Ampeln
Straßenverkehrsordnung
Straßenverkehr
Stuttgart
Baden-Württemberg
Whistleblower
Freie Universität Berlin
Online-Petition
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