# taz.de -- Integration durch Ehrenamt: Feuerwehr goes multikulti | |
> Türkische Gemeinde in Schleswig-Holstein wirbt für Engagement in der | |
> Freiwilligen Feuerwehr. Die hat Migranten bisher kaum beachtet, braucht | |
> aber Personal. | |
Bild: Noch unterrepräsentiert bei der Freiwilligen Feuerwehr: Migrantin. | |
HAMBURG taz | Die Türkische Gemeinde in Schleswig-Holstein wirbt für mehr | |
MigrantInnen für die Freiwilligen Feuerwehren im Land. Bei den knapp 60.000 | |
Aktiven lässt der Anteil von MigrantInnen nämlich ziemlich zu wünschen | |
übrig. Zwar hat etwa jede fünfte Person in Deutschland einen | |
Migrationshintergrund. In den Feuerwehren des Landes dagegen ist das | |
Engagement bisher aber eine ziemlich deutsche Angelegenheit: Nur ein | |
Prozent der Rettungskräfte haben einen Migrationshintergrund. „Das wollen | |
wir ändern“, sagt Izzettin Emen, der das neue Projekt „Mehr ‚Wir‘ in d… | |
Wehr“ für die Gemeinde mitorganisiert. | |
Die Türkische Gemeinde sieht das Projekt als Brücke zwischen Feuerwehr und | |
interessierten MigrantInnen. „Die Feuerwehr und die MigrantInnen kennen | |
sich einfach nicht“, sagt Emen. | |
## Kaum beachtet | |
Die Feuerwehr selbst hat bisher nicht viel unternommen, um auch Freiwillige | |
mit Migrationshintergrund zu gewinnen. „Wir wissen aber, dass es viele | |
Leute gibt, die mitmachen wollen“, sagt Emen. Deshalb soll es zunächst | |
darum gehen, Hemmungen abzubauen. „Wer Interesse hat, dem geben wir alle | |
nötigen Informationen.“ | |
Und bei Bedarf würde man sogar zur Feuerwehr begleitet. Neuen Nachwuchs | |
können die Feuerwehren dabei gut gebrauchen. „Wir werden in den nächsten | |
zehn Jahren altersbedingt viele Mitglieder verlieren“, sagt Melf Behrens | |
vom Landesfeuerwehrverband, der mit der Türkischen Gemeinde kooperiert. Vor | |
allem in den ländlichen Regionen des Landes würden daraus mittelfristig | |
Personalprobleme entstehen können. Diese Erkenntnis führt nun zur | |
Zusammenarbeit mit der Türkischen Gemeinde. | |
„Sie erreicht viele Menschen, auf die wir bisher nicht richtig zugegangen | |
sind“, so Behrens. Ob MigrantInnen in zweiter Generation oder gerade erst | |
in Schleswig-Holstein angekommene Geflüchtete: Die Türkische Gemeinde hat | |
gute Kontakte etwa zu den einzelnen Moscheen, in die viele muslimische | |
Eingewanderte regelmäßig kommen. | |
Emen berichtet, dass viele MigrantInnen einfach nicht wüssten, dass sie bei | |
der Freiwilligen Feuerwehr mitmachen dürfen. „In vielen Ländern gibt es | |
schließlich nur eine Berufsfeuerwehr. Das ist hier in Deutschland anders“, | |
sagt er. In Schleswig-Holstein sind es neben vier Berufsfeuerwehren über | |
1.300 freiwillige Wehren. | |
Diese führen rund zwei Drittel aller Einsätze im Norden aus. „Es ist doch | |
für jeden etwas Schönes, wenn man Menschen helfen oder sogar retten kann“, | |
sagt Emen. Außerdem würde die Kooperation bei der Feuerwehr auch zu | |
wachsendem gegenseitigen Vertrauen führen. „Es ist eine ganz praktische | |
Möglichkeit zu verbesserter Integration, denn man lernt sich durch | |
gemeinsame Interessen kennen, was wiederum zu gegenseitiger Akzeptanz | |
führt“, sagt auch Feuerwehrmann Behrens. | |
## Aus Dankbarkeit helfen | |
Ob das Projekt erfolgreich werde, ist bisher unklar. „Das ist die erste | |
Aktion von uns zu diesem Thema“, sagt Behrens. Dabei hätten sich bei der | |
schleswig-holsteinischen Feuerwehr schon ein paar Geflüchtete gemeldet und | |
gefragt, wie sie helfen können. Ihre Motivation, so Behrens, sei gewesen, | |
dass sie ihrer neuen Heimat aus Dankbarkeit etwas zurückgeben möchten. | |
Auch die Türkische Gemeinde ist da optimistisch: So hatte bereits eine | |
Moscheegemeinde bei Emen angefragt, ob nicht die Feuerwehr mal | |
vorbeischauen möchte, um über Brandschutz in der Moschee zu informieren und | |
ihre Arbeit zu präsentieren. „Das wäre schon ein erster vielversprechender | |
Kontakt“, sagt Emen. Generell, so sieht es die Türkische Gemeinde, wolle | |
man das Thema zunächst ins Gespräch bringen – diese Woche mit einer ersten | |
Projektpräsentation in Kiel, das auch vom Bundesinnenministerium | |
unterstützt wird, und dann mit den verschiedenen Aktionen landesweit. | |
11 Jan 2017 | |
## AUTOREN | |
André Zuschlag | |
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