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# taz.de -- Inflation in Venezuela: 100 Bolívares sind nichts mehr wert
> Das unter dem niedrigen Ölpreis leidende Venezuela hat die höchste
> Inflationsrate weltweit. Jetzt wird die Grenze zu Kolumbien dichtgemacht.
Bild: Noch mal angucken: Die 100-Bolívares-Banknoten sind bald Geschichte
Buenos Airestaz | Venezuelas Präsident Nicolás Maduro verschärft das Chaos.
Am Montag ordnete er die Schließung der Grenze zu Kolumbien für 72 Stunden
an. Das solle den Schmuggel von venezolanischen Banknoten beenden. Eine
Währungsschmuggler-Mafia greife durch das Horten von 100-Bolívares-Scheinen
das venezolanische Finanzsystem an, sagte der Präsident. Dahinter stecke
das US-Finanzministerium.
Die Maßnahme könnte das vom niedrigen Ölpreis gebeutelte Land mit den
größten Ölreserven der Welt noch weiter in die Krise treiben. Schon in
seiner sonntäglichen Fernsehsendung „Contacto con Maduro“ („Kontakt mit
Maduro“) hatte der Präsident harte Maßnahmen angekündigt. Der größte
Bolívar-Schein, der 100er, werde in wenigen Tagen aus dem Verkehr gezogen –
und sei dann nicht mehr als Zahlungsmittel gültig, sagte Maduro. Im Land
selbst eilten viele Venezolaner in die Geschäfte, um ihre
100-Bolívares-Noten loszuwerden. Nur ein Drittel der Bevölkerung hat ein
Bankkonto – die meisten besitzen nur Bares.
Auch die vielen Landsleute, die im nahen kolumbianischen Ausland versuchen,
Waren zu kaufen, die es in Venezuela längst nicht mehr gibt, hatten
Probleme. Noch am Sonntagmorgen sei alles wie immer gewesen, erzählte eine
Venezolanerin im Fernsehen. Sie habe in der kolumbianischen Grenzstadt
Cúcuta noch Lebensmittel gekauft, doch direkt nach Maduros Ankündigung habe
niemand mehr die 100er-Banknoten akzeptiert.
Die VenezolanerInnen haben nun drei Werktage Zeit, ihre 100er-Noten in den
Banken zu wechseln – oder auf das eigene Konto einzuzahlen. Wer das nicht
schafft, hat noch zehn weitere Tage Zeit, um bei der Zentralbank zu
wechseln. Die hat jedoch nur in der Hauptstadt Carácas und in Maracaibo im
Bundesstaat Zulia entsprechende Filialen. Verzweifelt versuchen derzeit
viele Venezolaner, ihre 100er loszuwerden. In den kommenden Tagen dürfte
sich das Schlangestehen vor den Supermärkten also vor die Banken verlagern.
Nach Angaben der Zentralbank machen die über sechs Milliarden 100er-Scheine
knapp die Hälfte des umlaufenden Bargeldes aus.
## Bündelweise Bargeld
Der Bolívar leidet unter der derzeit höchsten Inflationsrate weltweit. Wer
heute in Venezuela mit Bargeld einkaufen geht, hat gleich bündelweise
Scheine bei sich. Doch ab Donnerstag soll sich dies ändern. Dann gibt die
Zentralbank die neuen Billetts aus. Die Stückelung beginnt bei 500 und geht
bis zu 20.000 Bolívares. Auf dem Schwarzmarkt werden derzeit für einen
US-Dollar bis zu 4.400 Bolívares gezahlt, vor wenigen Monaten waren es noch
1.000 Bolívares.
Im August 2016 hatte der Präsident schon einmal die Grenzübergänge zum
Nachbarland schließen lassen. Damals sollte das Einsickern von Paramilitärs
und der Lebensmittelschmuggel eingedämmt werden. Der Schmuggel von in
Venezuela hoch subventionierten Waren hatte zu Versorgungsengpässen
geführt.
Seit August sind die Grenzübergänge wieder vollständig geöffnet. Die
VenezolanerInnen gingen wieder zu Tausenden ins Nachbarland shoppen – zu
Hause ist das Angebot vielen einfach zu ärmlich. Mit dabei: bündelweise
100-Bolívares-Scheine, die in kolumbianische Pesos getauscht werden. Die
Ausgabe der neuen Scheine ist auch eine Bankrotterklärung der
Währungsreform von 2008 unter Expräsident Hugo Chávez. Der „Comandante
enterno“ („ewiger Präsident“) ließ damals drei Nullen streichen und mac…
aus dem Bolivar den Bolívar Fuerte – den „starken Bolivar“.
13 Dec 2016
## AUTOREN
Jürgen Vogt
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