Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Brandenburg: Prozess gegen rechte Zelle: Befangenheitsantrag gestel…
> Ein Angeklagter gesteht, ein anderer nimmt sein Geständnis zurück. Beide
> Aussagen entlasten Maik Schneider teilweise.
Bild: Belasten und entlasten sich gegenseitig: Die sechs Angeklagten im Neonazi…
Trotz des Befangenheitsantrags gegen einen Schöffen wird der Prozess gegen
Maik Schneider und die weiteren fünf Angeklagten am Dienstag wie geplant
fortgesetzt. Die Verteidiger von Maik Schneider und Dennis W. stellen
daraufhin einen Befangenheitsantrag gegen die ganze Strafkammer. „Das
Vertrauen des Angeklagten in die Unvoreingenommenheit der Kammer ist
zutiefst erschüttert“, sagt Maik Schneiders Verteidiger, Jens-Michael
Knaak, zur Begründung.
Richter Theodor Horstkötter beginnt mit der Vernehmung von Dennis W., dem
einzigen Angeklagten, der noch nicht ausgesagt hat. Dennis W. gesteht
unumwunden: Er habe das Türschloss des Linkspartei-Büros mit Sekundenkleber
zerstört und das Auto mit polnischem Kennzeichen in Brand gesetzt.
Schneider, dem von der Staatsanwaltschaft vorgeworfen wird, Anweisungen für
den Brandanschlag auf das Auto gegeben zu haben, sei an dem Abend nicht am
Tatort gewesen.
Dennis W. sagt, an der Brandstiftung an der Nauener Turnhalle sei er nicht
beteiligt gewesen. Zwar habe er im Vorfeld des Brands mit Maik Schneider
alte Autoreifen und Paletten gesammelt. Dabei habe er einmal gefragt:
„Jagen wir das Ding jetzt in die Luft?“ Das sei aber ein dummer Spruch
gewesen. Schneider habe verneint und gesagt: „Das wäre zu krass.“
Stattdessen sei in der Whatsapp-Gruppe „Heimat im Herzen“ die Rede von
einer Sitzblockade vor der Turnhalle gewesen, um „ein Zeichen“ zu setzen.
Am Abend, an dem die Turnhalle brennt, ist Dennis W. nach Eigenaussage
schon seit mehreren Tagen wach. Der Staplerfahrer sagt von sich, er
konsumiere exzessiv Amphetamine. Maik Schneider und Sebastian F. seien zu
ihm gekommen, um die Autoreifen abzuholen, die bei Dennis W. gelagert
waren. Später sei er mit dem Fahrrad zur Turnhalle gefahren und habe die
beiden dort wiedergetroffen. Maik Schneider habe ihn weggeschickt. Er sei
dann mit dem Fahrrad nach Hause gefahren, sagt Dennis W.
## Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Christian B.
Damit stützt er die Einlassung von Maik Schneider, der am ersten Prozesstag
erklärt hatte, den Brand in der Turnhalle allein gelegt zu haben. Dennis W.
sei an dem Abend zwar „völlig zugedröhnt“ an der Turnhalle aufgetaucht; er
habe ihn aber weggeschickt, weil ihm „bei der Sache unwohl“ gewesen sei.
Unterdessen regen sich Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Christian B. bei
Richter Theodor Horstkötter. Denn Christian B. nimmt auf das Nachhaken von
Staatsanwalt Nils Delius hin seine Aussage vom ersten Verhandlungstag
teilweise zurück.
Der Koch hatte gestanden, auf Anweisung von Maik Schneider hin in der
Tatnacht mit dem Auto mehrmals nach der Polizei Ausschau gehalten zu haben.
Er habe keine Anweisungen von Schneider bekommen, korrigiert Christian B.
nun. Vielmehr habe er in der Nacht auf dem Weg zur Tankstelle eigenständig
auf Streifenwagen geachtet.
Zudem hatte er behauptet, dass es nach der Tat ein Auswertungstreffen
gegeben habe. Dort habe Schneider Dennis W. und die anderen dafür gelobt,
dass „alles gut gelaufen ist“. Beide Aussagen relativiert Christian B.
zugunsten der Version von Maik Schneider, der sich während der Verhandlung
wiederholt zu Christian B. umdreht und mit ihm spricht.
Über die Befangenheitsanträge gegen den Schöffen und die Strafkammer
entscheidet das Gericht im Laufe der Woche. Die Entscheidung wird am 8.
Dezember, dem dritten Verhandlungstag, verkündet.
30 Nov 2016
## AUTOREN
Elisabeth Kimmerle
## TAGS
Nauen
Rechtsextremismus
Schwerpunkt Rechter Terror
Landtag Brandenburg
Nauen
Nauen
Nauen
Rechtsextremismus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Politiker wegen Betrug verurteilt: Weder Tisch noch Kleiderschrank
Der ehemalige Brandenburger Abgeordnete Peer Jürgens ist wegen schweren
Betrugs verurteilt worden. Er hatte zu hohe Fahrtkosten abgerechnet.
Das war die Woche II: Alles, nur nicht rechtsextrem
Beim Prozess um einen Brandschlag auf eine als Flüchtlingsunterkunft
gedachte Turnhalle in Nauen geben sich die Angeklagten unschuldig.
Prozess gegen rechte Zelle in Potsdam: Diffuse Aussage eines Neonazis
NPD-Mann Schneider will allein für den Anschlag in Nauen verantwortlich
sein – obwohl weitere Angeklagte gestanden haben. Am Dienstag geht der
Prozess weiter.
Anschlag auf Asylunterkunft in Nauen: „Krass, wie das brennt“
Sie sollen in Nauen rechte Straftaten verübt haben. Am Ende brannte die
lokale Sporthalle. Vor Gericht gestehen einige Angeklagte.
Rechtsextremismus in Brandenburg: Rechte Zelle vor Gericht
Im August 2015 brannte in der Kleinstadt Nauen bei Berlin eine
Flüchtlingsunterkunft. Nun beginnt der Prozess gegen sechs Angeklagte.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.