# taz.de -- Vetternwirtschaft bei Bremer Wohnungsbaugenossenschaft: Kurze Wege … | |
> Die Staatsanwaltschaft Bremen hat mittlerweile verschiedene | |
> Korruptionsvorwürfe gegen die Wohnungsbaugenossenschaft Gewosie auf dem | |
> Tisch. | |
Bild: Wenn sich der Inhalt staut, nützt auch ein Klo aus Gold nicht viel – o… | |
BREMEN taz | Die Korruptionsvorwürfe gegen die Wohnungsbaugenossenschaft | |
Gewosie häufen sich auf dem Schreibtisch der Staatsanwaltschaft. Es gibt | |
sogar schon ein Aktenzeichen, nachdem die Ermittler einen ersten Hinweis | |
mit der lapidaren Bemerkung „kein Anfangsverdacht“ im Sommer zu den Akten | |
gegeben hatten. | |
Damals ging es um überteuerte Rechnungen für Balkon-Anbauten an | |
Gewosie-Wohnungen über einen Mittelsmann und den Anschein von | |
Vetternwirtschaft ([1][die taz berichtete]). Der freizügige Umgang mit dem | |
Geld der Genossenschaft bei der Gewosie hat offenbar System, das zeigt auch | |
folgende kleine Geschichte: 2012 hat die Gewosie einen kleinen | |
Baustellenbagger, einen sogenannten „Kompaktradlader“, gemietet für eine | |
Leasingrate von knapp 1.000 Euro monatlich. Diese sehr hohe Rate hatte den | |
Vorteil, dass die Gewosie den Bagger am Ende der vier Jahre für einen | |
geringen Preis, 15.000 Euro, übernehmen konnte. | |
Aber die Gewosie wollte das Fahrzeug gar nicht kaufen. Normalerweise ist so | |
etwas gut für den Verleiher, denn der hätte den Bagger für 28.000 Euro | |
verkaufen können – wenn da nicht der Brief des Gewosie-Vorstands Axel | |
Utrata gewesen wäre, der den Vermieter anwies, das Fahrzeug zu dem von der | |
Gewosie angezahlten Preis an die Firma Matthias Gill zu verkaufen. „Die | |
Übergabe wird hier intern geregelt“, schreib Utrata. Denn Gill sitzt | |
sozusagen auf dem Hof bei der Gewosie – nicht nur wegen diverser Aufträge, | |
sondern auch, weil er im Aufsichtsrat sitzt, inzwischen als Vorsitzender. | |
Auch sonst hat Bauunternehmer Gill sehr vorteilhafte Geschäfte mit der | |
Gewosie gemacht. Auch wegen des Pauschal-Auftrages zur Reparatur von | |
diversen Schornsteinköpfen liegt der Staatsanwaltschaft eine Anzeige mit | |
umfangreichen Unterlagen vor – ein Haushandwerker ist von der Gewosie | |
fristlos gefeuert worden mit der Begründung, er habe interne | |
Firmenunterlagen zu dem Fall herausgegeben. Die Gewosie wollte den Mann | |
loswerden, „egal, was das kostet“, erklärte der Genossenschafts-Anwalt | |
Rainer Küchen vor dem Arbeitsgericht. | |
Und dann gibt es da noch die Geschichte mit den Toiletten. Die Firma „Aktiv | |
Rohrreinigung“ hatte den Generalauftrag zur Reinigung bei Verstopfung. Und | |
in den Gewosie-Wohnungen war öfter mal was verstopft, insbesondere nach der | |
Sanierung und Modernisierung der Bäder. Die Sanitärfirma fand das | |
merkwürdig und schickte eine Kamera in das Abwasser-Rohrsystem. Ergebnis: | |
Verschiedene Toiletten-Zuflüsse waren falsch angebracht, deswegen staute | |
sich die Scheiße. Ein typischer Fall von Pfusch am Bau, ein Fall für die | |
Mängelhaftung. | |
Als Olaf Lamprecht, Geschäftsführer von „Aktiv Rohrreinigung“, dies der | |
Gewosie-Geschäftsführerin Gabriele Hoppen vortrug, erklärte die ihm | |
unverblümt, er möge die entsprechenden Aufzeichnungen vernichten, es gebe | |
da keine Mängelhaftung. Olaf Lamprecht nannte das gegenüber der taz „ein | |
Vieraugengespräch“. | |
Die Bädersanierung hatte die Firma Gill durchgeführt. Und die | |
Toilettenreinigung im Falle des Falles macht heute die Firma Heiwasol – | |
Inhaber: Der Gewosie-Aufsichtsratsvorsitzende Matthias Gill. Das | |
Heiwasol-Büro „befindet sich hinter dem GEWOSIE Gebäude auf dem Hinterhof. | |
Die Zufahrt erfolgt durch das Tor der GEWOSIE“, heißt es auf der | |
[2][Heiwasol-Internetseite]. | |
Bei Gill beziehungsweise Heiwasol arbeitet übrigens Herr Peter Hoppen, auch | |
Mitglied der Vertreterversammlung, die die Geschäftsführung und also Frau | |
Hoppen kontrollieren soll. Merke: Kurze Wege belohnt der Herr. | |
11 Dec 2016 | |
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[1] /!5346289/ | |
[2] http://www.heiwasol.de/kontakt.html | |
## AUTOREN | |
Klaus Wolschner | |
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