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# taz.de -- Kommentar Schutzhülle in Tschernobyl: Aus Schaden wird nicht jeder…
> Gut, dass es eine neue Schutzhülle für Tschernobyl gibt. Schlecht nur,
> dass die Gefahren der Atomkraft noch immer vielerorts ignoriert werden.
Bild: Die neue Schutzhülle für die Atomruine Tschernobyl
Natürlich ist es zunächst eine gute Nachricht, dass die Atomruine in
Tschernobyl [1][in Zukunft besser geschützt ist.] Die neue stählerne Hülle
verhindert die Freisetzung von radioaktivem Material und schafft die
Voraussetzung für die Demontage des alten Beton-Sarkophags und des
havarierten Reaktors. Dass die Weltgemeinschaft mit viel Geld, Expertise
und politischem Druck für die Fertigstellung des gewaltigen Bauwerks
gesorgt hat, war darum absolut richtig.
Zugleich erinnert der lange Kampf um die neue Schutzhülle aber auch daran,
was energiepolitisch bis heute falsch läuft. Es brauchte eine
internationale Kooperation, um mehr als 30 Jahre nach dem Super-GAU für
über zwei Milliarden Euro einen provisorischen Schutz vor der strahlenden
Gefahr zu schaffen. Eine dauerhafte Lösung ist weiter nicht in Sicht.
Das zeigt, wie unbeherrschbar die Atomkraft bis heute ist. Doch die
richtigen Konsequenzen wurden daraus nicht überall gezogen. Selbst in der
Ukraine, die bis heute unter den Folgen der Katastrophe leidet, ist man
nicht aus Schaden klug geworden, sondern setzt noch immer auf die
gefährliche Technik.
Die EU sollte im Gegenzug für die weiterhin notwendige Unterstützung zur
Bewältigung der Tschernobyl-Folgen darauf dringen, dass die noch laufenden
Reaktoren keine Laufzeitverlängerung bekommen, sondern endlich abgeschaltet
werden.
Und auch andere Staaten haben aus den riesigen Problemen in der Ukraine
nichts gelernt. Dabei ist völlig klar: Wenn ein europäisches Land mit den
Folgen einer Reaktorkatastrophe dermaßen überfordert ist, wäre es anderswo
mindestens genauso dramatisch.
Doch auch wenn die Gefahren der Atomkraft noch immer vielerorts ignoriert
werden, sind ihre Zukunftsaussichten schlecht. Denn angesichts der
sinkenden Kosten erneuerbarer Energien sind neue AKWs schlicht nicht mehr
wirtschaftlich. Weitere Schutzhüllen bleiben der Welt darum hoffentlich
erspart.
30 Nov 2016
## LINKS
[1] /30-Jahre-nach-dem-Super-GAU/!5357945/
## AUTOREN
Malte Kreutzfeldt
## TAGS
Schwerpunkt Atomkraft
Tschernobyl
AKW
Sarkophag
Atomausstieg
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Tschernobyl
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