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# taz.de -- Porträt des RCDS-Vorsitzenden Krishnan: Bursche, Bursche!
> Ein echter Allgäuer: Jenovan Krishnan verleiht dem Studierendenbund RCDS
> ein neues Gesicht. Und er hat ein sehr prominentes Vorbild.
Bild: Hat eine Karriere in der CDU vor sich: Jenovan Krishnan
Berlin taz | Wenn sie sich in der CDU-Zentrale ihren Parteinachwuchs backen
könnten, würde sehr wahrscheinlich einer wie Jenovan Krishnan herauskommen.
Um Junge, um Zuwanderer und um Frauen wirbt die CDU seit der letzten
Bundestagswahl, um ihr massives Nachwuchsproblem in den Griff zu bekommen.
Bis auf den Umstand, dass er ein Mann ist, bildet Krishnan nahezu die
ideale Schnittmenge. Und er macht tatsächlich mit.
Seit einem Jahr ist Jenovan Krishnan, genannt Jeno, Bundesvorsitzender des
RCDS, des Rings Christlich-Demokratischer Studenten. Dem politischen
Bundesverband für unionsnahe Studierende gehören 8.000 Mitglieder an. Als
Interessenvertreter von so vielen potenziellen CDU-Mitgliedern sitzt
Krishnan mit Angela Merkel am Tisch des Bundesvorstandes. Am Anfang,
erzählt er, habe er da noch schüchtern geschwiegen, mittlerweile rede er
offen mit.
Beim Bundesparteitag Anfang Dezember wird sein RCDS fünf Anträge
einbringen. Es geht da von einer GEZ-Gebührenermäßigung für Azubis und
Studierende über die Abschaffung des Mindestlohns für PraktikantInnen bis
hin zum Verbot der Vollverschleierung an Hochschulen. Insgesamt also ein
bunter Strauß konservativer Wünsche für die, die eh auf der
gesellschaftlichen Gewinnerseite stehen.
## Vorbild: Barack Obama
Das jedenfalls meint man, bis man diesen Vorsitzenden trifft. In einem
Berliner Café sitzt er vor einem Pfefferminztee. Krishnan, 25, ist munter
und dabei ziemlich witzig. Zurückhaltend wird er jedoch, wenn es um seine
Person geht. Über seine Herkunft, gar seine Hautfarbe hat er weiß Gott
genug geredet. „Hey, wir haben 2016“, sagt er auf die Frage, ob ihn
Parteifreunde darauf reduzieren würden.
Dann erzählt er, was er einem Schulfreund geantwortet hat auf dessen jeden
Sommer wiederkehrende Frage, ob Krishnan wegen seiner dunklen Haut keinen
Sonnenbrand bekomme: „Wenn du mich nicht dauernd danach fragen würdest,
müsste ich nicht drüber nachdenken.“
Fragt man ihn nach politischen Vorbildern, ist ihm die Antwort ein wenig
peinlich. Es ist: Barack Obama. „Nicht inhaltlich“, setzt er schnell nach,
„aber Obamas Art begeistert mich. Und er beweist: Du kannst alles werden,
egal, wo du herkommst. Wenn du was erreichen willst, krempel die Ärmel
hoch.“ Jenovan Krishnan stellt aber klar, er sei „generell gegen
irgendwelche Quotenregelungen, sei es wegen der Hautfarbe, des Geschlechts,
der Religion oder sonst was“. Bei derlei gehe es ja immer um
Minderheitenschutz. „Aber das ignoriert, dass jede Gruppe Selbstbewusstsein
hat und nicht wie ein Kleinkind verhätschelt werden muss.“
## Die tamilischen Eltern waren Flüchtlinge
Krishnan ist ein Zuwandererkind. Er wurde 1991 in Nürnberg geboren, seine
tamilischen Eltern lebten da noch in einer Flüchtlingsunterkunft. Sie waren
aus Sri Lanka geflohen, weil sie für sich und ihre Kinder auf eine sichere
Zukunft hofften. Mit Jenovan und seinem zwei Jahre jüngeren Bruder gingen
sie ins Allgäu, arbeiteten bei einem Autozulieferer. Ihr Sohn, der
RCDS-Vorsitzende, vermutet, dass sie bis heute die SPD wählen. Er wisse
aber, dass sie ziemlich stolz auf ihn sind, trotz der politischen
Unterschiedlichkeit. Für die CDU geworben hat ihn der Generalsekretär. Kurz
nach seiner Ernennung Ende 2013 war Peter Tauber durchs Land getourt. Sein
Motto: „100 Tage, 100 Neue“. In Münster, wo Krishnan ihm zuhörte, soll er
nach seiner Rede gesagt haben, er verlasse den Raum erst, wenn er ein
Neumitglied geworben habe. „Da habe ich gedacht: Jetzt ist es so weit“,
erzählt Jenovan Krishnan. Er war da schon Mitglied der Jungen Union und des
RCDS.
Und, hält die CDU ihr Aufstiegsversprechen? Jenovan zögert. „Strukturen
aufzubrechen braucht viel Zeit.“ Er kennt die Geschichten von der
Ochsentour, jener legendären Mühle, durch die Mitglieder gedreht werden,
bis sie was werden dürfen. Ortsverband, Kreisverband, Landesverband,
Ausschüsse, Arbeitsgruppen – bis die Mitglieder jemanden in den
Bundestagswahlkampf schicken, muss derjenige (meistens ist es ein Mann) zäh
durchhalten. Endlose Sitzungen verwarten, zahllose Flyer verteilen, Plakate
kleben, Netzwerke knüpfen.
## Generationenförderung wie bei Jogi Löw
Klar, dass einer wie Jenovan Krishnan dem wenig abgewinnen kann. Er hat mal
ganz gut Fußball gespielt, deshalb fallen ihm zu fast allen Politikthemen
Fußballvergleiche ein. Zum Thema Generationenförderung ist es dieser: „Im
A-Nationalteam beruft Jogi Löw nur die, die gut spielen. Und nicht die, die
am längsten dabei sind.“
Politische Erfahrung sei ja etwas sehr Wertvolles, dennoch fände er es
charmant, Bundestagsmandate auf zwei oder drei Legislaturperioden zu
begrenzen. Mal schauen, was er sagt, sollte er selbst in den Bundestag
einziehen. 2021 wäre er 29 Jahre alt. Paul Ziemiak, der Chef der Jungen
Union, ist jetzt 31 und kandidiert im kommenden Jahr. Jens Spahn war 22 bei
seinem ersten Mandat. Heute, mit 36, ist Spahn Staatssekretär im
Finanzministerium. Es geht doch was in der CDU. Fehlen eigentlich nur noch
die Frauen.
14 Nov 2016
## AUTOREN
Anja Maier
## TAGS
CDU/CSU
RCDS
Junge Union
Universität Göttingen
CDU
CDU-Parteitag
Sexismus
Parteien
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