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# taz.de -- Italienischer Literatur-Nobelpreisträger: Dario Fo ist tot
> 1997 erhielt Dario Fo den Nobelpreis für Literatur. Nun ist er in einem
> Krankenhaus in Mailand gestorben. Er wurde 90 Jahre alt.
Bild: Dario Fo im April 2016
Rom taz | Dario Fo ist tot. Der 90-jährige Theaterautor und Schauspieler
starb in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag in einem Mailänder
Krankenhaus, in dem er seit zwölf Tagen wegen Lungenproblemen behandelt
wurde.
Geboren 1926 in einem idyllischen Dorf am Lago Maggiore, nah an der
Schweizer Grenze, wurde Fo als 18-Jähriger von der Armee der faschistischen
Sozialrepublik eingezoen – eine Tatsache, die sich der radikal Linke
zeitlebens vor allem von rechten Kritikern vorhalten lassen musste. Sofort
nach dem Krieg schlug er die künstlerische Laufbahn ein und begann – mit
dem Wunsch, Maler zu werden – ein Studium an der Kunstakademie in Mailand.
Doch schnell wechselte er das Fach und machte, erst 24-jährig, mit kleinen
komischen Radiomonologen auf sich aufmerksam. Den entscheidenden Schub
erhielt seine Karriere allerdings, als er Franca Rame kennenlernte,
Sprössling einer fahrenden Schauspielerfamilie. Die beiden gründen ihre
kleine Theaterkompanie, und von Anfang an ist ihre unverwechselbare
Handschrift erkennbar; nicht „bürgerliches Theater“ wollten sie machen,
sondern mit Farcen – die sie gern auch in Fabriken oder auf öffentlichen
Plätzen zur Aufführung bringen – voller Witz harsche Kritik an den
herrschenden Verhältnissen üben.
Schon 1962 flogen sie deshalb aus einer beliebten Varietésendung des
Staatsfernsehens RAI und waren über Jahre hinweg nicht mehr im TV zu sehen;
ihrem Erfolg tat dies jedoch keinen Abbruch. Fo und Rame wurden mit ihren
Stücken, dem Mistero Buffo von 1969, dem „Zufälligen Tod eines Anarchisten�…
oder „Bezahlt wird nicht“ zur wichtigsten Bühnenstimme der 68er Generation.
## Ein begnadeter Schauspieler
Auch international gelang ihnen der Durchbruch, viele von Fos und Rames
Werken wurden auch ins Deutsche übersetzt und dutzendfach auf deutschen
Bühnen aufgeführt. In Italien dagegen kam immer wieder auch die Polizei zu
Besuch und unterbrach die Aufführungen wegen vorgeblicher Verstöße gegen
die Gesetze, den Anstand, die guten Sitten.
Im Ausland als Autor berühmt, war Fo den Italienern vor allem ein
begnadeter Schauspieler, der sich seine Inspiration bei den
mittelalterlichen Narren und Gauklern holte. Und so war ausgerechnet sein
Heimatland einigermaßen überrascht, als er 1997 den Literatur-Nobelpreis
erhielt; vielen in Italien galt er bestenfalls als politischer
Gebrauchsautor, und gerade von der Berlusconi-Rechten gab es herablassende
Kommentare zur Auszeichnung.
Diese Feindschaft hatte er sich redlich erarbeitet: Bis zuletzt blieb er
politisch aktiv. In den letzten Jahren galten seine Sympathien der
Fünf-Sterne-Bewegung unter dem Komiker Beppe Grillo, auf deren Kundgebungen
er immer wieder auftrat. Nur die Fünf Sterne, so glaubte Fo, konnten
Italiens Verhältnisse wieder zum Tanzen bringen.
13 Oct 2016
## AUTOREN
Michael Braun
## TAGS
Theater
Literatur
Nobelpreis für Literatur
Theater
Italien
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