# taz.de -- Stollenflutung im Saarland: Parlamentarisches Nachspiel für Maas | |
> Als Landesminister ersparte Heiko Maas der RAG Millionen. Nun musste er | |
> vor einem Untersuchungsausschuss aussagen. | |
Bild: Landestypische Tracht: Maas und die saarländische Ministerpräsidentin A… | |
Saarbrücken taz | Zeit hat er offenbar mitgebracht, der prominente Gast aus | |
Berlin. Vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags zur umstrittenen | |
Flutung von Kohlebergwerkstollen an der Saar soll der damalige | |
Landeswirtschaftsminister und heutige Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) | |
aussagen. Doch die Mehrheit von SPD und CDU setzen den prominenten Zeugen | |
an das Ende der Tagesordnung, sehr zum Verdruss des grünen | |
Ausschussvorsitzenden Hubert Ulrich. Von „Trickserei“ spricht er, als er | |
vom Plan der Mehrheit erfährt. | |
Der Grüne hat diesen Untersuchungsausschuss erzwungen. Er wirft dem | |
Sozialdemokraten Maas vor, als Wirtschaftsminister im Jahr 2012 der RAG als | |
Betreiberin der Kohlegruben die Flutung der Stollen erlaubt zu haben, | |
obwohl die Gefahr unter anderem durch giftiges PCB und Müll in den Stollen | |
nicht von unabhängigen Dritten untersucht worden sei. | |
Es geht um schwere Vorwürfe – und es geht um viel Geld. Lange waren alle | |
davon ausgegangen, dass die RAG die Wasserhaltung in den ehemaligen Stollen | |
„weiter und ewig“ hätte managen müssen, so noch 2008 der damalige | |
Umweltminister Stefan Morsdorf (CDU). Das hätte sie dauerhaft viele | |
Millionen gekostet. Mit der Genehmigung der Flutung sei der RAG deshalb ein | |
„unlauterer Vorteil“ gewährt worden, so Ulrich, als er im Jahr 2015 den | |
Antrag auf diesen Untersuchungsausschuss begründete. | |
Als ersten Zeugen vernimmt er an diesem Dienstag den ehemaligen | |
Bergwerksdirektor Friedrich Breinig. Ulrich fragt nach den kritischen | |
Stellungnahmen des Oberbergamts und der ablehnenden Haltung der Landesamts | |
für Umwelt und Arbeitsrecht zum Plan der RAG. Die blieben lange geheim und | |
wurden erst drei Jahre später öffentlich. Breining bestreitet, dass da | |
gemauschelt worden sei. Die Genehmigung sei nach Recht und Gesetz ergangen, | |
so der ehemalige RAG-Manager. | |
Da die gefluteten Stollen 400 bis 450 Meter unter dem Grundwasserspiegel | |
lägen, sei auszuschließen, dass aus den gefluteten Stollen Schadstoffe ins | |
Grundwasser gelangen könnten, so der ehemalige Bergwerksdirektor auf die | |
Fragen von CDU-Obmann Thomas Schmitt. Ölfässer, Baustoffe und alle anderen | |
problematische Stoffe seien entsorgt worden, „Dort liegt nichts rum“, | |
versichert der Zeuge Breinig. | |
Unklar ist allerdings nach wie vor der Verbleib von 1.500 Tonnen PCB, die | |
offenbar beim Abbau der nicht gefluteten Stollen eingebracht worden sind. | |
„85 Prozent davon sind mit der abgebauten Kohle an die Oberfläche | |
gekommen“, meint Breinig vor dem Ausschuss. Alles andere müssten Experten | |
bewerten. Da werden der Ausschuss und die Regierung nacharbeiten müssen. | |
In der Folge bekräftigten drei Fachgutachter, dass die Flutung der Gruben | |
die beste Lösung gewesen sei, um weitere Erschütterungen zu vermeiden. Nach | |
vier Stunden durfte dann Heiko Maas ran. Er wirkte ziemlich angefressen. Er | |
habe als Minister zu keinem Zeitpunkt auf die Entscheidungen der | |
Fachbehörden Einfluss genommen, versicherte der frühere saarländische | |
Wirtschaftsminster. Er sei erst nach deren Entscheidungen informiert worden | |
und halte die bis heute für richtig, so Maas. | |
Der Ausschussvorsitzende Ulrich legte sich mehrfach mit ihm und anderen | |
Zeugen an, indem er ihre Aussagen kommentierte: „Das können sie mir nicht | |
erzählen“, hielt er einem Zeugen vor, bestimmte Aussagen von Heiko Maas | |
nannte er „seltsam“. Der Grüne hatte erkennbar Mühe, mit seinen beiden | |
widersprüchlichen Rollen umzugehen: Als Vorsitzender des Ausschusses hätte | |
er Fragen stellen aber die Antworten nicht fortgestezt mit Bewertungen | |
versehen dürfen. Als einziger grüner Abgeordneter in diesem Gremium gab er | |
jedoch über weite Phasen der Befragung den Chefankläger. | |
25 Oct 2016 | |
## AUTOREN | |
Christoph Schmidt-Lunau | |
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