# taz.de -- Räumung nicht vor Ende März: Aufschub für Neuköllner Kiezladen | |
> Gerichtsverhandlung endet mit Vergleich: Nun wollen Nutzer des Kiezladens | |
> F54 in der Friedelstraße diskutieren, wie sie mit der Entscheidung | |
> umgehen. | |
Bild: Mal sehen, ob es hilft: Protest in Neukölln | |
Bis Ende März muss der Kiezladen F54 in der Neuköllner Friedelstraße 54 | |
keine Räumung befürchten. Das sieht ein Vergleich vor, den das Amtsgericht | |
Neukölln am Donnerstag im Räumungsprozess gegen den Laden vorgeschlagen | |
hat. Die AnwältInnen des luxemburgischen Eigentümers Pinehall s.a.r.l. und | |
des Vereins der LadenbetreiberInnen Akazie haben ihm bereits zugestimmt. | |
Allerdings kann der Vergleich innerhalb von 14 Tagen widerrufen werden. | |
„Dann verkündet das Gericht das Urteil, und das wäre bei einem | |
Gewerbemietvertrag die sofortige Räumung“, sagte der Berliner Rechtsanwalt | |
Benjamin Hersch, der den Verein vertritt, der taz. Dass die Pinehall | |
s.a.r.l. nicht einmal einen Briefkasten besitze und auch noch nicht als | |
Eigentümerin der Friedelstraße 54 im Handelsregister eingetragen sei, sei | |
kein Hinderungsgrund für eine Räumung, betonte der Jurist. Die Firma habe | |
sich die Räumungstitel gegen den Laden vom Vorbesitzer Citec übertragen | |
lassen. | |
„Wir werden intensiv diskutieren, wie wir mit dem Vergleich umgehen“, | |
erklärt Vereinsmitglied Martin Sander. Doch selbst wenn die mehr als 15 | |
Initiativen und zahlreichen Einzelpersonen, die den Nachbarschaftsladen | |
betreiben, dem Vergleich zustimmen, ist für Sander die Zwangsräumung nur | |
aufgeschoben. „Über eine Räumung wird nicht in den Gerichtssälen, sondern | |
in den Stadtteilen entschieden“, gibt er sich selbstbewusst. | |
Sander verweist darauf, dass in der Vergangenheit solidarische NachbarInnen | |
Räumungen verhindert hatten. Etwa 60 UnterstützerInnen hatten sich auch am | |
Donnerstagmorgen vor dem Amtsgericht für Kiezladen demonstriert. Darunter | |
war auch Hans Georg Lindenau, dessen „Gemischtwaren mit Revolutionsbedarf | |
M99“ in Kreuzberg ebenfalls räumungsbedroht ist. Lindenau verwies darauf, | |
dass auch ihm weiter die kalte Vertreibung drohe, weil ihm von Eigentümer | |
verbiete, eine Gastherme zum Heizen im Laden anzubringen. | |
„Die Unterstützung an einen regnerischen Herbstmorgen unter der Woche hat | |
uns Mut gemacht“, sagte Sander. Auf einem UnterstützerInnentreffen am 25. | |
Oktober soll über weitere Aktionen beraten. Im Mittelpunkt steht die für | |
den 19. November geplante Kiezdemo. „Wir müssen wieder die Eigentumsfrage | |
stellen. Es kann nicht sein, dass Firmen, die nicht einmal einen | |
Briefkasten haben, entscheiden, wo wir leben“, so Sander. | |
20 Oct 2016 | |
## AUTOREN | |
Peter Nowak | |
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