| # taz.de -- Kommentar Ceta-Verhandlungen: Gabriels Blankoscheck ist nicht valide | |
| > Hätte die SPD den Vertrag abgelehnt, wäre sie in guter Gesellschaft | |
| > gewesen. Doch sie hat sich zu sehr auf ihren Partei-Chef verlassen. | |
| Bild: Wenn die SPD nur auch ein bisschen mutiger gewesen wäre | |
| Ceta ist beim EU-Handelsministerrat durchgefallen: Das ist für die | |
| KritikerInnen des Freihandelsabkommens zwischen der EU und Kanada eine gute | |
| Nachricht – auch wenn es damit nicht endgültig vom Tisch ist, sondern am | |
| Ende vermutlich trotzdem kommt. Doch durch ihre Weigerung, dem vorliegenden | |
| Abkommen zuzustimmen, sorgen Belgien, Rumänien und Bulgarien dafür, dass | |
| noch einmal nachgebessert werden muss. | |
| Peinlich ist die vertagte Entscheidung hingegen für den deutschen | |
| SPD-Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Der hatte seine Partei zur | |
| Ceta-Zustimmung genötigt – unter anderem mit der Drohung, es sei | |
| unverantwortlich, wenn Deutschland als einziges Land gegen den umstrittenen | |
| Vertrag stimme. Nun zeigt sich, dass man damit in guter Gesellschaft | |
| gewesen wäre. | |
| Zudem hatte der SPD-Chef seiner Partei versprochen, möglichst bis zum | |
| Ministerrat diverse rechtsverbindliche Ergänzungen zu Ceta durchzusetzen. | |
| Die Zusatzerklärung, auf die sich die EU-Kommission und Kanada geeinigt | |
| haben, erfüllt die Forderungen der Genossen nach Ansicht vieler ExpertInnen | |
| aber keineswegs. Weder beim Investitionsschutz noch beim Vorsorgeprinzip | |
| bringt sie wirkliche Verbesserungen. Trotzdem war Gabriel auf dieser | |
| Grundlage zur Zustimmung bereit – in der vagen Hoffnung auf spätere | |
| Nachbesserungen im parlamentarischen Verfahren. | |
| Erst durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts hat sich tatsächlich | |
| etwas verändert: Als das Gericht ein einseitiges Ausstiegsrecht für | |
| Deutschland zur Bedingung für eine deutsche Zustimmung zur vorläufigen | |
| Anwendung machte, war dies auf einmal möglich. | |
| Sowohl die Verfassungsrichter als auch die kleinen Nachbarn Deutschlands | |
| zeigen, wie man das Abkommen wirklich verbessern kann: Indem man erst | |
| zustimmt, wenn alle Forderungen erfüllt sind. Der Blankoscheck, den die SPD | |
| ausgestellt hat, war hingegen ein strategischer Fehler. | |
| 19 Oct 2016 | |
| ## AUTOREN | |
| Malte Kreutzfeldt | |
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