# taz.de -- Krieg in Syrien: Aleppo vor dem Zusammenbruch | |
> Im Syrien-Konflikt droht der vollständige Bruch zwischen den USA und | |
> Russland. Merkel und Obama verurteilen die „barbarischen“ Angriffe auf | |
> Aleppo. | |
Bild: Von den Assadgegnern gehaltener Stadtteil in Aleppo am 29. September 2016 | |
Washington afp | Im Syrien-Konflikt könnte ein endgültiger Abbruch der | |
Gespräche zwischen den USA und Russland bevorstehen. US-Außenminister John | |
Kerry sagte am Donnerstag, Washington stehe wegen der Angriffe auf Aleppo | |
„kurz vor einem Aussetzen“ der Verhandlungen. Russland erwiderte hingegen, | |
die Angriffe auf die Metropole würden nicht gestoppt. Kanzlerin Angela | |
Merkel (CDU) und US-Präsident Barack Obama verurteilten die „barbarischen“ | |
Attacken der syrischen und der russischen Armee auf Aleppo. | |
Angesichts der anhaltenden Bombenangriffe auf Aleppo sei es „irrational“, | |
einfach herumzusitzen und zu versuchen, die Dinge ernstzunehmen, sagte | |
Kerry. Er hatte seinen russischen Kollegen Sergej Lawrow bereits am | |
Mittwoch in einem Telefonat gewarnt, Washington werde die Syrien-Gespräche | |
abbrechen, sollten die Angriffe weitergehen. Moskau müsse unverzüglich für | |
ein Ende der Attacken sorgen. | |
Die syrische Armee hatte nach dem Scheitern einer Feuerpause vor einer | |
Woche mit russischer Unterstützung eine Offensive auf den von Rebellen | |
kontrollierten Ostteil der Metropole gestartet, um ganz Aleppo | |
zurückzuerobern. Die Aufständischen beschießen ihrerseits die von | |
Regierungstruppen kontrollierten Stadtteile im Westen. | |
Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte nun am Donnerstag, Moskau werde seine | |
Lufteinsätze fortsetzen, um den „Anti-Terror-Kampf der syrischen Truppen zu | |
unterstützen“. Russland nehme den „nicht konstruktiven Charakter der | |
Rhetorik aus Washington“ zur Kenntnis, bleibe aber an einer Zusammenarbeit | |
im Syrien-Konflikt interessiert. Außenamtssprecherin Maria Sacharowa sagte, | |
eine Weigerung der USA zur Zusammenarbeit mit Russland sei das beste | |
„Geschenk für die Terroristen“. So bezeichnet die syrische Führung ihre | |
Gegner. | |
## Die Hälfte der Bewohner sind Kinder | |
Merkel und Obama telefonierten nach Angaben des Weißen Hauses am Donnerstag | |
miteinander und waren sich dabei einig, dass die Regierungen in Damaskus | |
und Moskau eine „besondere Verantwortung tragen, die Kämpfe in Syrien zu | |
beenden“. Der Osten Aleppos sei ein Gebiet, in dem hunderttausende | |
Zivilisten lebten, beklagten Merkel und Obama nach Angaben aus Washington. | |
Die Hälfte der Bewohner seien Kinder. | |
Die Bundeskanzlerin hatte wegen der Lage in Aleppo zuvor bereits mit dem | |
türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan telefoniert. Auch dabei | |
kritisierten beide die jüngste Regierungsoffensive auf Aleppo scharf. | |
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) rief Russland in einem | |
Telefonat mit Lawrow auf, „jetzt“ die Gespräche mit den USA fortzusetzen, | |
„um endlich zu einer Einigung zu kommen, die wenigstens eine vorübergehende | |
Feuerpause schafft und endlich humanitären Zugang ermöglicht“. | |
Der Leiter der UN-Hilfseinsätze, Stephen O'Brien, sagte unterdessen vor dem | |
UN-Sicherheitsrat, die Lage in Aleppo sei die „größte humanitäre Krise“ … | |
Syrien seit Beginn des Bürgerkriegs vor fünf Jahren. Das Gesundheitssystem | |
im belagerten Ostteil der Stadt sei „kurz vor dem vollständigen | |
Zusammenbruch“. | |
## Bunkerbrechende Bomben | |
Die Organisation Save the Children beklagte, wegen der schweren | |
Luftangriffe auch mit sogenannten bunkerbrechenden Bomben seien Kinder in | |
Aleppo nirgendwo mehr sicher. Durch den „grausamen Angriff“ auf die | |
Metropole könnten fast 100.000 Kinder am Schulbesuch gehindert werden. Die | |
Schulen im Ostteil sollten demnach am Samstag eigentlich wieder öffnen, | |
blieben nun aber geschlossen. | |
Die Organisation betreibt in Aleppo 13 Schulen, darunter acht, die | |
unterirdisch und damit eigentlich angriffssicher gebaut sind. Der Einsatz | |
sogenannter bunkerbrechender Bomben lasse aber auch diese Schulen unsicher | |
werden, erklärte Save the Children. Die Bomben lassen mehrstöckige Gebäude | |
zusammenfallen und zerstören selbst Keller. Damit gebe es praktisch keinen | |
Ort in Aleppo mehr, an dem Kinder sicher seien, erklärte die Organisation. | |
30 Sep 2016 | |
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