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# taz.de -- Kommentar Sexismus-Debatte in der CDU: Die Regeln alter Männer bre…
> Die Abwehr der CDU gegen die Sexismusvorwürfe ist veraltet. Die Partei
> muss zuhören lernen und sich der Auseinandersetzung stellen.
Bild: Lieber gemeinsam oben schwimmen als sich gegenseitig runterzuziehen
Jetzt komm halt damit klar. Ich hatte es auch nicht leichter. Wenn du hier
mitspielen willst, darfst du dich nicht so anstellen.
Es ist nun schon ein paar Tage her, dass [1][die Berliner CDU-Politikerin
Jenna Behrends ihren öffentlichen Brief über Sexismus] in ihrer Partei
veröffentlicht hat. Und noch immer hallt er nach.
Einerseits, weil so langsam die Schmutzmaschine ins Laufen kommt – es geht
um eventuelle Affären und Schöße, auf denen sie gesessen haben soll.
Andererseits, weil der Brief wieder den Gesprächsfaden aufnimmt, der mit
der Aufschrei-Debatte 2013 seinen Anfang nahm.
Jetzt geht es um [2][Sexismus in Parteien]. Aber das Prinzip ist universal.
Eine Person erlebt in einem geschlossenen System Sexismus oder auch
Rassismus, formuliert Kritik daran innerhalb des Systems, wird nicht
gehört, formuliert die Kritik außerhalb des Systems und bekommt
Weinerlichkeit vorgeworfen.
Oft sind es weiße alte Männer wie Rainer Brüderle und Frank Henkel, ja. Es
sind aber auch Menschen, die selbst „Leidensgenoss_innen“ sind oder waren.
Sie sind hart geworden, haben sich an die dummen Sprüche der Henkels dieser
Welt gewöhnt. Warum sollen es andere leichter haben? Du süße Maus. Das
musst du wegstecken.
Warum also stellt sich Jenna Behrends so an? Ist sie als Politikerin nicht
völlig ungeeignet?
„Ich hingegen frage mich, was das für Politiker sein müssen, die so ein
System produziert.“ Eine gute Frage ist das, die Behrends aufwirft. Sie
könnte auch lauten: Warum muss ich nach den Regeln eines Frank Henkel
spielen? Das sind Scheißregeln. Sie stellen das Machtgebaren Einzelner vor
Gemeinschaftlichkeit. Und überlassen die Verantwortung klar zu kommen den
Empfänger_innen dummer Sprüche.
Zu den Sprüchen gesellt sich mitunter ein völlig anderes Verständnis von
Raumeinnahme. Extrem breitbeinig sitzen, reden, als ob es kein Morgen gäbe.
Das gehört seltener ins Programm von Frauen. Zum Glück. Auch bei jungen
Männern lässt dieses Verhalten deutlich nach.
Es fühlt sich bestimmt nicht gut an, in der Öffentlichkeit von
degradierenden Situationen zu erzählen. Es gehört nicht zum Bild der
unabhängigen und toughen Frau, das manche von sich hat. Aber es scheint ja
nichts zu nützen, wenn Kritik nur intern formuliert wird.
Vermutlich ahnte Jenna Behrends, gerade nach [3][#aufschrei], dass sie mit
viel Solidarität rechnen konnte. In der öffentlichen Debatte gehört das
Sprechen über Sexismus mittlerweile dazu. Nur im Kleinen, da funktioniert
es noch nicht.
Liebe CDU! Wenn ihr nicht wollt, dass über solche Themen öffentlich
gesprochen wird, dann findet Wege des Zuhörens innerhalb eurer Partei.
Unterstützt diejenigen, die Erfahrungen mit Sexismus oder Rassismus machen.
Versteht das Darüber-Sprechen nicht als Schwäche. Nur weil ihr gelernt
habt, alles runterzuschlucken, müssen andere das nicht auch tun.
Das sind alte Regeln, nach denen ihr spielt. Kommt lieber nicht damit klar.
27 Sep 2016
## LINKS
[1] /Archiv-Suche/!5339316&s=behrends/
[2] /Archiv-Suche/!5339433&s=behrends/
[3] https://twitter.com/hashtag/Aufschrei?src=hash
## AUTOREN
Katrin Gottschalk
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