# taz.de -- Spendenaffäre der CDU Rheinland-Pfalz: Ein angedötschtes Image | |
> Julia Klöckner trat einst als Aufklärerin auf. Doch bei der | |
> Landtagsdebatte zur neuen Spendenaffäre ihrer Partei ließ sie viele | |
> Fragen offen. | |
Bild: Ist derzeit auf den Beistand von CDU-Fraktionsvize Christian Baldauf (r.)… | |
Mainz taz | So voll besetzt wie an diesem Mittwoch ist das Plenum des | |
rheinland-pfälzischen Landtags selten. Selbst auf Stehplätzen verfolgen | |
Fraktions- und Regierungsmitarbeiter den ersten Schlagaustausch zu den | |
illegalen Spenden aus dem Finanzgeflecht des Geheimagenten Werner Mauss | |
alias Richard Nelson. 82.000 Euro hat Mauss der rheinland-pfälzischen CDU | |
und den Kreisverband Cochem-Zell über eine Anwaltskanzlei zukommen lassen, | |
widerrechtlich, deshalb musste die Partei das Geld an die | |
Bundestagsverwaltung abtreten. Zum ersten Mal debattiert das | |
Landesparlament über die neue Spendenaffäre der CDU. | |
Spricht sie oder spricht sie nicht? Das war vor der Debatte die spannende | |
Frage. Sie, das ist die CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzende Julia | |
Klöckner. Über die bisher letzte Finanzaffäre der rheinland-pfälzischen CDU | |
im Jahr 2008 war der damalige Landesvorsitzende Christoph Böhr gestolpert. | |
Klöckner hatte sich damals als bedingungslose Aufklärerin gegeben – und | |
Böhrs Posten geerbt. | |
Seit zehn Tagen macht nun die neue Affäre Schlagzeilen. Bislang hatte die | |
bedingungslose Aufklärerin jede Stellungnahme vermieden. Selbstbewusst gibt | |
sich Klöckner bei ihrem ersten Auftritt in dieser brisanten Sache. In der | |
Sache sagt sie nicht Neues. Sie verliest eine Art Tagebuch der | |
„konsequenten Aufklärung“. Dabei folgt sie der Linie ihres Schatzmeisters | |
Peter Bleser, der die Partei zum Wochenanfang gar als „Opfer“ bezeichnet | |
hatte. | |
Laut Klöckner hat sich ihre Partei nichts zuschulden kommen lassen. Die | |
Verantwortlichen seien bis zuletzt sicher gewesen, dass die Spenden von | |
einem bekannten und angesehenen Anwalt gekommen seien. Erst am Abend des | |
30. September habe ihr ein Schreiben des Mauss-Anwalts Himmelsbach | |
Gewissheit über die tatsächliche Herkunft des Geldes verschafft. | |
Rechtzeitig und nicht vorschnell habe man den Bundestagspräsidenten und die | |
Öffentlichkeit informiert. | |
## Der Fraktionsvize springt in die Bresche | |
SPD-Fraktionschef Alexander Schweitzer fragt nach. Er erinnert daran, dass | |
Klöckner zusammen mit ihrem Schatzmeister Peter Bleser das Mauss’sche | |
Anwesens besucht hat. Man habe den Agenten doch wohl nicht wegen seiner | |
großen Reithalle besucht, sagte Schweitzer. Warum ein Besuch, „just in dem | |
Jahr“, in dem Mauss erstmals 18.500 Euro an ihren Landesverband gespendet | |
habe? Wurde da nicht über Geld oder Gegenleistung geredet?, fragte | |
Schweitzer. | |
FDP-Fraktionschef Thomas Roth sagt, Klöckners Image als Chefaufklärerin sei | |
zumindest angekratzt. Der Liberale fordert die CDU-Politikerin auf, das | |
Katz-und-Maus-Spiel zu beenden. Grünen-Fraktionschef Bernhard Braun | |
bezeichnet Klöckners Darstellung als höchst unglaubwürdig. Schließlich habe | |
es bei den Spendenüberweisungen Hinweise auf eine Briefkastenfirma von | |
Mauss gegeben. Zudem habe das Wort „Mandant“ auf Überweisungsträgern | |
gestanden. All dies habe die CDU ignoriert. | |
Klöckner schweigt zu den Vorwürfen. Für sie springt Fraktionsvize Christian | |
Baldauf in die Bresche. Er wirft den Rednern der rot-grün-gelben | |
Regierungskoalition vor, mit „Unterstellungen und Unverschämtheiten“ zu | |
arbeiten, um Klöckner zu schaden. | |
Abschließend spricht SPD-Fraktionschef Schweitzer von der Spitze eines | |
Eisbergs. Es seien auch in dieser Debatte mehr Fragen aufgeworfen als | |
Antworten gegeben worden. Der Landtag habe daher am Mittwoch sicher nicht | |
zum letzten Mal über die neue Spendenaffäre der CDU diskutiert, so der | |
SPD-Fraktionschef. | |
5 Oct 2016 | |
## AUTOREN | |
Christoph Schmidt-Lunau | |
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