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# taz.de -- Die Wahrheit: Alles muss Rausch!
> Seit einiger Zeit ist im deutschen Bundestag die Volvic-Generation am
> Ruder. Es fehlt das Stammtischniveau im Parlament der Obersuffköppe.
Bild: Als alles noch gut war für Merkel: Saufen mit dem Volk, 2012
„Der Bundestag ist eine unglaubliche Alkoholikerversammlung, die teilweise
ganz ordinär nach Schnaps stinkt.“ Preisfrage: Von wem stammt dieser Satz?
Von Joschka Fischer, kurz nach seiner Einschulung in den Deutschen
Bundestag 1983. Damals waren Wahlbeteiligungen von um die 80 Prozent noch
selbstverständlich, heute sind Wahlbeteiligungen eher Wahlbeleidigungen.
Franz Josef Strauß war meistens, wenn er von Bonn nach Rott am Inn
zurückkehrte, „illuminiert“, wie seine Frau Marianne das auszudrücken
pflegte. Selbst Günther Oettinger strahlte eine gewisse Kornkompetenz aus,
hatte er doch bereits im Jahre 1991 seinen Führerschein verloren mit 1,4
Prozent . . . oder Promille – wer weiß das schon noch genau?
Damals hörte man überall Sätze wie „Brüderle, zur Tonne, zur Freizeit!“.
Und Günther Beckstein sprach als bayrischer Ministerpräsident: „Nach zwei
Maß Bier ist die Fahrtüchtigkeit nicht eingeschränkt!“ Die Toskana-Fraktion
hat gebechert, was das Zeug hielt, und auch in Militärkreisen wurde
gesoffen: Daher der Ausdruck „stramm stehen“. Und heute? Heute jammern
Politiker darüber, dass sie die Menschen draußen im Land nicht mehr
verstehen.
Wie denn auch, wenn sie selbst ständig stocknüchtern sind? „Wenn sie den
Bauch nicht mehr erreichen wollen oder können, dann macht sich das
bemerkbar. Politik kommt dann an viele Menschen nicht mehr ran.“ Von wem
stammt dieser Satz? Ausgerechnet vom Stoiber-Ed. Dem hat man damals
nachgesagt, dass er sich die Maßkrüge mit Salbeitee füllen lässt. Das hat
ihm enorm geschadet.
## Damals in Bonn – herrliche Zeiten
Und die Rheinland-Pfälzerin Julia Klöckner? Kaum waren die Tage als
Weinkönigin und Sommelière vorbei – zack: Karriereknick. Wenn die Promille
erst mal runtergehen, folgen die Prozente.
Seit einiger Zeit ist die Volvic-Generation am Ruder. Karrieregeile,
ausgemergelte Asketen, bis auf den Peter Altmeier natürlich, der hat sogar
seine eigene Postleitzahl. Nicht dass die anderen nix nehmen würden, aber
Kokain setzt nicht an.
Damals in Bonn – herrliche Zeiten, das! Ein Suchtexperte namens Hans-Detlef
Cabanis, der hieß wirklich so, also nicht mal Cannabis, hat seinerzeit
festgehalten: „Im rheinischen Politikbetrieb liegt die Quote der
Alkoholkranken doppelt so hoch wie in anderen Unternehmen.“ Mag ja sein,
aber der Kontakt zur Bevölkerung war damals persönlicher. Der Wähler
verlangt vom Politiker das, was er sich selbst abverlangt: Trinkfestigkeit.
## Flachmann statt Fachmann
Die Konsequenz? Die deutschen Politiker müssen sich endlich wieder auf
Stammtischniveau hochsaufen, wenn sie die Wählerscharen verstehen wollen.
Wenn alle lallen, lallt sich’s besser. Jahrelang sind überall Zechen
geschlossen worden, jetzt muss man sich übers Zechen wieder annähern.
Alkohol als Schmiermittel und Gleitflüssigkeit, alles muss Rausch!
Flachmann statt Fachmann, Trunksucht statt Prunksucht, Promi muss sich
wieder von Promille ableiten. Schon deshalb muss Jean-Claude Juncker auch
EU-Kommissionspräsident bleiben.
30 Sep 2016
## AUTOREN
Thomas C. Breuer
## TAGS
Alkohol
Politik
Parlament
Lärm
Schwerpunkt Angela Merkel
Gift
Mücken
Natur
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