# taz.de -- Ermittlungen gegen Justizbeamten: Lieferung frei in den Knast | |
> Ermittlungen gegen Mitarbeiter der JVA Tegel wegen Schmuggelns in | |
> Gefängnis. Polizei hat aber keine Anhaltspunkte für ein kriminelles | |
> Netzwerk. | |
Bild: Sehen diese Videoaugen alles? Überwachungsturm am Knast Tegel | |
Die Geschichte klingt nach Räuberstory: In der Justizvollzugsanstalt Tegel | |
sollen Beamte ein kriminelles Netzwerk organisiert haben. Produkte aus den | |
Gefängniswerkstätten seien nach draußen geschmuggelt und verkauft worden. | |
Die Gefangenen wiederum seien mit eingeschmuggelten Handys und anderen | |
Begehrlichkeiten beliefert worden – gegen Bares, versteht sich. | |
Das berichtete am Dienstag das ZDF-Magazin „Frontal 21“. Die | |
Justizverwaltung dementiert. Es gebe Ermittlungen gegen einen einzigen | |
Justizbeamten, so Claudia Engfeld, Sprecherin von Justizsenator Thomas | |
Heilmann (CDU). Die Kripo habe drei Monate verdeckt in Tegel ermittelt. | |
Anhaltspunkte für ein kriminelles Netzwerk seien nicht gefunden worden. | |
In Tegel sitzen rund 900 Männer ein. Kronzeuge in dem ZDF-Beitrag ist Timo | |
F. Bis 2020 verbüßt er dort eine Strafe wegen Betruges in Millionenhöhe. | |
Warnend heißt es in Justizkreisen über ihn, er verfüge über hoch | |
manipulative Fähigkeiten. Bestätigt wird F.s Bericht aber auch von dem | |
Ex-Insassen Dieter W. Der mehrfache Bankräuber und Geiselnehmer eines | |
BVG-Busses kennt Tegel wie seine Westentasche. Erst im Juni wurde er | |
entlassen. Dieter W. und Timo F. kennen sich aus ihrer gemeinsamen | |
Redakteurszeit bei der Gefangenenzeitung Lichtblick. | |
F. werde im Knast seit dem ZDF-Beitrag heftig schikaniert, so W. am | |
Mittwoch zur taz. Tegel sei ein riesiger Selbstbedienungsladen und | |
Tauschring. Die Anstaltsleitung habe keinerlei Kontrolle über den Verbleib | |
der in den Knastwerkstätten produzierten Möbel und schmiedeeisernen | |
Gusswaren. Täglich würden Sachen ohne Rechnung ausgeliefert, so W. Für | |
seine Behauptungen habe er „viele Beweise, die aber nicht | |
polizeiverwertbar“ seien. | |
Der rechtspolitische Sprecher der Grünen, Dirk Behrendt, fragt, was | |
Justizsenator Heilmann seit Bekanntwerden der Vorwürfe getan habe. Im | |
Frühjahr hatte sich Timo F. laut Heilmanns Sprecherin Engfeld zum ersten | |
Mal an die Justizverwaltung gewandt. F. habe einen Kuhhandel vorgeschlagen: | |
Vollzugslockerungen gegen Informationen. Darauf sei man aber nicht | |
eingegangen. | |
Als F. dann im Mai Ausschnitte aus einem Video geschickt habe, sei die | |
Polizei eingeschaltet worden. Die Umsätze der Werkstätten unterlägen den | |
üblichen Kontrollen, Rechnungslegung bei Lieferung erfolge elektronisch, | |
bezahlt werde nicht in bar. | |
14 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Plutonia Plarre | |
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