# taz.de -- Programmdirektor Andreas Weber: „Die Konkurrenz ist jetzt da“ | |
> Neue Namen, altes Programm: Deutschlandradio Kultur wird zu | |
> Deutschlandfunk Kultur. Aus DRadio Wissen wird Deutschlandfunk Nova. Und | |
> nun? | |
Bild: Zumindest der blaue Teil dieses Mikrofonschutzes kann weiterverwendet wer… | |
taz: Herr Weber, Deutschlandradio Kultur soll in Deutschlandfunk Kultur | |
umbenannt werden, DRadio Wissen in Deutschlandfunk Nova. Warum? | |
Andreas Weber: Wir haben die Programme von Deutschlandradio Kultur und | |
DRadio Wissen in den vergangenen zwei Jahren stark verändert. Das war | |
erfolgreich, wie uns die letzte Medienanalyse gezeigt hat, in beiden | |
Programmen konnten wir neue Hörer gewinnen. Gleichzeitig haben wir aber | |
festgestellt, dass immer mehr Menschen uns nicht mehr klassisch linear im | |
Radio hören, sondern über Drittplattformen finden, sei es auf unseren | |
eigenen Webseiten, iTunes, Spotify oder Facebook. Dort konkurrieren wir mit | |
Tausenden Sendern aus der ganzen Welt. Deswegen ist es wichtig, dass wir | |
unsere Marke stärken und noch deutlicher als bislang signalisieren: Wir | |
sind drei Programme unter einem Dach. | |
Aber wäre es dann nicht leichter gewesen, nur den Deutschlandfunk | |
umzubenennen? | |
Das stimmt, aber Deutschlandfunk hat eine immense Reputation. Kein anderer | |
Radiosender in Deutschland hat ein so starkes Image. | |
Der Deutschlandfunk hatte 50 Jahre Zeit, dieses Image aufzubauen: 50 Jahre, | |
in denen sich nur wenig verändert hat im Programm. Im Deutschlandradio | |
haben sie erst vor zwei Jahren eine Programmreform angestoßen. Liegt es | |
nicht auch an der Unbeständigkeit von DRadio Kultur und DRadio Wissen, dass | |
sie weniger Marke sind? | |
Seit es das Deutschlandradio gibt, also seit über 20 Jahren, diskutieren | |
wir über Namen. Es stimmt, wahrscheinlich würden DRadio Wissen und | |
Deutschlandradio Kultur noch ein wenig mehr zur Marke werden, wenn wir noch | |
ein paar Jahre warten und alles so lassen wie es ist. Aber dafür haben wir | |
keine Zeit: Die Konkurrenz auf den Drittplattformen ist jetzt da, also | |
müssen wir jetzt reagieren. | |
Sie müssen Ü-Wagen neu bekleben, neue Visitenkarten drucken, sie haben | |
bestimmt eine Agentur beauftragt. Was kostet die Umbenennung und lohnt sich | |
das für ein paar mehr Hörer? | |
Wir haben jedes Jahr ein festes Budget für Werbekampagnen, das werden wir | |
hierfür nutzen. Briefpapier und Visitenkarten müssen sowieso irgendwann | |
nachbestellt werden. Im Vergleich zur ARD, wenn die so eine Kampagne machen | |
würde, haben wir ein kleines Budget. | |
Also wie viel genau? | |
Angemessen. | |
Führen die neuen Namen zu Veränderungen im Programm? | |
Programmlich wird sich nichts ändern. Wir haben mit der letzten Reform vor | |
zwei Jahren begonnen, Deutschlandradio Kultur kulturell breiter und tiefer | |
aufzustellen. Das funktioniert wunderbar: Als zum Beispiel Bayer Monsanto | |
aufgekauft hat, haben wir dazu bei Deutschlandradio Kultur bewusst einen | |
besonderen thematischen Zugang gewählt und ein Gespräch mit einem | |
Philosophen eingeplant. Diesen Weg werden wir weiter gehen. Aber auch der | |
Deutschlandfunk wird weiter hintergründig über Politik, Wirtschaft, | |
Wissenschaft und auch Kultur berichten. | |
Freie Mitarbeiter des Berliner Funkhauses haben Angst, dass sie künftig | |
weniger beschäftigt werden. Ist das berechtigt? | |
Solche Ängste gibt es in allen öffentlich-rechtlichen Anstalten, seitdem es | |
freie Mitarbeiter gibt. Es wird auch bei uns immer wieder Anpassungen | |
geben, bei den Moderatoren zum Beispiel. Aber für Ängste, nicht mehr | |
beschäftigt zu werden, sehe ich keinen Grund. Es gibt bei uns klare Regeln | |
für Beschäftigungsverhältnisse. Von heute auf morgen muss bei uns kein | |
freier Moderator das Haus verlassen. | |
Es gibt Freie in Ihrem Haus, denen schon gesagt wurde, dass sie weniger | |
arbeiten werden. | |
Wenn, dann hat das aber nichts mit der Umbenennung zu tun. Wir wollen | |
unsere Inhalte stärker personifizieren, das heißt, Moderatoren, die jetzt | |
mehrere Formate moderieren, sollen künftig nur noch bestimmte Sendungen | |
präsentieren. Das heißt aber nicht, dass wir sie nicht weiter | |
beschäftigten. Diejenigen werden dann vielleicht mehr als Autoren arbeiten | |
oder stärker in die redaktionelle Arbeit einbezogen. | |
Mit der Reform vor zwei Jahren haben Sie Doppelmoderationen eingeführt. | |
Daran gibt es Kritik. Wie stehen Sie dazu? | |
Ich sehe diese Art der Präsentation nicht als gescheitert an, aber wir | |
haben das sehr praktische Problem, dass wir für ein solches Format sehr | |
eingespielte Moderatorenpaare brauchen. Nun fallen in der Mittagsstrecke | |
drei ModeratorInnen aus unterschiedlichen Gründen aus. Da wir das Glück | |
haben, dennoch weiterhin sehr starke Moderatoren- und Moderatorinnen | |
aufbieten zu können, machen wir bewusst aus der Not eine Tugend und | |
arbeiten vorerst nur noch mit Einzelmoderationen. Nachmittags bleiben die | |
Zweierteams erhalten. | |
22 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Anne Fromm | |
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