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# taz.de -- Anschläge in Burkina Faso und Mali: Gespenster des Terrors
> Ein Überfall in Markoye im Norden Burkina Fasos nährt die Angst vor einer
> Ausdehnung der Terrormiliz „Islamischer Staat“.
Bild: Gibt es solche Szenen bald auch in Burkina Faso, Mali oder Niger? IS-Käm…
Djibo/Cotonou taz | In Djibo, der Hauptstadt der Region Soum im Nordwesten
Burkina Fasos, verzieht der Polizeichef hinter seinem riesigen Tisch
genervt das Gesicht und macht eine abweisende Handbewegung. Die Klimaanlage
läuft auf Hochtouren. „Begeistert sind wir hier über den Besuch von
Europäern nicht mehr, im Gegenteil“, erklärt er zur Begrüßung, beeilt sich
dann aber zu sagen, dass er nichts gegen Weiße habe. „Mein Problem ist nur,
dass wir hier nicht mehr für die Sicherheit sorgen können. Was sollen wir
nur tun, wenn etwas passiert?“
Im Norden von Burkina Faso war die Angst vor Anschlägen und Überfällen noch
nie so groß wie heute. Das Land galt zwar stets als arm, aber auch als
stabil und sicher. Vor allem aufgrund der Entwicklung im Nachbarland Mali
kommt es nun selbst ins Strudeln.
Der jüngste Anschlag ereignete sich vergangene Woche in der Stadt Markoye
im Dreiländereck Burkina Faso, Mali und Niger. Zwei Menschen wurden
ermordet, darunter eine 70-jährige Frau, drei Zöllner wurden verletzt. Die
Angreifer sollen sich auf Motorrädern Richtung Niger zurückgezogen haben.
Auf Internetseiten, die sich auf eine mauretanische Nachrichtenagentur
berufen, wird der „Islamische Staat“ (IS) als Drahtzieher genannt.
In Westafrika ist der IS vor allem durch seine Verbindung zur
nigerianischen Terrorgruppe Boko Haram bekannt, die sich dem IS im
vergangenen Jahr angeschlossen hatte. Auch die in Mali aktive islamistische
Gruppe Al-Mourabitoun des schon mehrfach für tot erklärten algerischen
Terroristen Mokhtar Belmokhtar liebäugelte zwischenzeitlich mit dem
Netzwerk. Dass Kämpfer im großen Stil angeworben werden, ist bisher
allerdings nicht öffentlich geworden. Bisher dürfte das andere große
islamistische Terrornetzwerk „Al-Qaida im Islamischen Maghreb“ (AQMI)
besser in der Region verlinkt und verankert sein.
## Rückzugsort für Terroristen?
Doch gleich, von wem der Terror ausgeht, in Burkina Fasos Hauptstadt
Ouagadougou wird nun endlich ein Handeln gefordert. Der Angriff ist Markoye
ist schließlich mindestens der siebte seit April 2015. Schlagzeilen gemacht
hat jedoch nur jener Mitte Januar auf das Splendid Hotel sowie das Café
Cappuccino mitten in Ouagadagoudou, bei dem 30 Menschen ums Leben kamen.
Doch bereits seit Jahren wird davon ausgegangen, dass gerade die nördliche
Provinz Oudalan, in der auch Markoye liegt, ein möglicher Rückzugsort für
Terroristen ist. Ab Dori werden in Richtung Norden aus den asphaltierten
Straßen Sandpisten. Die Gegend ist dünn besiedelt. Für ortsunkundige
Sicherheitskräfte sind groß angelegte Einsätze schwer. Gleichzeitig lassen
sich die Grenzen in die Nachbarländer problemlos überqueren.
Deshalb breitet die Entwicklung in Mali Sorge. Dort kommt es manchmal
täglich zu Überfällen, und zwar nicht bloß im unsicheren Norden, sondern
auch in zentralen Landesteilen, die früher friedlich waren. Der Ort Boni
unweit der Grenze zu Burkina Faso wurde Ende vergangener Woche von
Terroristen besetzt, soll nun aber wieder unter Kontrolle der malischen
Armee sein.
In der Hauptstadt Bamako bemüht sich die Regierung nun um
Schadensbegrenzung. Der Verteidigungsminister wurde ausgetauscht, und am
Montag kündigte General Salif Traoré, Minister für Sicherheit, für
Zentralmali einen Militäreinsatz an. Er wolle den Umlauf von Kleinwaffen
schärfer kontrollieren und die Zusammenarbeit mit den Nachbarländern – etwa
durch gemeinsame Grenzpatrouillen – stärken.
Malis Präsident Ibrahim Boubacar Keïta hatte sich zwei Tage zuvor noch
optimistisch gezeigt. Gegenüber malischen Journalisten sagte er anlässlich
seines dreijährigen Amtsjubiläums, dass die Umsetzung des Friedensabkommens
für Nordmali zwar träge sei. Letztendlich würde aber alles, was vereinbart
wurde, auch umgesetzt werden. Malier berichten indes, der Norden würde im
Chaos versinken, in manchen Orten herrschten bürgerkriegsähnliche Zustände.
7 Sep 2016
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
Mali
„Islamischer Staat“ (IS)
Afrika
Burkina Faso
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Benin
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