# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Gekommen, um zu bleiben | |
> Ein Dämpfer für Hoffnungen der Fußballtraditionalisten, die bösen | |
> Retortenklubs mögen wieder verschwinden: Leipzig ist nicht Paderborn. | |
Bild: Fast so lauschig wie daheim in Fuschl am See | |
Deutschland im Herbst. Die Temperaturen sinken, die Blätter verfärben sich, | |
die Bundesliga-Saison ist noch jung und die Hoffnungen sind groß. Sehr weit | |
oben in der Tabelle steht ein Liganeuling, den eigentlich niemand so recht | |
haben wollte in der höchsten deutschen Spielklasse. | |
Doch nach einem souveränen Sieg gegen einen alteingesessenen | |
Traditionsverein gewinnt die Öffentlichkeit langsam den Eindruck, dass der | |
immer noch ungeschlagene Aufsteiger eine Bereicherung sein könnte für die | |
Fußball-Bundesliga. Selbst beim selbstherrlichen Branchenführer in München | |
hat man schon Respekt entwickelt. „Wir wissen, dass es gegen sie gefährlich | |
ist“, sagt Bayern-Torhüter Manuel Neuer. Spieler, Verantwortliche und Fans, | |
alle sind sie sehr glücklich in: Paderborn. | |
Ja, so war das damals im September 2014. Der SC Paderborn, der Dorfverein | |
mit dem 15.000-Plätze-Stadion, das eben so die Mindestkapazitätsanforderung | |
der Bundesliga erfüllte, stand nach dem 2:0-Erfolg gegen Hannover 96 an der | |
Tabellenspitze. Drei Tage später gab es eine 0:4-Packung in München, die | |
der Anfang vom Ende war. Im Mai 2015 stieg Paderborn als Tabellenletzter | |
nach nur einem Jahr Bundesliga wieder ab und wurde anschließend auch gleich | |
in die dritte Liga durchgereicht. | |
Der Ausflug in die jüngere Geschichte der Bundesliga mag manchen | |
Traditionalisten, der immer noch hofft, die neuen Akteure im deutschen | |
Klub-Fußball, die bösen, bösen Retortenklubs mit den potenten Sponsoren, | |
möchten so schnell wieder verschwinden, wie sie aufgestiegen sind, mit | |
Hoffnung erfüllen. Doch diese Hoffnung wird wohl eine trügerische sein. | |
Anders gesagt: Leipzig ist nicht Paderborn. | |
## Langfristiger sportlicher Plan | |
Und das nicht nur, weil hinter dem Projekt RB Leipzig ein Weltkonzern | |
steckt – und nicht bloß ein Möbelhaus-Millionär wie der damalige | |
Paderborner Vereinspräsident Wilfried Finke. Sondern vor allem, weil | |
Leipzig nach einem langfristigen sportlichen Plan kickt, der im Spiel der | |
Mannschaft bereits zu sehen ist. | |
Während Paderborn bei seinem kurzen Höhenflug im Herbst 2014 vor allem | |
leidenschaftlich kämpfte und geschickt mauerte, spielt Leipzig gegen den | |
Spitzenklub Borussia Dortmund auf Augenhöhe und dominiert | |
Bundesligadurchschnittsteams wie den Hamburger SV. | |
Folgerichtig demonstriert der Brause-Klub ein ganz anderes | |
Selbstbewusstsein. „Alles nur eine Momentaufnahme“, versuchte im September | |
2014 der damalige Paderborner Trainer André Breitenreiter Realitätssinn zu | |
bewahren. Im September 2016 kann man RB-Leipzig-Coach Ralph Hasenhüttl gar | |
eine gewisse Arroganz unterstellen, wenn er über den HSV sagt: „Wir haben | |
heute gegen einen Gegner gespielt, der uns das Leben in der ersten Halbzeit | |
richtig schwergemacht hat.“ Und Emil Forsberg, der RB-Stürmer, nach dessen | |
1:0-Treffer in der 66. Minute der HSV auseinanderfiel wie eine | |
Kreisligamannschaft, gab zu: „Ich habe nach dem 3:0 ein bisschen lachen | |
müssen.“ | |
Viel mehr zu lachen als der Hamburger SV, da darf man sich keinen | |
Illusionen hingeben, werden auch die kommenden Gegner der Leipziger nicht | |
haben. Das Spielzeug von Dietrich Mateschitz ist nicht – wie einst der | |
glorreiche SC Paderborn – bloß aus Versehen in der Bundesliga gelandet. | |
Sorry, tut uns leid. | |
18 Sep 2016 | |
## AUTOREN | |
Thomas Winkler | |
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