# taz.de -- Spitzenspiel der Männer-Bundesliga: Dicke Kuchenfreunde | |
> Das Verhältnis zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern ist | |
> harmonisch geworden. Man streitet nur so, wie es wirtschaftlich sinnvoll | |
> ist. | |
Bild: Karl-Heinz Rummenigge und Hans-Joachim Watzke Arm im Arm nach dem Supercu… | |
Nach Jahren der gegenseitigen Provokationen und Hakeleien, haben die Bayern | |
und der BVB sich zu einer nationalen Allianz der Superreichen | |
zusammengefunden. Am Samstagmittag wollen die Klubführungen um Münchens | |
Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge und den Dortmunder | |
Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gemeinsam essen. Und sie werden wohl | |
auch darauf anstoßen, dass die besonders traditionsreichen Klubs mit großen | |
Fangemeinschaften und guten Einschaltquoten im Bezahlfernsehen künftig ein | |
dickeres Stück vom Kuchen bekommen. | |
Die zweite Liga soll dagegen weniger als die bisherigen 20 Prozent aus dem | |
Topf der nationalen TV-Einnahmen erhalten, wie der Kicker berichtete. Auf | |
diese Entscheidung spielte wohl BVB und DFL-Präsident Reinhard Rauball an, | |
als er zur neuen Harmonie zwischen Bayern und Dortmund jüngst erklärte: | |
„Der Lauf der Zeit wird zu lehrreichen Erkenntnissen geführt haben, auch | |
und gerade im persönlichen und zwischenmenschlichen Bereich.“ | |
Das könne „im Sinne von gemeinsamen Überlegungen und gemeinsamen Mehrheiten | |
zu mehr Ertrag führen“. Wobei ein Sprecher der DFL die Behauptungen die | |
angeblichen Kürzungspläne für die Zweitligisten dementierte: „Die | |
Darstellung entbehrt jeder Grundlage. Sie entspricht weder in der | |
grundsätzlichen Ausrichtung noch in Details den Tatsachen.“ | |
Auf dem Rasen wird es während des in über 200 Länder übertragenen Duells am | |
Samstag (18.30 Uhr, Sky) der Fußballgiganten sicher weniger friedlich | |
zugehen, aber vielen BVB-Fans dürfte die neue Harmonie missfallen. | |
Schließlich wurden sie jahrelang von ihrer Klubführung unterstützt, wenn | |
sie ihr Selbstbild konstruierten. Der BVB inszenierte sich als volksnäher, | |
innovativer, authentischer und leidenschaftlicher. Als Klub der jenseits | |
aller finanziellen Interessen moralisch irgendwie überlegen ist. | |
## Dortmunder Kopiervorwurf | |
Immer schürten die Dortmunder den Verdacht, dass der FC Bayern mit Avancen | |
an Spieler wie Mario Götze, Robert Lewandowski oder Mats Hummels nicht nur | |
die eigene Qualität steigern, sondern ganz bewusst auch die | |
Erfolgsmannschaft des ärgsten Konkurrenten zerschlagen wollte. Der | |
ehemalige Trainer Jürgen Klopp warf seinem damaligen Münchner Kollegen Jupp | |
Heynckes einst vor, Elemente des BVB-Fußballs zu kopieren, „wie es die | |
Chinesen in der Industrie machen“. | |
2014 sprach Watzke von „tiefgründiger Disharmonie“, die das Verhältnis der | |
Konkurrenten präge, und in einer Mitteilung auf der Vereinshomepage | |
berichtete er von einer „gewissen Verärgerung“ über den Rummenigge. Der | |
hatte behauptet, es gebe im Vertrag des BVB mit Marco Reus eine | |
Ausstiegsklausel. | |
Man begegnete sich in tiefer gegenseitiger Abneigung, und bis heute ist | |
nicht ganz klar, ob die Nachricht von Mario Götzes Wechsel zum FC Bayern | |
absichtlich aus München lanciert wurde, um den Revierklub einen Tag vor | |
einem Champions-League-Halbfinale gegen Real Madrid in einen Zustand | |
hysterischer Aufregung zu versetzen. Den vorläufig letzten Höhepunkt | |
erlebte die gegenseitige Antipathie, als der designierte Bayern-Präsident | |
Uli Hoeneß im Frühjahr rund um den Transfer von Mats Hummels den Eindruck | |
erweckte, der Spieler habe sich den Münchnern in einer Art | |
Initiativbewerbung angeboten. | |
Es gab jede Menge Debattenstoff, und der Wirtschaftswissenschaftler | |
Sebastian Uhrich, der an der Kölner Sporthochschule zum Thema Rivalitäten | |
forscht, sagt: „Wir haben den Eindruck, dass diese Konflikte zum Teil auch | |
ein bisschen gewollt waren.“ | |
## Kontroversen erzeugen Aufmerksamkeit | |
Natürlich spielen die Affekte und Emotionen der Protagonisten immer mit, | |
aber die verstärkte Intensität, die sich mit der Konfliktfreude auslösen | |
lässt, ist nicht unerwünscht. Profile werden geschärft, leidenschaftlich | |
geführte Kontroversen erzeugen weltweite Aufmerksamkeit, man muss nur an | |
die Dauerfehde der berühmten Trainer José Mourinho und Pep Guardiola | |
denken. | |
„Prinzipiell sind wir eher Befürworter davon, solche Auseinandersetzungen | |
ein wenig anzuheizen und am Leben zu halten“, sagt Uhrich, „deswegen sollte | |
man mit der Friede-Freude-Eierkuchen-Strategie nicht allzu stark | |
vorpreschen.“ Zumal der „German Clasico“ im Gegensatz zu vielen Lokalderb… | |
den Vorteil hat, dass die Fans nicht dazu neigen, sich zu prügeln. | |
Doch die Dortmunder und die Münchner sind in wirtschaftlichen Fragen eben | |
hochprofessionelle Pragmatiker, und im Moment lohnt sich die Durchsetzung | |
gemeinsamer Interessen deutlich mehr. | |
19 Nov 2016 | |
## AUTOREN | |
Daniel Theweleit | |
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