# taz.de -- Kolumne Press-Schlag: Don Jupp, lebender Mythos | |
> Fünf zu null gegen Freiburg: ein schöner Start für Jupp Heynckes. Doch es | |
> wird höchste Zeit, über die Zukunft nachzudenken. | |
Bild: Jupp Heynckes (Borussia Mönchengladbach, links) im Zweikampf mit Bayerns… | |
Man muss sich Uli Hoeneß als glücklichen Menschen vorstellen. Da | |
unterbricht sein „ziemlich bester Freund“ sein erfülltes Rentnerdasein | |
(Frühstück machen, mit dem Hund gehen) und rettet ihm mal eben den Arsch: | |
fünfnull gegen Freiburg! Und die Sonne lacht dazu. | |
Nur blöd, dass das Oktoberfest schon vorbei ist, sonst gäbe es jetzt auch | |
noch diese tollen Wiesn-Fotos von Uli und Jupp in Tracht und mit Maßkrug. | |
Aber auch ohne diese Perlen müsste man Hoeneß eigentlich abbusserln. Nicht, | |
weil er seinen Klub via Jupp Heynckes vor dem sicheren Untergang gerettet | |
hat, sondern wegen der Bilder, die er uns beschert. | |
Freunde der gepflegten Nostalgie treibt es seit Tagen Tränen der Rührung | |
ins Auge, wenn sie all die wunderbaren Aufnahmen aus den 70ern und 80ern | |
sehen, die gerade auf allen Kanälen laufen: Jupp und Uli gemeinsam auf | |
Torjagd, der Jupp mit dem herrlich schnauzbärtigen Müller Gerd, Jupp und | |
Berti beim Knutschen. Mit Osram-Birne neben dem jungen Christoph Daum im | |
Sportstudio. | |
Oder Tante Titti, die 1987 meinte, der Jupp werde sich nie an München | |
gewöhnen – nä wat schön, wie man wohl im Heynckes-Land am Niederrhein sagen | |
würde. Gar nicht auszudenken, man hätte Magermilch-Model Thomas Tuchel | |
verpflichtet! Wie fad. Der hätte doch gleich wieder über Fußball geredet: | |
falsche Neuner, abkippende Sechs und immer wieder pressen, pressen. | |
Nein, es ist schon gut, dass der Jupp wieder da ist, nach 1.596 Tagen | |
Ruhestand, zum 1.012. Bundesligaspiel. Lange hat es nicht mehr so | |
gemenschelt. Herzzerreißend das Drama um Cando, den bekanntesten | |
Schäferhund der Bundesliga-Geschichte. 513 Kilometer Luftlinie trennen ihn | |
vom Herrchen, der nun Besseres zu tun hat. | |
## Cando leidet | |
„Ich gehe morgens um viertel nach sieben aus dem Hotel und komme abends um | |
acht, halb neun zurück.“ Heynckes tut sich schwer mit der Fernbeziehung: | |
„Cando frisst seit zwei Tagen nicht mehr. Ich habe ihm schon eine | |
Videobotschaft geschickt. Das hat nicht geholfen. Stattdessen hat mein | |
Kater Nero in einem Video meiner Frau geantwortet. Er hat dabei gerattert | |
wie ein Sachs-Motor.“ | |
Vor lauter Folklore gerät Fußball zur Nebensache. Denn im Grunde ist die | |
Causa Heynckes ein peinliches Schuldeingeständnis der Bayern-Bosse. Ja, wir | |
haben die Entwicklung um Ancelotti, dessen Entdeckung der Langsamkeit und | |
des dolce far niente nicht wahrhaben wollen. | |
Ja, wir haben am Samstagabend auch diesen spektakulären High-Speed-Fußball | |
von Leipzig und Dortmund gesehen, und nein, keine Ahnung, wie wir da auch | |
mal hinkommen könnten. Ja, wir haben es vermasselt, Lahm einzubinden oder | |
wenigstens den Eberl zu holen. Ja, blöd, dass Kaderplaner Reschke von der | |
Fahne ging (zum VfB!). | |
Nein, aus dem Nachwuchs wird so schnell keiner nachrücken, obwohl wir | |
ständig den Trainerstab auswechseln. Und nein, Sagnol und Salihamižić | |
werden den Fußball nicht neu erfinden, aber sie quatschen uns wenigstens | |
nicht rein. | |
15 Oct 2017 | |
## AUTOREN | |
Thomas Becker | |
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