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# taz.de -- Kolumne Deutschland, was geht?: Werbetipps für die AfD
> Liebe AfD, so läuft das nicht – Eure Wahlplakate haben die Wähler
> verwirrt. Das geht besser! Ein paar Ratschläge fürs nächste Mal.
Bild: Klare Regeln? Wohl eher ein besseres Design!
An jeder Straßenecke der Stadt hängen Plakate mit Gesichtern von Menschen,
die dem gemeinen Berliner sagen, warum gerade er oder sie gewählt werden
sollte. Wochenlang terrorisierten Wahlhelfer in Fußgängerzonen eilig
vorbeihuschende Passanten, die nur den nächsten Bus erwischen wollen. Was
an öffentlicher Wahlwerbung auf den Straßen so nervt: Jeder wird mit allem
konfrontiert. Ob man will oder nicht. Da wir aber vorerst wohl nicht vor
unsinnigen Wahlstrategien verschont sein werden, bleibt nur, bessere
Werbung zu fordern. Die nächste Wahl kommt bestimmt.
Ein glänzendes Beispiel dafür, wie es nicht funktioniert, ist die AfD.
Überfrachtete Plakate, die im Vorbeifahren nicht erfasst werden können, die
Adressierung abstrakter Ängste, nichts sagende Sprüche und der immergleiche
Sündenbock. Natürlich alles blau getüncht.
## Nix stimmt
Entweder hat die AfD eine schlechte Werbefirma erwischt, oder ihre Plakate
spiegeln nur das Innenleben der Partei wider. An ihr scheint nichts zu
stimmen: weder ihr Programm noch ihre Direktkandidaten und nicht einmal
ihre Wählerschaft.
Statt sich für eine Partei zu entscheiden, die die eigenen Interessen
vertritt, wählen einige Menschen mit geringen Einkommen die AfD und geben
damit einer Partei ihre Stimme, die bekanntermaßen die Abschaffung des
Sozialstaats anstrebt. Die dümmsten Schafe wählen ihre Metzger eben doch
selbst.
Liebe AfD, damit ihr also in Zukunft eure Klientel noch besser erreichen
könnt und im selben Zug alle anderen nicht länger mit sinnentleerten
Slogans belasten müsst, hätte ich ein paar Empfehlungen. Garantiert
günstiger, als eure Werbefirma!
Erstens: Verwendet in Zukunft keine Texte mehr. Eure Wähler scheinen
ohnehin ungern zu lesen. Sonst würden sie nämlich euer Wahlprogramm kennen,
und dann hätte sich das mit dem Kreuzchen für euch auch erledigt.
## Toller Wiedererkennungswert
Zweitens: Verwendet stattdessen leicht verständliche Bilder, am besten
beschränkt auf nicht mehr als drei verschiedene geometrische Formen. So ist
sichergestellt, dass eure Wähler eure Werbung garantiert verstehen, und
einen tollen Wiedererkennungswert habt ihr so auch dazugewonnen.
Drittens: bessere Werbegeschenke. In Anlehnung an eure neuen Plakate
könntet ihr einen AfD-Würfel entwerfen, natürlich ökologisch nachhaltig aus
deutscher Kiefer. Ihr wisst schon, Umweltschutz ist Heimatschutz. In den
Würfel fräst ihr drei geometrische Formen und fertigt passende Bauklötze
dazu an, die in den Würfel hineingesteckt werden können.
Die drei Formen, das könnt ihr euren Wählern auch so erklären, stehen für
eure drei Kernbotschaften: Fremdenhass, Islamfeindlichkeit und
Reichenpolitik. Die Bauklötze könnt ihr in Rassistenbraun, Hautfarbenweiß
und natürlich eurer Parteifarbe Deutschdunkelblau gestalten, damit ihr euch
auch treu bleibt. Einen kleinen Extratipp habe ich noch: Legt neben die
Würfel Papier mit Tic-Tac-Toe-Feldern und blaue Filzstifte aus. So können
alle gleich das Kreuzemachen üben.
In diesem Sinne: auf in Zukunft weniger nervige Wahlkämpfe, falls ihr dann
noch da seid. Ach ja: gern geschehen.
20 Sep 2016
## AUTOREN
Nemi El-Hassan
## TAGS
Deutschland, was geht?
Schwerpunkt AfD
Wahlkampf
Schwerpunkt Syrien
Jörg Meuthen
Zivilschutz
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