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# taz.de -- Olympianacht in Rio: Neymar mit dem letzten Schuss
> Brasilien – Deutschland: was für ein Finale der Fußballmänner! Athletin
> Semenya holt Gold. Und Yego verletzt sich beim Speerwerfen.
Bild: Darf nun glauben, mit ihm wäre es damals nicht zum 1:7 gekommen: Neymar
Der Wettkampf der letzten Nacht: Finale der Fußballmänner, Brasilien –
Deutschland. Würden die Brasilianer, so penetrant die Reporter und
Moderatoren der ARD, die 1:7-Scharte von vor zwei Jahren auswetzen? Könnte
durch den Einsatz von Neymar der Beweis erbracht werden, dass die Deutschen
doch nicht so gut sind, wie das debakulöse Ereignis von der WM es
behauptete? Denn damals war er, Neymar, einer Verletzung wegen nicht dabei,
im Endspiel der Olympischen Spiele sehr wohl.
Es wurde viel besser, als alle Experten weissagten. Zwei Halbzeiten lang
prima Fußball, sehr lebendig, sehr viel Hin-und-Her. In der 27. Minute,
nach einigen deutschen Chancen, ballerte Neymar den Ball in die rechte Ecke
von Tormann Timo Horn – der machtlos war.
In der zweiten Hälfte schnürten die Spieler von DFB-Olympiatrainer Horst
Hrubesch ihre Gegner ein – und Meyer erzielte einen brillant
herausgespielten Pass zum 1:1. Der Rest der Spielzeit: abflauendes
Spieltempo, Brasilien bis zum regulären Schlusspfiff überleben, aber auch
eine flusige Chancenauswertung.
Die Verlängerung: Beide Teams schienen sich früh aufs Elfmeterschießen
geeinigt zu haben. Beide Teams hauten die je ersten Bälle ins Netz, dann
aber hält Brasiliens Tormann Weverton einen etwas lahmen Schuss vom
Torjäger. Jetzt musste Neymar nur noch den fünften Elfer der Seinen hinter
Horn versenken. Und er stand vor dem letzten Schuss – und schaffte ihn
rein. 6:5 für Brasilien.
Die große Operette war vorbei, Neymar darf nun glauben, mit ihm wäre es vor
zwei Jahren nicht zum 1:7 gekommen. Trainer Hrubesch danach: zufrieden. „Ne
Goldene wär auch schön, aber Silber geht auch in Ordnung.“
Die Athletinnen der letzten Nacht: Caster Semenya, die mit südafrikanischem
Rekord von 1:55,29 Gold über 800 Meter der Leichtathletinnen holte. Übel,
aber wahr: Viel Beifall bekam sie nicht. Aber, man dankt: Sie lächelte.
[1][Die Frau, die sich vor wenigen Jahren noch einer demütigenden
Hormonbehandlung auf Anweisung des Weltleichtathletikverbands unterziehen
musste], um langsamer zu werden, siegte souverän – ohne verordnetes Doping
gegen Semenyas Leistungsfähigkeit.
Und: Mo Farah, Großbritannien. Er holte sich auch noch Gold über 5.000
Meter bei den Leichtathleten – erstmals seit Lasse Viren 1976 ist es einem
Läufer gelungen, bei zwei aufeinander folgenden Olympischen Spiele jeweils
über 5.000 und 10.000 Meter zu gewinnen. Dass er dopinggerüchtumweht ist:
Gerücht ist Gerücht, Nachweise gibt es nicht.
Das Drama der letzten Nacht: Der Kenianer Julius Yego verletzte sich vor
den letzten zwei Würfen beim Speerwerfen. Der Favorit musste mit ansehen,
wie ein erfrischend unglamouröser Mann aus Jena ihn noch vom Goldthron
stieß – mit dem einzigen 90-Meter-Wurf des Abends. Thomas Röhler bekam
Gold, der Sieger von London, Keshorn Walcott, durfte sich über eine
Bronzemedaille freuen.
Die Schlussfolgerung der letzten Nacht: Mountainbiking ist telegen
(Siegerin bei den Frauen: die Schwedin Rissveds), auch das Turmspringen ins
Wasser (Sieger: ein Chinese mit verblüffener Spritzerarmut beim Eintauchen
seiner sechs Sprünge) und der Moderne Fünfkampf, den ein Russe gewann –
aber diese seltsame Multidisziplin wirkte, obwohl aus militärischer Kultur
stammend, sehr freakig.
Und sonst? Brasilien hat sich den Fußballtitel der Männer verdient
erkämpft. Die Deutschen zeigten feinsten Abwehrriegelfußball in den letzten
45 Minuten (inkl. Verlängerung) – als tapfere Außenseiter waren sie
angemessen traurig, als ihnen Silber umgehängt wurde. Zum Mitweinen!
21 Aug 2016
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## AUTOREN
Jan Feddersen
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