| # taz.de -- Ausnahmezustand in der Türkei: Grundrechte eingeschränkt | |
| > Der Ausnahmezustand gibt Erdoğan in etwa die Befugnisse, die er mit dem | |
| > angestrebten Präsidialsystem auf Dauer hätte. | |
| Bild: L'état, c'est il: Erdogan kann jetzt durchregieren | |
| Istanbul taz | Der Ausnahmezustand in der Türkei wurde nach Artikel 120 der | |
| Verfassung verhängt. Als Grundlage dafür nennt diese „weite Gewaltakte zur | |
| Zerstörung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung“. Diese sieht | |
| Präsident Erdoğan durch den [1][Putschversuch vom 15. Juli], der nach | |
| Meinung der Regierung nach wie vor nicht zu Ende ist, gegeben. | |
| Der jetzt verhängte Ausnahmezustand soll für drei Monate gelten. Der | |
| stellvertretende Ministerpräsident und Regierungssprecher Numan Kurtulmuş | |
| sagte am Donnerstag, die Regierung gehe aber davon aus, bereits nach 45 | |
| Tagen wieder zur Normalität zurückkehren zu können. | |
| Wichtigster Punkt für Erdoğan ist, dass er nun per Dekret durchregieren | |
| kann. Die Dekrete erlangen sofort Gesetzeskraft, werden später vom | |
| Parlament mit einfacher Mehrheit bestätigt und können nicht vor dem | |
| Verfassungsgericht angefochten werden. Damit hat Erdoğan in etwa die | |
| Machtfülle, die er mit seinem Präsidialsystem auf Dauer anstrebt. | |
| Während des Ausnahmezustands können nach Artikel 15 Grundrechte | |
| eingeschränkt oder ausgesetzt werden. Dazu gehören insbesondere die | |
| Versammlungsfreiheit – keine oppositionellen Demonstrationen mehr –, die | |
| Unversehrtheit der Wohnung – es können jederzeit Hausdurchsuchungen ohne | |
| richterlichen Beschluss durchgeführt werden –, die Pressefreiheit – | |
| Zeitungen und Rundfunk können geschlossen oder zensiert werden – und die | |
| Bewegungsfreiheit. Aus- oder Einreise können verboten oder eingeschränkt | |
| werden, was schon jetzt bei bestimmten Gruppen geschieht. | |
| Der Ausnahmezustand ist weniger restriktiv als das Kriegsrecht und wird | |
| auch nicht vom Militär, sondern von zivilen Provinzgouverneuren | |
| durchgesetzt. | |
| 21 Jul 2016 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Putschversuch-in-der-Tuerkei/!5325490 | |
| ## AUTOREN | |
| Jürgen Gottschlich | |
| ## TAGS | |
| Recep Tayyip Erdoğan | |
| Schwerpunkt Türkei | |
| Ausnahmezustand | |
| Putschversuch | |
| Recep Tayyip Erdoğan | |
| Schwerpunkt Türkei | |
| Recep Tayyip Erdoğan | |
| Schwerpunkt Türkei | |
| Schwerpunkt Türkei | |
| Recep Tayyip Erdoğan | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Das war die Woche in Berlin II: Berlin ist nicht die Türkei | |
| Die türkeistämmige Community lässt sich von Erdoğans politischen Eskapaden | |
| nicht beeindrucken – zumindest bisher nicht. | |
| Nach Putschversuch in der Türkei: Erdogans Demokratiegefasel | |
| In der EU mehren sich Stimmen, die sich für einen Stopp des | |
| Beitrittsprozesses aussprechen. Erdogan verkündet einen Gedenktag. Der | |
| Ausnahmezustand tritt in Kraft. | |
| Debatte Erdogan nach dem Putschversuch: Die Türkei, wie sie ihm gefällt | |
| Präsident Erdoğan baut sich sein Land so zusammen, wie er es will. Statt | |
| einer EU-Mitgliedschaft strebt er ein islamisches Bündnis an. | |
| Rechte-Abbau in der Türkei: Erdoğan verhängt Ausnahmezustand | |
| Erst Putschversuch, dann Verhaftungen und Entlassungen. Nun regiert Erdoğan | |
| per Dekret – will aber die Demokratie beibehalten. | |
| Repression in der Türkei: Die Verfolgungswelle rollt | |
| Nun nimmt die Regierung verstärkt Lehrer und Hochschuldozenten ins Visier. | |
| Universitätsangestellte dürfen nicht mehr ausreisen. | |
| Putschversuch in der Türkei: Eine dramatische Nacht | |
| Der Umsturzversuch ist gescheitert, es gab über 200 Tote und knapp 3.000 | |
| Festnahmen. Präsident Erdoğan kündigt ein hartes Vorgehen an. |